XI-III. Jahrgang 1935 Nr. 1-2. ——— Von diesen Blättern erscheinen jährlich 4 Hummern. Bestellpreis für den Jahrgang 6 Mark. Die Vereinsmitglieder erhalten die Blätter unentgeltlich. Unbekanntes aus dem Nachlaß Max Maria v. Webers über seine Vaterstadt Dresden Mitgeteilt von vr. pdil. Lerbert Pönicke, Dresden Max Maria v. Weber, der älteste Sohn unseres gro ßen deutschen Komponisten Carl Maria v. Weber, wurde am 25. April 1822 in Dresden geboren. Als 1835 der erste Eisenbahnzug in Deutschland fuhr, war Max Maria v. Weber einer von denen, der die Bedeutung des Ereig nisses ahnte. In frühester Jugend kam er mit den Helden unseres deutschen Eisenbahnbaues in Berührung. Carl Theodor Kunz, Johann Andreas Schubert, Fried rich List waren Männer, denen Weber große Anregun gen für seine technische Lausbahn verdankte. In England war er bei George Stephenson tätig, um reich an Er fahrungen 1845 nach Sachsen zurückkehren zu können. Seit 1850 weilte er wieder in Dresden als Staats- telegraphen- und Eisenbahndirektor. Die nun folgenden beiden Dresdner Jahrzehnte waren die reichsten und glücklichsten in seinem Leben. Haus und Herd hatte sich Weber in anmutender Weise gestaltet. Er besaß und bewohnte in der Papiermühlengasse eine kleine Villa, die er 1870 während des deutsch-französischen Krieges dem sächsischen Kriegsministerium für Lazarettzwecke überließ. Später wirkte Weber als technischer Referent im österreichischen und zuletzt im preußischen Handels ministerium. In dieser Eigenschaft hat er das vorgesehene deutsche Wasserstraßennetz in großzügiger, fester Planung entworfen. 1881 starb er als Geh. Negierungsrat in Berlin. Auch in Max Maria v. Weber lebte das künstlerische Empfinde» seines Vaters. Leidenschaftlich hat er sich schriftstellerisch um die Hebung des Ingenieurstandes und Weiterbildung gesunden technischen Geistes be müht. Daß er glänzend, ja hinreißend schrieb, ist all gemein anerkannt worden. Mit großer Liebe hing er an seiner Vaterstadt Dresden — wie die nachfolgenden Aufsätze beweisen — und schied von ihr 1870 schweren Herzens, da ihm „eine entsprechende und wirksame Ver wendung seiner Erfahrung und genügende Ausnützung seiner Kräfte in der Generaldirektion Dresden der Kgl. Sächs. Staatseisenbahn nicht gewährleistet werden konnte". Nachfolgende Ausführungen stammen aus seinem Nachlaß. Sie sind noch nicht veröffentlicht worden. Dresden als Kunststadt (geschrieben um 1850). Dresden liegt in einer Gegend, die jährlich Tausende von fröhlichen und Erheiterung suchenden Menschen in seine Mauern zieht und geeignet ist, mit ihrem heiteren Glanze jedes empfängliche Künstlerherz zu füllen und frisch zu erhalten. Die Hauptverkehrswege Deutschlands von Norden nach Süden, von Osten nach Westen, kreu zen sich vor seinen Toren, fast jeder, der von Nord und Ost, Genesung suchend, nach den Heilquellen Böhmens oder nach den frohen Ilfern des Rheins will, ist gezwun gen, die freundliche Stadt zu berühren. Kunftschätze, fast ohnegleichen an Menge, ganz ohnegleichen an Reichtum der vertretenen Richtungen stehen als ernste Lehrer und Mahner in unseren Museen und sind, indem sie seit Jahrhunderten Dresden zu einem Mekka für die Gläu bigen der Kunst gemacht haben, ein treffliches Mittel geworden, durch Herbeiziehen zahlreicher Fremder, pe kuniär die heimische Kunst zu stützen. Den materiellen