Bachs Musik für den Leipziger Universitätsgottesdienst 1723—1725 Von Arnold Schering (Berlin) In die ersten Leipziger Amtöjahre Bachs fällt eine Tatsachenreihe, an der die Bach-Forschung bisher noch immer vorübergegangen ist: seine in den Jahren 1723—1725 ausgeübte Tätigkeit für den Gottesdienst der Universitätskirche S. Pauli. Man weiß, daß bald nach seinem Antritt ein Streit zwischen ihm und dem Nikolai organisten Joh. Gottlicb Görner um daS sogenannte Pauliner Musik direktorat ausbrach. Alles wesentliche darüber, voran die schneidigen Eingaben Sebastians an den Kurfürsten, hat Spitta, Ergänzendes dazu B. Fr. Richter beigebracht *). Die reichlich verwickelten Ver hältnisse der Angelegenheit hier nochmals auszubreiten erübrigt sich. Bach hatte versucht, die Musikbestellung des sogenannten alten Gottesdienstes der Universitätskirche für sich zu gewinnen. Sie be stand in der Besorgung und Leitung der Musik zu den drei hohen Festen, zum Reformationstage, zu den vierteljährlichen Redeakten („Quartalsorationen") und schließlich — wenn solche sich von Zeit zu Zeit einstellten — zu den Promotionsfeiern der drei obern Fakultäten. Seit 1710 aber war die Kirche der Stadtgemeinde auch in regelmäßigem Sonntagsgottesdienst geöffnet. Dieser hieß fortan der neue. In beiden war nach Kuhnaus Tode sofort jener Görner eingesprungen; und dieser hätte es gern gesehen, wäre ihm 1722 gleich die gesamte Paulinermusik aus immer übertragen worden. An sich wäre dies das natürlichste gewesen. Denn die Univer sität, mit allem was sie betraf, verwaltete ihre Angelegenheiten selbständig und hatte mit den Stadtbehörden (also dem Rate) nichts zu tun, sie sah geradezu ihren Stolz darin, sich als Vertreterin der Spitta ii, S. 38 ff., Bernh. Fr. Richter in den Monatsheften für Musik geschichte 1901; wieder abgcdruckt im Bach-Zahrbuch 1925, S. I ff.