Die Niederländer in Frankfurt 161 VII. RENAISSANCE UND BAROCK Die Niederländer in Frankfurt Der Kampf des katholischen Königs Philipp II. von Spanien gegen die protestantischen Niederlande war durch die Entsendung Albas C 1 5 67) grausam geworden. Viele wohlhabende Niederländer zogen die Auswanderung dem Glaubenswechsel vor und wurden als Märtyrer von den protestantischen deutschen Städten und Fürsten liebevoll aufgenommen. So auch in Frankfurt, das um 1585 in seiner Einwohnerschaft von etwa 2 5 000 Seelen fast ein Fünftel französisch sprechender Wallonen zählte. Einzelne ihrer vornehmen Familien wie die de Bary, du Fay, de Neufville, d’Orville, de Malapert, Gontard haben sich bis heute in der deutsch-niederländischen Gemeinde erhalten. Viele wanderten 1590 nach Hanau und Franken thal weiter, als die lutherische Geistlichkeit ein Verbot der kalvini- schen Gotteshäuser in Frankfurt durchsetzte. Die neuen, anfangs so willkommenen Bürger waren durch ihren Unternehmungsgeist und ihren Reichtum den Frankfurtern auf die Nerven gefallen. Man liebte das kalvinische Arbeitstempo nicht, noch weniger die kalvinische Glaubensanschauung, daß im irdischen Wohlergehen eine göttliche Belohnung für ein wahrhaft christliches Leben zu erblicken sei. Die „Welschen“ trachteten bereits über das enge Handwerk der Zünfte hinaus zum Fabrikbetriebe und legten große Seidenwebereien und -färbereien an, erzwangen im Buchdruck bald die Führung, eröffneten große Gold- und Silberschmieden, ge wannen im Handel mit Gewürzen, Perlen, Edelsteinen, Metallen, Stoffen schnell große Vermögen und erbauten sich viele stattliche neue Häuser. Das 1624 beginnende Frankfurter Goldschmiedebuch der Goldschmiedezunft weist schon viele niederländische Namen auf. Unter den fünf Mitgliedern der Zunft, die 1660 die Deckel dieses Buches mit getriebenen Reliefs verzierten, waren drei welsche (Abb. 121). Beinahe alle reicher ausgestatteten Privatbauten der Frankfurter Altstadt, wie die Häuser zur Goldenen Waage (Abb. 122), 11 Frankfurt