19 Man sieht hieraus, daß die Kurfürstliche Residenz und Berghauptstadt Freiberg der Königlichen Residenz und Hauptstadt Dresden in dem Verlangen nach einer Uni versität schon vor rund 200 Jahren mit gutem Beispiele vorangegangen ist. Ihr Wunsch blieb allerdings unerfüllt, wurde aber doch in veränderter Gestalt später wieder aufgenommen und verwirklicht. In das Jahr 1710 fiel die Gründung der Porzellan-Manufaktur zu Meißen, welche bis heutigen Tages mit den sächsischen Berg-, Hütten- und Blaufarbenwerken, wie auch mit der später gegründeten Bergakademie in Beziehung gestanden hat. Letz tere versorgte die berühmte Manufaktur mit den für die technische Leitung ihrer Betriebe nötigen Ingenieuren. Die zu jener Zeit in Freiberg geschaffenen Unterrichts-Einrichtungen fanden in Fachkreisen die lebhafteste Beachtung. Es unterliegt keinem Zweifel, daß unter sie auch das von Heinrich Friedrich Henkel (| 1744) errichtete Laboratorium für metallur gische Chemie und Mineralogie zu rechnen ist. Es befand sich seit etwa 1736 auf der Fischergasse und ging nach Henkels Tode in die Hände des berühmtesten Metallurgen damaliger Zeit, des Kurfürstlichen Oberhüttenverwalters und Bergrats Christlieb Ehre gott Geliert (Bruders des bekannten Dichters und Leipziger Professors) über. Geliert war nachmals der erste Professor der metallurgischen Chemie und Probierkunst an der Bergakademie. Der Gedanke, in Freiberg eine Bergakademie zu begründen, war in Fachkreisen von verschiedenen Seiten angeregt worden, namentlich von dem General-Berg-Kommissar Friedrich Anton von Heynitz (dem nachmaligen Minister Friedrich des Großen, dem Preußen seine erste Bergschule, die spätere Bergakademie, verdankt) und dem Ober berghauptmann Friedrich Wilhelm von Oppel. Die Stiftung des neuen akademischen Instituts wurde gelegentlich der Anwesenheit des jungen, damals noch unmündigen Kur fürsten Friedrich August und seines Vormundes und Oheims, des Prinzen Xaver, in Freiberg beschlossen. Über die Beweggründe und Absichten der Gründer gewähren die jetzt im König lichen Haupt-Staats-Archiv zu Dresden aufbewahrten, beim Geheimen Cabinet, bezw. Cammer- und Berg-Collegium in Dresden geführten Akten und die seinerzeit an die Bergakademie abgegebenen Akten des Freiberger Oberbergamtes näheren Aufschluß. Erstere führen den Titel: „Acta, Die (Errichtung einer Berg=Academie $u ^reyberg unö roas öeirt mehr anhängig betr., Anno 1765. sq." Letztere sind bezeichnet als: „Acta, Pie <£im ridjtung einer Berg=Academie alliier in ^eyberg betr. Anno 1765." Wir geben im fol genden die wichtigsten Stücke der interessanten Urkunden, die eine köstliche Probe des damals üblichen Amtsstiles darbieten, im Wortlaut wieder. Zunächst sei der Anfang des Berichtes angeführt, den von Heynitz unmittelbar nach dem kurfürstlichen Besuche in Freiberg an den Administrator des Kurfürstentums, den Prinzen Xaver, erstattete.