Die Brüder Johann, Christoph und Heinrich Bach und die „Erffurthische musicalische Compagnie“ Die familiäre Überlieferung der ,,Bache“ nennt als erste Generation von Berufs musikern die drei Söhne des 1626 in Wechmar bei Gotha verstorbenen Johan nes (Hans) Bach, Johann (1604-1673), Christoph (1613-1661) - Johann Seba stian Bachs Großvater - und Heinrich (1615-1692). Merkwürdigerweise ent halten die einschlägigen und eigentlich als autorisiert anzusehenden Doku mente allerlei Ungenauigkeiten, die in der Bach-Biographik immer wieder Ver wirrung gestiftet haben. Über das Erfurter Wirken der beiden älteren Brüder berichtet der Ende 1735 von Johann Sebastian Bach verfaßte „Ursprung der musicalisch-Bachischen Familie“ 1 : „Johannes Bach ... ist in Wechmar gebohren Anno 1604 . . . Anno 1635 ist er nach Erffurth als Director derer Raths-Musicanten beruffen worden, wohin er sich auch begeben; und nach etlichen Jahren hat er auch den Organisten-Dienst ad Praedicat: zugleich mitbekommen. Starb 1673 . .. Christoph Bach . . . gebohren zu Wechmar Anno 1613... War anfänglich fürstlicher Bedienter am Weimarischen Hofe; bekam hernach unter der Erffurthisehen und dann zuletzt unter der Arnstädtischen musicalischen Compagnie Bestallung, allwo er auch 1661 . .. verstorben.“ Über Heinrich Bach berichtet das 1692 gedruckte Curriculum Vitae (Beigabe zu der von Johann Gottfried Olearius gehaltenen Gedächtnispredigt) 2 : ,So hat ihn sein sei. Vater zu dem ältesten Bruder / Herrn Johann Bachen / bestalten Orga nisten zum Predigern und Raths-Musicanten in Erffurth / die Organisten-Kunst zu erlernen gebracht / . ..“ [nach der Besetzung von Schweinfurt],,. . . hat Er seine Dimission begehret / und sich wiederümb nach Erffurth begeben / woselbst Er in die Musicalische Compagnie mit auff-genommen worden / auch eine Zeidang daselbst verblieben / und durch seine erlernete Kunst sich ehrlich hinbracht / biß Er Anno 1641 . .. anher uff Arnstadt zum Organisten und StadtMusicanten . . . beruffen worden.“ Diese einander widersprechenden Angaben (hinsichtlich der Berufsbezeich nung für Johann Bach) beziehungsweise nicht miteinander zu vereinbarenden Daten (hinsichtlich der Ausbildungsjahre von Heinrich Bach) sind durch For schungen von Otto Rollert 3 , Siegfried Orth, 4 Fritz Wiegand 5 und Franz Kraut- 1 Dok I, Nr. 184. 2 Vgl. Monatshefte für Musikgeschichte 7, 1875, S. 17 8f.; K. Müller und F. Wiegand, Am städter Sachbuch, 2. Aufl., Arnstadt 1957, S. 32f. 3 Die Erfurter Bache, in: Johann Sebastian Bach in Thüringen. Festgabe zum Gedenkjahr 1950, hrsg. von H. Besseler und G. Kraft, Weimar 1950, S. 201-213. 1 Neues übet den Stammvater der „Erfurter Bache", Johann Bach, Mf 9, 1956, S. 447-450; Zu den Erfurter Jahren Johann Bernhard Bachs (1676-1749), BJ 1971, S. 106-111; Johann Bach, der Stammvater der Erfurter Bache, BJ 1973, S. 79-87. 5 Die mütterlichen Verwandten Johann Sebastian Bachs in Erfurt, BJ 1967, S. 5-20.