150 Fritz Nollberg, insondcrs hochgeehrteste Herren Biirgcmcister und Naht, hochgencigteste Patron! und Herren. Denensclben können Wir Wehinütigst zu hinkerbringcn nicht unterlaßen, ist Ihnen zwar albereit auch selbst wißend, welcher gestalt der grundgütige Gott nach seiner hohen Allwissenheit unser» respectlve Ehemann und Vattcr, Johann Ambrosium Bachen, C. Cdl. Wohlw. Naths wohlbestallt gewesener Stadt-Musieum, numehro seelig, jüngsthin den 20. paffato durch den zeit lichen Todt von dieser mllhseeligcn Welt abgefordert, und wir dadurch zur betrübten Wittbe» abermahlß, und armen Vatter- und Mutterlosen Waisen worden. Wann denn solche durch diesen Todtesfall vacierende Haußmanß Stelle künfftig zu ersetzen, unfern hochgeehrtesten Herren alß k-Urovig zustehct, wozu wir auch sambtlich alles Glück und Seegen wünschen, nicht zweiffelnde. Sie werden ümb ein gutes tüchtiges Lubjectum gute Vorsorge tragen, gleich wohl aber aller Ortten, alß hoffendlich auch hier, eine löbliche Gcwonheit ist, bey solchen ereigneten Todesfällen denen Wittben und Erben einige Zeit zu gedulden, und sie mit dem so genandten Gnadenhalbcn Jahre zu beschenckcn, maßen solches auch bei Hoff-Canzeley- und Cammer-Bedienten gebräuchlich. Alß ergehet an C. Cdl. Wohlw. Naht unser allerseits; dienst- gchorsambstes Bitten, Sie wollen geruhen, gegen unß armen Wittben und Waisen sich so geneigt zu erweisen, und mit vorgedachtem Gnaden halben Jahre anzustehen in Betrachtung, daß 1. dadurch unß armen Wittben und Waisen eine große Hülffe geschehe, die hier und dar stehenden Schulden abzutragen, welche bey diesen schweren Zeiten durch unterschiedlich erfolgte TodteSfälle in wenigen Jahren, auch jüngste Vereheligung wicderumb unseres respective Ehe mannes; und Vattcrs, so zwar nur in 12 Wochen und 1 Tag bestanden, auch Artzney und Apotheker Kosten oausiret worden. 2. C. Cdl. Wohlw. Naht inzwischen auch Zeit gewinne, einen guten Mu- sicum wieder zu bekommen, weil dergleichen höchstnöthig und in Arn stadt auch geschehen, da nach Abstcrben H. Johann Christoph Bachs, Stadt Musici daselbst, unseres Mannes und Vatters Bruder, so vor IVv Jahren albereit verstorben, die Stelle aber nur vor 8. Tagen be setzet und bißhero durch die Gesellen und Lehrjungen zu bestellen der Wittben verstauet worden, ob sich auch gleich binnen solcher Zeit über 8.—10. Subjeota angeben, dis Stelle doch aufgehalten worden, ja, der hochgebohrne Grass und Herr, der Wittben daselbst gnädigst diese Worltc vermelden laßen: ob denn kein Bach mehr vorhanden, der sich ümb solch Dienst an- melden wolte, Cr solte und müste wieder einen Bachen haben, welches aber nicht geschehen können, weil der liebe Gott das Bachische Mu sikalische Geschlecht binnen wenig Jahren vertrocknet. 0 i) Welche Schicksalsfügung! Vielleicht saß, während dieses Schreiben ab gefaßt wurde, der Größte des Bachschen Geschlechtes als Jüngster zu ihren Füßen.