Sonne und Mond. Die künstlerische Bändigung verwirrender Vielfalt durch eine ihr auferlegte und mit dem Auge sofort erfaßbare „Bildfigur“, wie sie in einzelnen Blättern besonders der „Apokalypse“ meisterhaft durchgeführt wurde, hat auch dieser Kreuzigung ein festes Kom positionsgerüst gegeben. Cranach verfährt ganz anders. Er verwischt die symmetrieschaffende Wirkung des mittleren Kreuzesstammes, indem er die Gruppe der um die ohnmächtige Maria sich bemühenden Gestalten auf die rechte Bildhälfte übergreifen läßt. Mit betonter Absicht ist itmaii i. Kreuzigung aus der „Großen Passion“ von Dürer das Gewand der vorn knienden weiblichen Gestalt weit nach rechts hinübergezogen. Vollends wird im oberen Bildteil die Symmetrie zunichte gemacht durch die von einer Burg gekrönte Bergkuppe, nicht zu reden von den in ihrer Haltung so verschiedenen beiden Schächern. Es sind Gestalten, genauso ungefüge wie die kaum den Namen Kreuze verdienenden Baumstämme, an denen sie hängen. Welcher Gedanke, den rechten Baumstamm sich so krümmen zu lassen, daß der böse Schächer ebenfalls gekrümmt daranhängt mit angezogenen Knien und über das