Der Rhythmus bei Johann Sebastian Bach 107 durch seine Schwere als Baßton, zweitens als Auflösung des vorangehen den zl-dur. ln Takt 17 wiederholt sich diese ganze Gruppe. In Takt 19 kehrt der Pedaleinsatz nochmals wieder, es tritt hier aber eine Kompli zierung hinzu dadurch, daß der vorangehende Spitzenton b" einen starken abschließenden Akzent bildet, so daß in der rechten Hand ein 4 / 8 -Takt zu hören ist (statt vorher 3 / 8 ). Das letzte Achtel dieses Taktes gehört mit den drei ersten Achteln des 20. Taktes zusammen, es ist die schon zwei mal aufgetretene Figur aus Takt 16 und 17. Die Pedalfigur erhält hier eine Verlängerung um 2 / 8 , so daß sich eine Steigerung ergibt (insgesamt ein 5 / s -Takt statt des früheren 3 / 8 ). Diese ganze Gruppe bildet eine Art von «Spannungserregung'' durch taktlich-rhythmische Mittel, der eine weitere Spannung durch die folgenden dissonanten Akkorde zu Beginn der Takte 21 und 22 folgt. Der hier auftretende Klein-Terz-Akkord wird in den folgenden (hier nicht mitgeteilten) sechs (Doppel-)Takten beibe halten und in triolische Bewegung zerlegt. Das Wesen dieses Klein-Terz - Akkordes ist aber ein »Vagieren", «Schwanken" — d. h. hier herrscht keine bestimmte Harmonie. Der Eintritt des Fugenthemas (in Takt 30) mit seiner harmonischen und rhythmischen Klarheit und Eindeutigkeit wirkt dann doppelt stark — trotz der schnellen Sechzehntelbewegung. So hat Bach hier eine großartige Kontrastwirkung zwischen Tokkata und Fuge geschaffen. Der Verlauf der Fuge 1 ) wird mehrfach durch freiere Läufe unterbrochen. Schließlich nach dem Trugschluß auf ß-dur schreibt Bach «Recitativo“ vor, um anzudeuten, daß das Folgende in freierem Tempo «rubato" gespielt werden soll: Recitativo k In freiem Wechsel folgen sich Läufe und Kadenzierungen bis zum Schluß. Die rhythmischen Komplizierungen des Anfangs werden hier allerdings nicht mehr erreicht; es läßt sich daraus schließen, daß Bach solche als «spannungsschaffende" Mittel anwendete, denen dann eine Entspannung oder Entladung folgte, die in der Regel zu klareren, taktlieh- symmetrischen Abläufen hinneigte. Die Gegensätze von »fest" und »schwankend", »langsam« und »schnell", welche diese rf-moll-Tokkata l ) Es handelt sich natürlich nicht um eine Fuge im strengen Sinn.