Der Rhythmus bei Johann Sebastian Bach 97 geteilten Engführung ab ist eine solche jedoch nicht weiter möglich. Die Verlagerung der Schwerpunkte des Themas auf die schwachen Takt zeiten (mit dem Tenor in Takt 14 beginnend) läßt zusammen mit der „richtigen", ursprünglichen Taktstellung des Themas den Eindruck von verschiedenen, selbständig nebeneinander verlaufenden Taktordnungen entstehen. Mag man in Takt 14 die Tenorstimme noch als imitierende „Nebenstimme" bezeichnen, wie das Riemann tut - in Takt 16 ist das nicht mehr möglich, da der Taktwechsel hier ganz offen in den Ober stimmen in exponierter Lage vor sich geht. Bach bemüht sich im folgen den geradezu, jede feste Periodisierung zu verhindern. Das „Gegen metrum" der Oberstimmen wird von Takt 16 bis zum Anfang von Takt 18 durchgehalten: das 2. Viertel in Takt 17 erscheint durch die Kadenz [P ~‘-D akzentuiert, ebenso das 4. Viertel dieses Taktes durch die Kadenz $-(D 7 )—T. ln Takt 18 wird das 2. Viertel hervorgehoben durch den besonders kühnen Sprung von T 7 zur §> D , der stärker ist als die Folge -D (mit der „schwächeren" Moll-Dominante ef-moll) beim Übergang vom 17. zum 18. Takt. Man erkennt hier, daß auch die Folge der Harmonie von Einfluß auf eine wechselnde „Betonung", d. h. Hervorhebung einzelner Taktteile sein kann. Ein doppeltes Takt metrum tritt auch- von Takt 19 ab auf, wo die Verschiebung im Alt ein setzt und im Takt 21 vom Sopran übernommen ist. Die Spannung, welche durch die Polymetrik von Takt 14-23 erzeugt wird, löst Bach erst ganz am Schluß in einer einzigen klaren achttaktigen Periode auf (Takt 24-27) (es sind hier, wie in der ganzen Fuge, doppelte Takte an zunehmen!). Hugo Riemann hatte darauf aufmerksam gemacht, daß in den Fugen Bachs die unregelmäßige Taktordnung der Themen gewöhn lich in den Zwischenspielen durch eine reguläre, symmetrische Ordnung abgelöst wird, während mit dem Themeneintritt immer wieder die „ver kürzten" Formen auftreten. Diese C-dur-Fuge zeigt, daß eine symmetri sche Ordnung auch am Schluß einer Fuge stehen kann - eine Erschei nung, die sich auch in mancher anderen Fuge Bachs nachweisen läßt (z. B. f/s-moll W. Kl. I, o'-moll W. Kl. I, e-moll W.K1.1 usw.). Eine Steigerung durch Verkürzung der Taktgrößen ruft Bach im Thema der 6-moll-Fuge (W.K1. II) hervor. Dieses wird etwa in folgen der Gliederung aufgefaßt: Bach-Jahrbuch 1940-1948 7