Wochenblatt Preis: »iereeljäh» rt»e Pränumeration » >>gr. in « Hau«, s n-r. bei Abho» tun- in der Expe» dirion. für Zschopau und Umgegend. (Jeden Sonnabend eine Nummer.) JnsereionSgebühren wrrben bi« L«il« oder deren Raum mit i ngr. berechn«. M 25. Sonnabends, den 24. Juni 1854. Ein braver Mann. Am 23. Mär, 1852, zehn Uhr Morgens, ent stand Feuer in dem kaiserlichen französischen Thea ter zu Moskau, in welchem hundertundfünfzig Menschen wohnten und welches mehr als tausend beschäftigte. Die Flammen verbreiteten sich mit solcher Schnelligkeit, daß sechszig Zöglinge des Konservatoriums, welche gerade der Tanzstunde beiwohnten, nur mit Mühe gerettet werden konn ten, einige von ihnen wurden verwundet und zer quetscht. Einige Kinder wurden aus den Fen stern geworfen und von den Untenstehenden auf Bettlaken aufgefangen. Der dichte Rauch lähmte die Anstrengungen der Dpritzenmänner, und in drei Stunden war das Gebäude eine schwarze Ruine. Eilf Menschen kamen um, und einige entgingen dem Tode nur durch ein Wunder; un ter diesen war ein Mann, welcher durch eine Handlung des HeldenmuthS gerettet wurde, über den wir im Folgenden näher berichten wollen. Basile Gavriloff Marin, ein Leibeigener der Krone aus dem Dorfe Evselevala und von Gewerbe ein Kupferschmied, kehrte im Anfang März von einem Besuche seiner Familie in sei nem Dorfe nach St. Petersburg zurück. Er kam mit zehn seiner Gefährten in der Nacht des 11. <23.) März in Moskau an. und da der Zug schon abgefahren war, waren sie genöthigt, die Nacht dort zu bleiben bis 3 Uhr deö nächsten Nachmittags. „Die Dorfbewohner sind neugierig," erzählte MLrin selbst, „und da wir vorher nie in Moskau gewesen waren, so beschlossen wir. alle Merkwürdigkeiten jener alten Stadt zu besehen. Wir traten in die Kathedrale von Maria Himmel fahrt und küßten alle ihre heiligen Reliquien. Wir bestiegen den Gipfel des ThurmeS von Jvan- Veliky und gingen dann auf den Vogelmarkt. Hier hörten wir, daß ein schreckliches Feuer wüthe — daß daS große Theater in Flammen stehe. Da eS erst Mittag war, beschlossen wir, es an zusehen und eilten nach dem Orte." Sie erreichten ihn gerade, als das Feuer am stärksten wüthete: das Theater brannte von innen heraus und die Flammen, welche sich rasch ver- ^'ten. schlugen mit wilder Wuth aus dem Fenstern. Als das Feuer aus- """" d«i Arbeiter auf der Spitze d,S Gebäudes beschäftigt: es erreichte sie so schnell, daß ste nur Zeit hatten, aus einem Fenster das Lach zu erreichen; sie eilten wahnsinnig umher, ohne eine Hoffnung zur Rettung, von Flammen umgeben, welche ihnen in jedem Augenblick nä her traten. Zwei von ihnen warfen sich in wil der Verzweiflung vom Dache und stürzten todt auf das Pflaster nieder. Der Dritte blieb, und '«ne. fast erstickt vom dem Rauch, m» Hülfe auf eine Weise, welche Todesangst in die Herzen Aller brachte, die ihn hörten. Sein Tod schien unvermeidlich. Es war keine Leiter lang genug, um das Dach deö Gebäudes zu erreichen, und der Unglückliche hatte nur die Wahl, durch die Flammen umzukommen, oder hinunter zu sprin gen, wie seine Gefährten. Aber selbst in dieser äußersten Noth verließ ihn sein Vertrauen nicht und er suchte einen Zufluchtsort auf der Seite, wo der Wind die Flammen von ihm fortblies. Marin und seine Gefährten waren während dieser ganzen Zeit Zuschauer der Scene. — „Ich schwieg," sagt Märin. „aber mein Herz schlug schmerzlich und ich fragte mich, wie ich diese arme Seele retten könne. — „Kameraden," rief plötzlich der brave Bursche. „wartet hier auf mich, bis ich versucht habe, jenen Mann zu ret ten." — Seine Gefährten sahen ihn überrascht an, aber ohne ihm von seinem Vorsatze abzurathen. — „Gott sei mit Dir," sagten sie, „denn eS ist eine gute That, welche Du thun willst" —Ohne noch einen Augenblick zu verlieren, näherte sich Marin den gegenwärtigen Behörden, und bat um die Erlaubniß, einen. Versuch machen zu dürfen, den Mann von dem schrecklichen Tode, welcher ihn bedrohte, zu erretten. Nack erhaltener Erlaub niß warf er seine Mütze und seinen Rock von Schaffellen von sich und übergab diese Sachen der Sorge der Polizei. Von seinem Bruder be gleitet und mit einem starken Stricke versehen, eilte er zu einer Leiter, welche an der Mauer stand, welche aber daS Dach lange nicht erreichte. Märin macht« daS Zeichen des Kreuzes und stieg