DER REICHSTAG Vier Jahre sind verflossen seit Meister Henlein aus Dänemark Kunde vom flüchtigen Bruder erhielt. Eine kurze Zeitspanne nur im Leben der Völker, doch das Bild der Welt hat sich in diesen wenigen vier Jahren grundlegend verändert. Im Sachsenland nagelte im Jahre 1517 ein Augustiner seine Thesen an die Tür der Schloßkirche zu Wittenberg. Ein Mönchs gezänk schien’s zuerst, doch immer weitere Kreise hat der Streit gezogen und nun ganz Deutschland ergriffen. Zu Beginn des Jahres 1519 hat der römische Kaiser Maximilian die müden Augen für immer geschlossen und mit ihm ward das Mittelalter zu Grabe getragen. Sein Enkel Karl, fast noch ein Knabe, ist ihm in der Herr schaft gefolgt und gebietet über ein Reich, in dem die Sonne nicht untergeht. Umfangreicher als das Im perium des großen Karl ist das Gebiet, das in Europa unter dem Zepter des jungen Herrschers steht. Länder von kaum faßlicher Größe gehorsamen und zinsen ihm jenseits des Ozeans; die Länder einer neu entdeckten Welt, aus denen sich ein steter Goldstrom nach Europa ergießt, durch Spanien flutet und seine Ausläufer bis in die deutschen Reichsstädte entsendet. Eine Universalmonarchie wie der erste Karl sie einst geschaffen hatte, wie die Kaiser aus den Ge schlechtern der Ottonen und Staufer sie Vergehens er strebten, ist unter dem Zepter des fünften Karl ver einigt. Wird er das neue Weltreich Zusammenhalten und regieren können? Das ist die Frage, welche die Besten im Reiche bewegt. G7