GRABSTÄTTEN 93 steilen Hügel hinaufreiten konnte, war qualifiziert. Einen zweiten Palast mit einem alten Park daneben haben die Japaner zu einem Museum ausgestaltet. Die Tempel fand ich roh; die Kultur des ehrwürdigen Buddhismus ist durch taoistische Kultgewohnheiten ver drängt worden mit bunten Götzenbildern und Wand malereien im tibetanischen Geschmack. Zahllos sind, wie in China, die Friedhöfe; jedes Dorf, jedes Geschlecht, oft jede Familie unterhält für sich und ihre Ahnen weite Stätten; denn was den Toten an Leid geschieht, rächt sich an den Lebenden. So will es der Glaube, der ganz Ostasien beherrscht. Doch haben die Japaner in den nordwärts von Söul gelegenen, allerdings längst verfallenen Königsstädten der mittel alterlichen Teilreiche die Grabstätten nicht geschont und vielerlei Schätze für das neue Kunstmuseum und wohl auch für den Handel ausgegraben; ich sah be sonders kostbare Stücke in der Privatsammlung eines einflußreichen Beamten. Nicht weit von Söul gibt es Königsgrabstätten mit Denkmälern und Statuen des Gefolges nach Art der chinesischen Kaisergräber; auch sie ihren Vorbildern, die ich bald 111 China bewundern sollte, nicht ebenbürtig. Einen eigenen Typus roher Volksplastik machen die vielerlei Meilensteine und die fratzenhaften \\ egpfähle aus, die man auf den Land straßen und neben den Dörfern beobachtet, Beste ur sprünglichen Volksglaubens, Schutz- und Schreck zeichen gegen die bösen Geister, die durch Opferstücke, Bänder und Zettel von dem abergläubischen \ olke be sänftigt werden.