12 einer kräftigen und segenbringenden Entwicklung gewährleisteten. Unter dem Schutze ihrer Fürsten haben dann unsere Vorfahren getreulich gearbeitet nach dem Sinne des schönen alten Bergmannsspruches: „Der Bergbau will haben Verstand Und eine getreue Hand!“ Sie haben dem sächsischen Lande eine Quelle des Wohlstandes ergraben, die länger als siebenhundert Jahre reichlich geflossen ist. Dieser Segen des Bergbaues bot auch willkommene Mittel dar, um die verschiedenartigsten Bedürfnisse des Landes zu be friedigen. Aber seine Bedeutung ist damit bei weitem nicht erschöpft. Die aufsteigende Entwicklung des sächsischen Berg- und Hüttenwesens hatte noch ganz andere Wirkungen, deren Tragweite erst späteren Geschlechtern erkenn bar wurde und deren bleibenden kulturgeschichtlichen Wert man höhereinschätzen muß, als alle die gewonnenen wirtschaftlichen Vorteile. Durch das unablässige prak tische Bemühen der Bergleute, der Erde ihre Schätze abzugewinnen und zur Erleichterung dieser schweren und oft gefahrenvollen Arbeit alle vorhandenen natürlichen Kräfte sich dienstbar zu machen, sammelte sich eine Fülle naturwissenschaftlicher Erfahrungen an. Die Überwindung natürlicher Schwierigkeiten und die notwendige Verbesserung der Be triebe stellte neue und vielseitige Aufgaben, die nur durch entsprechende Fortschritte der mechanisch-technischen Wissenschaften gelöst werden konnten. Anderer seits läßt sich mit ziemlicher Sicherheit feststellen, daß die ersten eingehenderen Kennt nisse von den natürlichen Eigenschaften der Mineralien, von ihrem Vorkommen und ihrer Verbreitung, von dem Auftreten der Erze und anderer nutzbaren Fossilien (Kohlen, Salze) in den Gesteinen zumeist auf die beruflichen Erfahrungen der Bergleute zurück zuführen sind. Zu dem Erzbergbau hatte sich am Anfänge des 14. Jahrhunderts der sächsische Kohlenbergbau gesellt; auch waren neben den Bergwerken im Erzge birge und Vogtlande zahlreiche Schmieden und Hammerwerke entstanden. Der säch sische Steinkohlenbergbau wird urkundlich zuerst 1348 in den „Zwickauer Schmiede artikeln“ erwähnt, aber sein intensiverer Betrieb hat erst wesentlich später eingesetzt. An die Funde der Bergleute schlossen sich die ersten Versuche zur methodischen Erforschung der Beschaffenheit der festen Erdrinde im allgemeinen, der Lagerung und Schichtung ihrer Bestandteile. Hieran wieder knüpften sich die ersten Theorien über das Alter der einzelnen Gesteinsbildungen, über ihre mutmaßliche Entstehung und die verschiedenen Veränderungen, die sie durch mechanische und chemische Einwirkungen, wie die Ein flüsse des Wassers, der Atmosphäre, der vulkanischen Vorgänge usw. erlitten haben und noch immer erleiden. Solche Forschungen gewährten Einblicke in die katastrophalen Umwälzungen, die sich im Werdegang des von uns bewohnten Planeten an seiner Ober fläche zugetragen haben und sie lieferten uns zugleich durch aufgefundene Versteine rungen aus der Flora und Fauna längst vergangener Jahrtausende wertvolle Belegstücke