Betreffend. Die Überbürdung der Schiller giebt Dr. Joseph König in der „Z. f. h. U.“ vom 7. März 1884 folgende Ratschläge, die sich selbst rechtfertigen: 1. Man lasse sich vor allem von der Überzeugung durchdringen, dass der Mensch arbeiten muss und dass es ihm sein Lebtag zum Heile gereicht, wenn er in der Jugend arbeiten gelernt hat. Man halte also seine Lieblinge nicht gar zu ängstlich von jeder Anstrengung fern, es ist ja immerhin möglich, dass sie einmal dafür dankbar sind. Man gebe auch die schöne, aber verschwommene Idee vom „Spielend- Lernen“ auf, eingedenk der zwar tausendjährigen aber immer noch gütigen Weisheit des Predigers: „Alles hat seine Zeit, Spielen hat seine Zeit, Arbeiten hat seine Zeit.“ 2. Man sorge auch im Hause für die richtigen hygieinischen Bedingungen und dulde nicht, dass Kinder in gesundheitswidriger Haltung oder bei schlechter Beleuchtung, die älteren Knaben wohl gar rauchend, arbeiten und sporne sie selbst dazu an, von Zeit zu Zeit die Arbeit zu unterbrechen und sich eine kleine Bewegung, z. B. Zimmergymnastik, zu machen. Solche Pausen mit Gymnastik sind auch in den Schulen mit gutem Erfolge hier und da eingeführt. 3. Man lasse ein Versäumen des Unterrichts nur in den absolut nötigen Fällen eintreten, da es ja klar ist, dass das Nachholen des Versäumten die Last der sonstigen Arbeiten noch vergrössert, um so mehr, wenn das meiste in den Schulstunden gelernt werden soll. 4. Man beschränke die Nebenbeschäftigungen, wie z. B. die oft gegen alles Talent mit erheblichem Zeitaufwande getriebene Musik und Zeichnen, wenn man merkt, dass die Schularbeiten die Kraft des Kindes hinreichend in Anspruch nehmen. 5. Man halte auch sonst den Schüler fern von den Zerstreuungen, die ihm nur die zur Arbeit nötige Sammlung wieder erschweren. Ein Abend in der Woche wird immer für Vergnügen und Erholung abfallen, mehr ist vom Übel. Feiertage und Ferien vermehren ja ohnedies die freie Zeit. 6. Man sehe auch im Hause auf richtige Einteilung der Schularbeiten und dulde nicht, dass das Kir.d mehrere Abende vertändele und unmittelbar vor Ablieferung der Arbeit bis tief in die Nacht aufsitze. 7. Man verhalte sich etwas skeptisch gegen die Behauptung des Schülers, er könne um 11 Uhr noch immer nicht zu Bette gehen, da Kinder oft schon sehr früh den Reiz einer Märtyrerrolle zu würdigen wissen. Auch hüte man sich vor der Ansicht, dass lernen und ins Buch sehen identisch sei, — sondern sei überzeugt, dass der Schüler sich besonders durch jenes blosse Hinstarren „dumm lernt.“ 8. Findet man nach Beachtung aller dieser Punkte noch immer ein Missverhältnis zwischen Arbeit und Leistungsfähigkeit des Schülers, so lasse man ja nicht voreilig grosse Dosen von dem Gifte Nichtsthun reichen, sondern gehe stracks zum Lehrer, am besten zum Ordinarius, um mit ihm Rücksprache zu nehmen. Es wird sich dabei gewöhnlich heraussteilen, dass für jenes Missverhältnis eine von den folgenden drei Ursachen vorliegt: a) Übertriebener Ehrgeiz, b) Mangel an Vorbereitung oder überhaupt an Fähigkeiten, c) ein Versehen des Lehrers. Gegen falschen Ehrgeiz werden vernünftige Vorstellungen von Eltern und Lehrern ihre Wirkung nicht verfehlen. Mangelhafte Vorbereitung suche man zu ergänzen und dränge das Kind nicht gegen den Rat der Lehrer immer vorwärts in höhere Klassen, deren Anforderungen es nicht gewachsen ist. Mit einem Jahre, das man den mühsam nachhinkenden Schüler in einer Klasse zurückbehält, ermöglicht man es ihm oft, die übrigen Klassen als einer der Besseren glatt zu absolviren.