Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.07.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-07-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188007175
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800717
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800717
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-07
- Tag1880-07-17
- Monat1880-07
- Jahr1880
-
-
-
4260
-
4261
-
4262
-
4263
-
4264
-
4265
-
4266
-
4267
-
4268
-
4269
-
4270
-
4271
-
4272
-
4273
-
4274
-
4275
-
4276
-
4277
-
4278
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.07.1880
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Erscheint »glich früh SV. Uhr. Ach«««, «» «epeM«, JvhanmSgastr »3. H«chß«lde» der LeSattttar vormittags io-12 Uhr. Nachmittags 4—« Uhr. 8>r dt« RLcksLd« ^n«jandt« vtaoo» Mt»t« «cht gq dl« »cdocNs« nicht ie Ser sü^ die nächst- Kummer bestimmten ... an Wochentagen bis Nachmittags, an Soun- esttageu früh bis'/.9 Uhr. L* Seo Mate, f»r Z,^ A-oahmr: Miprigcr.Tagcblatl Anzeiger. Orzin für Politik, LMgWchte, Handels- nid Geschäftsverkehr. «»fl-p ir.ts«. Lbs»«»e»t»»rtt» Viertels. «'/.ML, incl. Bringerlvhn S ML. durch die Post bezogen 6 ML Jede einzelne Nummer 2L Pf- Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» Ohne Postbesvrderung 3S ML Mit Postbrförderung «8 ML Lnstratr Sgesp. Petttzeile 20 Pf. GriHere Schriften laut PrelSverzelchmß — Tab Satz nach höherem Tai Ueetmne, mitrr de« ittdaettmußchtz die Spaltzeile 40 Pf. Inserate find stäs an d. «weM» z» sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlmm pinenmn»»«» r durch Pofivorschuß. oder 224. Sonnabend den 17. Juli 1880. 74. Jahrgang. Zw gefälligen Veachlmg. Unsere Expedition ist morgen Sonntag den 18. Juli nur Vormittags bis 1.9 Uhr geöffnet. Bekanntmachung. Wir beabsichtigen, in nächster Zeit die Nürnberger Straße auf dem Tratte von der Sternwattenstraße biä zur HoSpitalstraße neu pflastern zu lasten, und ergeht deshalb an die Besitzer der angrenzenden Grund stücke und bez. an die Anwohner hierdurch die Aufforderung, etwa beabsichtigte, den bezeichneten Straßen- tratt berührende Arbeiten an den Privat«GaS- und Wasserleitungen und Beischleußen ungesäumt und jedenfalls vor der Neupflasterung auSzuführen, da mit Rücksicht auf die Erhaltung eine- guten Straßenpflasters dergleichen Arbeiten während eine- Zeitraumes von fünfJahren nach beendeter Neupflasterung in der Regel nicht mehr zuaelaffen werden. Nicht minder werden die Erstgenannten unter Verweisung auf unsere Bekanntmachungen vom 8. Januar 1877, vom 29. Mürz 1879 und 3. Mai 1880 aufgefordert, bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu «0 Xi oder der sonst in den gedachten Bekanntmachungen angedrohten Nachtheile die Unterführung der htraufen mittelst besonderer Fallrohrschleußen unter den Fußwegen hindurch in die Hauptschleuße der che rechtzeitig bewirken zu lasten, und spätesten- bis zum 2. August d. I. dies bei uns zu beantragen. Leipzig, am 16 Juli 1860. Der «attz ber «tabt Leipzig. vr. Georgi. vr. Wangemann. Bekanntmachung. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntlich, daß von Montag den 19. d. M. ab die Spülung der igröhren deS städtischen WasterleitungS-RöhrennetzeS vorgenemmen werden wird. Ueipzrg, den 18. Juli 1880. Der «ath her Stadt Lechzt,. vr. Georgi. Stöß. Bekanntmachung. Die Lieferung von 417 laufende Meter 28k Millim. im Lichten weiten WasterleitungSröhren, sowie daS Verlegen derselben ist vergeben und werden die unberücksichtigt gebliebenen Herren Submittenten hiervon in Kenntniß gesetzt. Leipzig, am 1«. Juli 1680. Der «attz her Stahl Lechzt,. ' " ' "r. Wan vr. Georgi. vr. rngemann. Heinrich von Sybel. ES ist ein schmerzliche- Gefühl für den TageS- chrvuistm, eine» hervorragenden, in der vollen Kraft de- Geistes und de- Charakters stehenden Manu au- dem öffentlichen Leben scheiden zu leheu, denn unsere Zeit ist nicht eben reich an eigenartig angelegten Politikern. Zu diesen Män nern gehört Heinrich von Sybel. Nicht länger wird der verehrte Mann die Stadt Magdeburg im preußischen Landtage vertreten, nicht länger wird seine unermüdliche Feder im Dienste der na tionalen Sache gegen den rheinischen Ultramon- taniSmuS stehen. Wir haben de- Schreiben- Er wähnung gethan, welche- die Niedertegung seine- Mandate- aussprach — eS hat allgemein und schmerzlich die deutsche Nation berührt. Jetzt er läutert auch Herr von Sybel in einer ausführ lichen Darlegung a» seine rheinischen Freunde seine Stellung zu der kirchenpolitischen Vorlage. Zunächst recapitulirt der Verfasser die Haupt- gesicht-puncte der von ihm im Abgeordnetenhause gehaltenen Rede, geht aber über die dort eingehal- lenen Grenzen hinaus, indem er die Gesetze über die Ausbildung der Geistlichen, über die Verwal tung der erledigten BiSthümer einer sehr scharfen Kritik unterzieht. Bedenklich erscheint uns indessen folgende Aeußerung dieses sonst so mannhaft« Kämpfer- gegen den ZesuitiSmuS. Heinrich von Sybel sagt wörtlich: „Gewiß keiner von unS will ein Covcordat, keiner will irgend etwa-, was dem Vertrage mit einer auswärtigen Macht über unser innere- Staat-recht ähnlich sähe. Dabei aber be steht unabänderlich die Thatsache — und wie man weiß, giebt eS kein steifere» Dmg als eine That- sache — daß der kirchliche Friede in Preußen erst dann in Wahrheit hergestelll sein wird, wenn die Staat-regieruna da- Aufhören einer activen Feindseligkeit der Curie gegen unsere Gesetze bewirken kann. Wollen wir den Frieden, so wüsten wir der Staat-rezierung vie Mittel zu einer solchen Einwirkung geben. Und diese Mittel heißen» nach dem höchst unver dächtigen Zeuguiß der Curie, di-cretiouaire Be- So gewiß im inneren Staatsretht feste, Regeln, so gewiß stad im internationalen kehr elastische volmachteu unerläßlich. Alles kommt darauf au, bei eiuer Frage von solcher Doppelnatur, wie ein I.rchenpoUtischer Streit auf römisch-katholischem Gebiete e« ist. diese beiden daß mit ihm Kürst Bismarck einen erste» Schritt in der angegebenen Richtung gethan hat, scheint mir seine Uederlegenheit au durchdringender Ein sicht über alle seine Kritiker von rechts und link- m gleichem Maße darzuthuu, wie sie sür seine nicht minder viel gescholtene Politik von 1863, 1864 und 1866 bald genug der überwältigende Trsolg über jede» Widerspruch erhoben hat." Wir können, wa- uus anbetnfst, diese Bewunderung -er BiSmarckstchen Arrcheupolitik nicht theilea; wir wollen aber dennoch nicht verabsäumen, auf die gesammte Wirksamkeit Heinrich von Sybel'- mit einigen anerkennenden Worten binzuweisen. Mit der Niederleguna seines Magdeburger Man dat- tritt Herr von Sybel bereit- zum viertel Mal von der parlamentarischen Thätizkeit zurück. Bereits im Jahre 1847 ward er, kaum 30 Jahre alt, von der Universität Marburg, welcher er da mals angehörte, in die kurhcssische Ständever- sammlnng gewählt, in welcher er dem constitutio nellen Centrum angehvrte. Im Jahre 185V wählte ihn ein hessischer Kreis auch in da- Er furter Parlament, wo er sich der sogenannten Gothaer Partei anschloß. Nachdem er von Mün chen au-, wo er seit 1856 eine Professur bekleidet, im Frühjahr 186l an die Universität Bonn zurück- berufen war (welcher er schon 1844—45 als außer ordentlicher Professor angehört hatte), war ihm bereit, i» Hervst desselben Jahre- ein Mandat zum preußischen Abgeordnetenhause zugedacht; eS stand seiner Wahl jedoch, nachdem Herr v. Sybel durch mehr als zehnjährigen Aufenthalt außerhalb Preußen- seine Staatsangehörigkeit ver loren und noch nicht wieder ein volles Jahr dem preußischen StaatSverbande angehört hatte, der tz. 29 der Wahlverordnung vom 30 Mai 1849 entgegen. Beiläufig bemerkt, gilt diese Bestimmung nun seit länger als 30 Jahren gemäß Art. 115 der Verfassung-urkunde provisorisch an Stelle des Art. 74 der letzteren, welcher eine dreijäh rige Staatsangehörigkeit erfordert. Nach der Kammerauflösung vom März 1862 wurde Herr v. Sybel im Mai desselben Jahre-, nachdem da» Hinderniß durch den inzwischen vollendeten Zeit ablauf gehoben war, doppelt gewählt und nahm da- Manvat der Stadt Crefeld an, welche- da mals schon mühsam gegen den UltramontaniSmuS erkämpft wurde und. seitdem ununterbrochen für die liberale Partei behauptet, erst in diesem Früh jahre verloren ging. nachdem die conservativ-klettkale Mehrheit die Wahl de- langjährigen Abgeordneten Scyffardt cassirt hatte Am 21. August 1862 brachte Herr v. Sybel im Abgeordnetenhaus« den Resolutiousautraa etu, „daß jede Unterhandlung über da- Fortbestehen oder die Erweiterung des Zollvereiu» nur unter der Voraussetzung statt- finde, daß dabei an den ökonomischen Grundsätzen de- deutsch-frauzvfichen Handelsvertrags festge halten, keine größere» nichtdeutsche» Gebiete in den Zollverein ausgenommen und eine zweckmäßige Organisation des Zollverein- «it rinheMicher Executive und gememsamer parlamentarischer Ge setzgebung nicht seruer hiuausgeschobe, wird." Die Fortschritt-Partei trat diesem Anträge nicht bei, weil derselbe ihre Wünsche auf Herstellung einer einheitlichen Eentralgewalt nicht befriedigte; in Folge besten wurde die am 5. September vom Hause angenommene Resolntion auf die Zollsrage beschränkt. In der Militairfrage stand Herr v. Sybel mit dem gleich ihm dem linken Centrum angehvrendru Abg. Stavenhagen unv mit Twesteu zusammen der Waldeck'schen Richtung auf Streichung der gesammten ReorganisatioaSkosten entgegen. Die drei Abgeordneten brachten zu der am 11. Sep tember 1862 beginnenden Plenarverhandlung den Antrag ein, die von der Commission in- Extra- ordinarium übertragenen Positionen mit ernem geringen Abstriche „zur ferneren provisorischen Aufrechthaltung der Reorganisation" zu bewilligen, und stimmten bei der entscheidenden Abstimmung vom 16. September mit der Minorität, welche, au- Altliberalen, den auf 12 zusammengeschmol zenen Conservativev und einem Theile der „katho lischen Fraction" zusammengesetzt, nur 68 gegen 273 Stimmen der größtenteils au» den Frak tionen der Fortschritt-Partei und deS linken Centrum- bestehenden Mehrheit zählte. In dem darauf beginnenden VerfastungSconflict gehörte Herr v. Sybel zu den entschiedensten Vertretern de- Recht-standpuncte-, auch zu den lebhaftesten Gegnern der preußisch-österreichischen Politik in Schleswig-Holstein 1863—1864. Nach der Kam merauflösung vom Herbst 1863 wiedergewählt, mußte er aber im Jahre 1864 wegen eine- lang wierigen Augenleidens sein Mandat niederlegen. Im Februar 1867 wählte ihn der Kreis Lennep- Mettmann zum constituirenden Reichstage, wo er durchgängig mit der nationalliberalen Pattei stimmte, ohne ihr formell beizulreten. Bei den Neuwahlen im Herbst 1867 unterlager durch die Stimmen der Fortschrittspartei einem Socialdemokraten und widmete sich seitdem sieben Jahre lang ausschließlich seiner wissenschaftlichen Thätizkeit, bis ihn 1874 die Stadt Magde burg wieder ins Abgeordnetenhaus wählte. Geben wir die Hoffnung nicht auf, daß der Zeit punkt nicht fern ist, an welchem Heinrich v. Sybel sich^ wiederum in den Dienst de- öffentlichen Lebens würde dem zum Segen gereichen na, wiederum m oen Lnenft oeo vfteniucyen vc> stellt. Bon Freund und Feind geachtet, w seine politische Thätiakeit, wie wir glauben, Baterlande nur zum Segen gereichen können. P-litische «edrrsich». «-1»,«» I«. Juli, lieber die Stellung der Großmächte zu den Dingen im Orient wird uns aus Verlm von guter Hand wie folgt geschrieben: „Die Nachricht, daß die Collectivnote der Con serenzmächte in Konstantinopel und Athen bereit- osficiell übergeben worden sei, trifft hier auf entschiedensten Unglauben. Sie ist namentlich au- inneren Gründen nicht wahrscheinlich. Denn wer die Thätizkeit aufmerksam verfolgt hat, welche die Cabinete von Berlin und Wien in mäßigendem und vermittelndem Sinne in allen Phasen der griechisch-türkischen Wirren bisher auSaeübt haben, der weiß, daß dieselben die peinlichste Sorgfalt auf ein gleiches Vorgehen selten- aller Mächte verwenden. Namentlich von Berlin au- wird eine besonders eifrige Wirksamkeit dahin «faltet, daß die Einmüthigkeit der Großstaaten betreff- der in Folge einer ev. Ablehnung ihrer Beschlüsse zu er greifenden Maßnahmen schon feststände, bevor Gelegenhei die Pforte -eit gehabt, eine gehabt, eine solche nung auszusprechen. (Die Uebergabe der Note seiten- de- deutschen Botschafter- in Stambul wird un- soeben telegraphisch gemeldet. D. R d. L T.) Wenn hier und da dre Ansicht ausgesprochen wurde, daß „Coercitiv-Maßregeln" erst in- Auge gefaßt werden würden, falls der Widerstand der türkischen Regierung sie nothwendig mache, so entspricht da- nur halb der wahren Sachlage. Denn sie dürften allerdings erst angewendet wer den, sobald man sich in Konstantiuopel störrisch und verblendet erweist; sie aber erst dann in Er wägung zu ziehen, wenn der Sultan die Collectiv note mit einem „Nein" beantwortet hat, heißt ge radezu diese- Nein herausfordern. ES ist nun nicht zu leugnen, daß sich seit einigen Tagen die Stellung der Mächte zu der türkisch-griechischen Angelegenheit in einer Art verschoben hat, die möglicherweise bestimmend für die nächste Zukunft werden kann. Und zwar ist e- England, dessen Rück- rua au- der anfänglich eingenommenen executions- lustigen Stellung hier sehr bemerkt wird. Man thut Unrecht, diesen Rückzug, welcher da- Tabiaet Gladstoue verständiqerweise m Reih und Glied mit deu erhaltenden Mächten Mitteleuropa- bringt, einzig und allein auf Rechnung der Reserve zu stellen, welche Frankreich bisher allen Actio»«- Plänen der Wh'greaierung gegenüber beobachtet bat. Dieses ablehnende verhalle« mag seine- Ein druck- in London nicht verfehlt haben, aber al» in erster Reihe bestimmend sür me weniger sanguinische Auffassung der Lage, der Gladstone jetzt folgt, muß der verdächtige Eifer angesehen werden, mit de« da- russische Cadmet dre whiaistische Sack und P acklheorie bezüglich de- „unaussprechlichen Tlitten" sofort iu die Praxis umzusetze» begann. Ob freiwillig, ob von seinen nüchterne» Col lege» überstimmt (das letztere gilt hier als das Wahrscheinlichere), jedenfalls hat» Glad stoue, seitdem die bulgarische Bewegung wieder Ableh- in Fluß geratben, seinem Eifer für eine zweite Auflage der Schlacht von Navarin einen Dämpfer aufgesetzt. Man giebt sich hier der Hoffnung Hw, daß diese Annäherung an den maßvolleren Stand punkt Deutschlands und Oesterreich-Ungarn-, de« auch da- Pariser Cabinet rückhaltlos zusmnmt, in Konstantinopel sich wirksamer erweisen werde al- die ursprüngliche Schroffheit de- Entweder- Oder. Da- Tine wissen die türkischen Staats männer sehr genau, nämlich daß sie die kriegerischen Drohungen Gladstone'- um de-willen nicht allzu ernst zu nehmen hätten, weil dieselben nicht blo- in England selber, sondern namentlich an dem Widerstand Oesterreich-Ungarn- schon »m Beginn scheitern würden. Sie Nüssen aber auch eben so genau, daß eine Action, welcher die letztere Macht und mit ihr Deutschland zuzustimmen m der Latze wäre, von mehr nachhaltiger und für sie Welt gefährlicherer Natur sein würde, vielleicht gerade deshalb, weil ihr alle- Theatralische und Sensa tionelle fehlte. Es kann hier mitgetheilt werden, daß die Zu sage Griechenland-, sich vor der Hand ruhig zu verhalten und sein Recht nicht mit Waffengewalt zu erzwingen, auf die directe Initiative de- Baron Haymerle zurückzuführen ist. Dieser Erfolg einer verständigen und maßvollen Politik giebt eine gewisse Gewähr sür die Zukunft, der man denn auch hier seit Kurzem mit größerer Ruhe entgegen blicken zu dürfen glaubt." Die letzten Nachrichten au- dem Re ich-laude beanspruchen ein gewisse- sensationelle» Interesse. Einer Meldung der „Elsaß-Lothringischen Zeitung" zufolge ist jetzt der StaatSrath von Elsaß- Lothringen behuf- seiner Constituirung zum 28. Juli d. I. einberufen. ES scheint sich zu be stätigen, daß da- Staat- Lothringen nicht sogleich wirv. Die Mittheilung, Aussicht, der Nachfolger werden, gilt in unterrichteten Sekretariat sür Elsaß- wieder besetzt werden Graf Luxburg Hab« de- Herrn Herzog zu Kreisen al- nahe liegende Bcrmuthung, der indeß bi- jetzt «in that» sächlicher Anhalt fehlen soll. Die interimistische Vertretung de- zurückgetretenen Staats-Secretair- erm»glicht eine Hinausschiebung der Besetzung des PostenS. Wir kommen auf eine „brennende" TageSfrage zurück. Die Ungerechtigkeit der Agitation gegen da- CivilstandSgesetz ist schon oft durch statistische Nachweise überzeugend dargelegt worden. Die Orthodoxie führt gegen dasselbe gewöhnlich als Hauptargument an, daß eS dem kirchlichen JndifferentismuS Vorschub leiste, die Bevölkerung der Kirche immer mehr entfremde und dadurch zur Siltenverwilderung führe. Die Nichtigkeit dieser Klagen wird nun wieder einmal ziffermäßig durch die badische Kirchenstatistik nachgewiesen; darnach betrug die Zahl der in Baden im letzten Jahre getauften Kinder 98 Proc. der Geborenen, d. h. es wurden fast alle Kinder, mit Ausnahme der früh verstorbenen, getauft. Von den Ehen rein evangelischer Paare wurden 97.8 Proc. kirch lich eingesegnet, von denen konfessionell gemischter Paare 85 Procent, 99.3 Procent der Verstorbenen wurden mit geistlicher Begleitung bestattet. Bou je 100 badischen Gemeinden steuern 93 sür den Gustav-Adolf-Verein und 83 für Missionszwecke. Liegen die Dinge auch nicht überall ganz so günstig wie in Baden, so weichen sie doch von der badischen Kirchenlage keine-weg» erheblich ab; überall iu Deutschland ist der religiöse Sinn in der Be- doxie uur ein Mittel zu egoistischen Zwecken ist Ueber die am Mittwoch zu Pari- stattgefuu- dene Festfeier liegen bis jetzt nur telegraphische Berichte vor, aus denen jedoch erhellt, daß die Ruhe und Ordnung nirgend- gestört wurde, viel mehr Alle- in der programmmäßig festgesetzte« Weise von Statten ging. Deu Mittelpunkt des Kcstes bildete natürlich die Uebergabe der Fahnen an die Deputationen der einzelnen Truppen theile. Sowohl diese Ccremoaie al- die ihr folgende Revue war von andauernden enthusiastischen Kundgebun gen au- der Mitte der Bevölkerung heraus be gleitet. Seiten- der städtischen Behörden waren umfassend« Vorbereitungen für Volksbelustigungen i« großen Stil getroffen worden; da- verstäadmß- volle Zusammenwilkeu aller Facloren brachte deuu auch «n iu der That wirkungsvolles Ensemble zu Wege; für Patt» war der Tag ein Fcst der Ge- sammlheit; von der Provinz gilt da« Gleiche. Die antirepubllkanischen Parteigänger hielten sich gänzlich absttt«. Konnten sie sich auch nicht zur Theilnahme an dem Feste der R publik entschließen, so besaßen sie doch hinlängliche Klugheit, um jeder demonstrative» Störung «u» dem «ege zu gehen. Kurz, die
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- No fulltext in gridpage mode.
- Show single page
- Rotate Left Rotate Right Reset Rotation
- Zoom In Zoom Out Fullscreen Mode