Leipziger Uhrmacher-Zeitung

364 LEIPZIGER UHRMACHER-ZEITUNG No. 23 waren während des ganzen Jahres gut beschäftigt, und der Absatz erfuhr eine weitere Steigerung. Die Unkosten erhöhten sich ent sprechend der gesteigerten Produktion, während die Verluste an Außenständen geringer waren als im Jahre vorher. Bei Schluß des Jahres waren in den in- und ausländischen Betrieben rund 1530 Per sonen beschäftigt. Die im vorjährigen Bericht erwähnte Anleihe ist in Höhe von 1 500000 Mk. in 4 1 / 3 %igen innerhalb 32 Jahren zu ■105% rückzahlbaren Teilschuldverschreibungen zur Ausgabe gelangt und begeben. Die Finanzlage der Gesellschaft hat dadurch die wünschenswerte Festigkeit erlangt. Die in der Generalversammlung vom 12. Dezember 1903 beschlossene Herabsetzung des Grund kapitals von 2 700 000 Mk. auf 2 250 000 Mk. ist zur Erledigung ge langt. Der erzielte Buchgewinn wurde zur Tilgung der Unterbilanz, zu Abschreibungen und zur Deckung der Anleihe-Unkosten ver wendet. Der Bruttogewinn 1903/04 beträgt 675677 Mk., die Un kosten 511 857 Mk., so daß sich also ein Betriebsgewinn von 163819 Mk. ergibt. Abschreibungen auf die Fabrikanlage werden auf 88650 Mk. bemessen, die Rückstellungen auf 12 000 Mk., so daß 63 168 Mk. zur Verfügung der Generalversammlung verbleiben. Diese fand in Breslau statt und es nahmen 12 Herren, die 1148 Stimmen = 1 148 000 Mk. des Kapitals vertraten, teil. Es wurde beschlossen, von dem 63169 Mk. betragenden Gewinn 8096 Mk. zu außerordentlichen Abschreibungen zu verwenden, ferner 50 000 Mk. dem Spezialreservefonds zuzuführen und 1914 Mk. auf neue Rechnung vorzutragen. Der gesetzliche Reservefonds wurde mit 5 % = 3158 Mk. dotiert. Die Bilanz wurde genehmigt und dem Vorstand und Aufsichtsrat Entlastung erteilt. Sämtliche Beschlüsse wurden einstimmig gefaßt. — Ueber den Ge schäftsgang im neuen Geschäftsjahre berichtet Direktor Bühler, daß die ersten 372 Monate sich sehr gut angelassen haben. Die Verladungen seien um 15 %_ und die Aufträge um 30% gegen das Vorjahr gestiegen. Wenn die Besserung weiter anhalte, könne man pro 1904/05 ein günstigeres Resultat erwarten. Die Firma A. Eppner & Co., Uhrenfabrik, Silberberg, hat sich ent schlossen, ihre Betriebseinrichtungen zu vergrößern und das Unter nehmen in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung unter der Firma Uhrenfabriken A. Eppner & Co., G. m. b. H., umzuwan deln. Der Vorstand der Gesellschaft setzt sich zusammen aus den Herren Eduard Eppner, Albert Eppner und Max Schwarz. Die letzte Neuheit der rührigen, vorwärtsstrebenden Firma Jos. Eichholz in Remscheid ist ein Ringriegel mit Maßabstufung, der ihr durch Gebrauchsmuster geschützt ist. Durch die Einführung dieses Werkzeuges erübrigt sich der Ringstock. Der Firma Louis Müller &. Co. in Biel hat die Jury der Weltaus stellung in St. Louis individuell für ihre Uhren mit Marken DIDO und ASTER die goldene Medaille und kollektiv für die Bern steinausstellung den „Grand Prix“ zuerkannt. Die Firma J. F. Weule, Bockenem, hat, wie sie uns mitteilt, eine in ihrer Art einzig dastehende Uhranlage auf Anregung Sr. König lichen Hoheit des Prinzen Heinrich von Preußen für dessen Gut Hemmelmark bei Eckernförde hergestellt. Bemerkenswert ist diese Uhranlage durch den Umstand, daß in dem Herrenhause, an welchem die Glocke hängt, keine mechanische LThr angebracht werden durfte. Sie mußte daher mit elektromagnetischem Fernschlag eingerichtet werden, der mit einem entsprechenden Hammerwerke an der Glocke in Verbindung steht und seine elektrische Energie aus der vor handenen Akkumulatorenbatterie schöpft. Die Uhr steht in weiterer Entfernung von der Glocke und betreibt auch ein größeres Zeiger werk auf elektrischem Wege. Der Schlag erfolgt auf eine eigen tümlich geformte siamesische Glocke nach „Glasen“. Mancher hat in Reisebeschreibungen wohl schon von „Glasen schlagen“ gelesen, ohne recht zu wissen, wie er sich das zu denken habe, und es wird ihm deshalb folgendes zu wissen erwünscht sein: Der Tag wird eingeteilt in 6 Wachen und jede Wache hat 8 Glas. Beginnt nun z. B. eine Wache um 12 Uhr, so ist V„l Uhr 1 Glas, 1 Uhr ist 2 Glas, %2 Uhr ist 3 Glas und schließlich 4 Uhr 8 Glas. 1 Glas wird an der Schiffsglocke von dem Posten mit einem Schlage an gezeigt, 2 Glas mit einem einfachen und endlich 8 Glas mit vier Doppelschlägen. Der Ausdruck „Glas“ oder „glasend schlagend“ stammt noch aus alter Zeit, als man auf den Schiffen die heutigen modernen Chronometer noch nicht kannte. Man behalf sich noch mit Sanduhren, die eine halbe Stunde liefen, und bei jedesmaligem Drehen rief die Wache 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 Glas, je nach der Zahl der erfolgten Drehung. Es dürfte dieses wohl die erste derartige r ln Deutschland sein und daher allgemeines Interesse haben. Badische Uhrenfabriken Akt.-Ges., Furtwangen. Der Geschäfts bericht für 1903/04, dessen Ergebnisse wir unten mit denen der \ orjahre vergleichen, teilt über den Verlauf des Betriebsjahres mit, daß die Gesellschaft während des ganzen Jahres mit Aufträgen reichlich versehen war. Verschiedene Erweiterungen seien erforder te? gewesen. Der Fabrikationsgewinn hat sich um Mk. 11 867 er- oht Die Unkosten hielten sich auf Höhe des Vorjahres; auch zu Schreibungen wurde wieder etwa der vorjährige Betrag verwandt darunter Mk. 6000 (i. V. Mk. 7000) für Delkrederekonto Aus dem um Mk, 11 094 höheren Reingewinn werden 5 % Dividende verteilt gegen 4% im Vorjahr. 1901/02 1902/03 1903/04 Aktienkapital 1 Mill. 1 Mill. Vortrag . . . 65 511 1 113 Fabrikationsgewinn . . . ... 202885 232974 244 841 Unkosten . . . . ! 146466 133064 133 352 Abschreibungen .... . . . 24367 57145 58231 Reingewinn . . . 32117 43277 54 371 Reserve ... 1606 2164 2719 Dividende . . . . 1 30000 40000 50 000 In Prozenten ... 3 4 5 Vortrag . . . 1 511 1 113 1 652 Auf Immobilien kamen im Berichtsjahre Mk. 3649 in Zugang, für Maschinen Mk. 52 672. Bei Mk. 1 Million Grundkapital und Mk. 243 200 Obligationenschuld betrugen bei Schluß des Geschäfts jahres die Verbindlichkeiten an Darlehen zweier Aktionäre Mk. 77 131 (i.V. Mk. 96301) und verschiedene Kreditoren Mk. 11250 (Mk. 93887). Andererseits wird ein Bankguthaben von Mk. 8092 (Mk. 11 344), Wechsel von Mk. 58 617 (Mk. 44 332), Debitoren von Mk. 137 997 (Mk. 141 050) und Vorräte von Mk. 494710 (Mk. 438 160) ausgewiesen. In Filialen sind Mk. 231410 (Mk. 331857) investiert. Die Immobilien Furtwangen und Gütenbach stehen mit Mk. 319334 (Mk. 318816) zu Buch, Maschinen mit Mk. 263373 (Mk. 221 421). Der Reserve fonds wird künftig Mk. 24309 betragen. Seit Beginn des neuen Geschäftsjahres ist die Gesellschaft gut beschäftigt; die Verwaltung hofft auf Andauer des Geschäftsganges. Neuetablierungen und Geschäftsveränderungen. In Waldheim er- öffnete Herr Albert Kuß ein Uhren-, Gold-, optisches und Alfenide- warengeschäft. — Herr Robert Lippert hat in Braunschweig ein Uhren- und Goldwarengeschäft eröffnet. — In Recklinghausen eröffnete Herr Alois Krannich ein Uhren-, Gold- und Silber warengeschäft. — In Berlin, Badstraße 9, eröffnete Herr Friedr. Balz er ein Uhren-, Gold- und Silberwarengeschäft. — Herr Chr. Kuhlmann hat in Seehausen i. A. das Uhren-, Gold- und Alfenide- warengeschäft von H. Richard übernommen, welches er unter der alten Firma fortführt. — In Lübeck eröffnete Herr P. Höft eine Uhren-, Gold- und Silberwarenhandlung. — Herr H. Kran eher in Bochum hat dortselbst Friedrichstraße 20 ein Zweiggeschäft er öffnet. — In Stettin hat Herr Hans Warpakowski ein Uhren-, Gold- und Silberwarengeschäft eröffnet. — Herr Adolf Sieberg etabliert in Hamburg, Rentzelstraße 9, ein Uhren-, Gold- und Silberwarengeschäft. Personalien Frau Elise Diebener f. Die Umstände rechtfertigen es, daß wir des Hinscheidens der Gattin des Herausgebers der Leipziger Uhrmacher-Zeitung auch im redaktionellen Teile gedenken. War sie doch nicht nur die um sein Wohl besorgte Frau und die verständnisvolle Erzieherin und Mutter seiner Kinder, sondern zugleich seine treue und verständige Mit arbeiterin in seinem vielverzweigten Geschäfte. Namentlich in den ersten schweren Jahren der Gründung der Leipziger Uhrmacher- Zeitung stand sie ihm mit unermüdlicher Arbeitskraft zur Seite, und wenn dies auch in der Öffentlichkeit wenig bemerkt wurde, so war sie doch bis zuletzt in enger Fühlung mit dem Unternehmen, so daß sie mit den Verhältnissen des Uhrenfaches vollkommen ver traut war, namentlich über eine bedeutende Personenkenntnis ver fügte, was sie zur wertvollen Ratgeberin und willkommenen Mit arbeiterin befähigte. Welches Ansehens sie sich auch persönlich erfreute, geht aus den zahlreichen Teilnahmebezeugungen und den reichen Blumenspenden hervor, die dem verwitweten" Gatten und den verwaisten Kindern der erst Dreiundvierzigjährigen sowohl aus Leipzig, wie aus den verschiedenen Teilen des Reiches zugegangen sind, ihr Hinscheiden hinterläßt eine Lücke, die auszufüllen über aus schwer sein wird. Vereinsnachrichten Uhrmachergehilfen -Verein Bielefeld. Zu unserer unter obiger Überschrift in voriger Nummer ver öffentlichten Notiz werden wir ersucht, zu bemerken, daß der betr. neugegründete Verein den Namen „Westfalia“ führt und sich dem Verbände angeschlossen hat. In Bielefeld bestehen demnach jetzt 2 Uhrmachergehilfenvereine.