Die Handschrift Iakob Böhmes. Urschriften und Abschriften. Selbstanzeige von Werner Bubbecke in Göttingen. Die herzliche Aufnahme, die ich im Böhme-Gedenkjahr 1924 in Görlitz gesunden hatte, bedeutete für mich die Verpflichtung, meinen Böhme-Freunden eine in den Anfängen begriffene Böhme-Bibliographie alsbald fertig vorzulegen. Hatte ich mir zunächst die Sammlung von Literatur über den Görlitzer Mystiker angelegen sein lassen, so sah ich doch bald, daß ohne den Nachweis und die Beschreibung der bisher erschienenen deutschen Ausgaben und der Übersetzungen Böhmes meiner Bibliographie gleichsam das Fundament und Hauptstück fehlen würde. Aus Bibliographien und Sammelkatalogen, durch Rundfragen an deutschen und ausländischen Bibliotheken sowie auf Reisen stellte ich nun fest, was es an Böhme-Ausgaben gab oder gegeben hatte, und wo sich solche befanden. Ich ruhte nicht, bis ich alle verfügbaren Bücher in Händen gehabt hatte und authentische Beschreibungen von ihnen besaß. Jetzt war mein Zettel-Manuskript so umfangreich geworden, daß es geboten schien, diesen Teil der Bibliographie, der die Werke enthielt, für sich erscheinen zu lassen. Warum sollte ich aber nicht ganze Arbeit machen und den Böhme-Drucken noch ein Verzeichnis der Handschriften beifügen, von denen es ja nicht allzuviele gab; Richard Jecht hatte sich schon zum Gedenkjahr 1924 um ihre Feststellung bemüht. Und wenn er auch die Frage nach der Urschrist Böhmes hatte offen lassen müssen, so war es doch vielleicht möglich, einige Manuskripte wenigstens als Abschriften sicher zu bestimmen und sie im Verzeichnis als solche kenntlich zu machen. In der Tat, mit Hilfe eines einfachen Verfahrens ließen sich unter den Wolfenbütteler Manuskripten, die ich zuerst vornahm, eine ganze Reihe von Abschriften nachweisen. Ich untersuchte nämlich die durchstrichenen Stellen im Text und konnte viele Streichungen daraus erklären, daß der Kopist beim Abschreiben in die falsche Zeile geraten war. Bei einigen Handschriften lag der Fall anders; es gab Korrekturen, die ebenso für ein Original wie für eine Abschrift sprachen. Wie war hier Gewißheit zu bekommen? Wenn es gelänge, sagte ich mir, statt weniger Wörter eine längere Stelle zu finden, die gestrichen ist und sich anderswo nicht wiederholt — dann wäre der Nachweis der Urschrift erbracht. Und in der „Enadenwahl" fand sich eine solche Stelle, die erste Fassung eines im Folgenden erst völlig entwickelten Gedankens. Es hat sich später herausgestellt, daß kein anderes der aufgefundenen Originale im Text eine größere Änderung ausweist, daß also keines