Nr. L. 11. Jahrgang Beilage zum General-Anzeiger. Februar 1934. FastnaMsgebräueke lm Lrrgeblvge. Während die Weihnachtssitten droben in den Bergen des Erzgebirges von Znng und alt, von hoch und niedrig, besonders in den letzten Jahren wieder eifrig gepflegt und aufgefrischt werden, sind eigenartige in der Zeit der Fast nacht — oder wie der Gebirgler sich auszudrücken pflegt —„Fosnd" — üblich gewesene Gebräuche hier und da vergessen, manche allerdings auch noch sehr erhalten. Nach den vorhandenen schriftlichen Ueberlieferungen und Aufzeich nungen der Chronisten zu urteilen, waren die betr. Gebräuche um die Zeit des dreißigjährigen Krieges gang und gebe, während nach demselben die soge nannten Fastnachtsspiele gänzlich verschwanden. So gab es u. a. im 17. Jahr hundert droben im Obererzgebirge, und da besonders in den Orten wo Berg bau getrieben wurde, Fastnachtsspiele der Bergleute, Spiele. Lie man in jener Zeit alljährlich sehnsüchtig erwartete, und dann unter allseitiger Beteiligung ausführte. Wie die Chronik berichtet, kamen hin und wieder „wilde Waldgesellen" aus den unwegsamen Wäldern bis herein an die stückigen, dürftigen Waldhütten um ihren „Umgang" zu machen. Später entwickelten sich die üblichen Fast nachtsaufzüge, die noch hier und da in manchen Orten des Vöhmerlandes ge bräuchlich find, jedoch unter besserer Zusammensetzung und Ausführung. ES verkleideten sich früher von den Gebirgsbewohnern bei einem solchen Fastnachts spiel gewöhnlich zwei Männer, die sich dazu erboten oder ausgewählt wurden. Während sich der eine in Reisig, dürres Moos und „Borst" (Grasgestrüpp) mummte, kleidete sich jener Geselle in Stroh. Beide vermummten Gestalten wurden nun unter Gespött und Gelächter auf den Straßen und Gassen des Ortes umhergeführt, darauf umhergehetzt und umhergejagt und wie gewöhnlich Wild „scheinbar erschossen". Es ging dabei allerdings manchmal recht wild her. Die „zu Tode Getroffenen" wankten und taumelten unter allerlei Grimassen bin und her und bespritzten mit dem unter ihrem Gewände verborgenen, in Schweinsblasen gefüllten Blute eines vorher geschlachteten Tieres die Um stehenden, die in lautes Gelächter ausbrachen und nach allen Seiten ansein- anderstoben. Darauf fielen diese beiden „Helden des Tages", wenn sie ihr Leben — freilich nur zum Scheine — „ansgehaucht", lautlos hin auf die Erde,