66 Kleine Beiträge 4. Violino Primo = Schreiber II 7 5. Violino Secundo = Schreiber II 6. Viola = Schreiber I 7. Cembalo (unbeziffert) = Schreiber I Hinzu kommt noch eine von Hugo Riemann sicherlich zu Aufführungszwecken neu ausgeschriebene Violino-i-Stimme. Die vom Schreiber I kopierten Stimmen (Fagotto, Oboe I und II, Viola und Cembalo) enthalten als Wasserzeichen die Buchstaben S W, doppelstrichig, am Falz; das Papierformat beträgt 42 X 35 cm (unbeschnitten). Die vom Schrei ber II angefertigten Stimmen (Violino Primo, Violino Secundo) enthalten als Wasserzeichen: Blatt a) Heraldische Lilie, zwischen Stegen; Blatt b) Mono gramm, doppelstrichig, zwischen Stegen (ähnlich NBA IX/i, Nr. 73); das Papierformat beträgt 44,5 X 34,8 cm (beschnitten). Offenbar sind uns hier zwei Quellenschichten überliefert. Das zweite Wasserzeichen ist in ähnlicher Gestalt auch in Bachs Originalhand schriften nachweisbar. Es findet sich in der P ijt) zugehörigen Organo-Stimme (= BWV 96), in St 400 (= BWV 234), P 180, ab S. 97 (= BWV 232) und schließlich in P 65 und St 12 (= BWV 195). Nach den jüngsten Untersuchun gen von Yoshitake Kobayashi 8 sind diese Quellen in die Jahre 1747 bis 1749 zu datieren, und wir können - wenn auch mit der gebotenen Vorsicht - davon ausgehen, daß der vorliegende Stimmensatz in diesem Zeitraum (beziehungs weise in den angrenzenden Jahren) hergestellt wurde. 9 Es ist deshalb kaum an zunehmen, daß er in irgendeinem Zusammenhang mit einer Aufführung des Werkes unter Johann Sebastian Bachs Leitung steht, da der Thomaskantor zu jener Zeit die Direktion über sein Collegium musicum bereits an Gerlach ab gegeben hatte. Dafür spricht auch die Tatsache, daß im Stimmenmaterial kei nerlei Revisionsspuren von Bachs Hand, hingegen solche von Gerlach zu be obachten sind. Diese hat Riemann denn auch durch Bleistifteintragungen ge kennzeichnet, in der Annahme, sie stammten aus der Feder des Thomaskantors. Da er hier Gerlachs Schriftzüge mit denen Bachs verwechselte, scheint ziemlich sicher, daß auch die übrigen von Riemann angeführten Fasch-Ouvertüren einen vergleichbaren Quellenbefund aufwiesen: Titelblätter und Eintragungen nicht von Bachs, sondern von Gerlachs Hand. Auf die Herkunft unseres Materials aus der Notenbibliothek des Organisten 7 Die Notenschriftformen dieses Kopisten haben eine auffallende Ähnlichkeit mit dem von Y. Kobayashi als Anon. N 4 bezeichneten Schreiber (vgl. BJ 1988, S. 3 if.). Dieser ist in folgenden Originalmaterialien J. S. Bachs nachweisbar: BWV 8 (Violino I concertato, Vio lino II concertato, Violino II, Viola aus Thom 8), Kantate „Die mit Tränen säen“ von Jo hann Ludwig Bach (St 303, Hauptstimmen) und Kantate „Durch die herzliche Barmherzig keit“ von Johann Gottlieb Goldberg (SPK Mus. ms. 7918, Hauptstimmen). Möglicherweise repräsentieren die vorliegenden Stimmen zur Fasch-Ouvertüre ein späteres Stadium der Notenschriftformen des Kopisten (um 1750?). 8 BJ 1988, S. 59, 6if. 9 In etwa gleicher Zeit kopierte Gerlach vier Orchestersinfonien von Gottlob Harrer (Leipzig MB, Sammlung Becker III. 11. 43), sicherlich ebenfalls für Aufführungen des von ihm ge leiteten Collegium musicum.