Predigt gehalten auf dem dritten deutschen Bachfest in Eisenach im Gottesdienst der Georgenkirche am 27. Mai 1907 vom Geh. Kirchenrat Prof. D. Georg Rietschel
Predigt, gehalten auf dem dritten deutschen Bachfesi in Eisenach im Gottesdienst der Georgenkirche am 27. Mai 1907 vom Geh. Kirchenrat Prof. v. Georg Rietschel. Römer 11. 36. Von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen. Als wir im Herbst des Jahres 1904 in Leipzig das zweite Bachfest feierten, stand inmitten der Konzerte in Kirche und Saal der Reformationsfestgottesdienst in der altehrwürdigen Thomaskirche, der Wirkungsstätte Bachs, genau in der Gestalt wie er zu Bachs Zeit in Leipzig gefeiert worden war. Es war ein tiefer Eindruck, den jeder hinwegnahm, als die mächtigen Töne der Kantate: „Gott der Herr ist Sonne und Schild", als die alten evangelischen Choräle in Bachschem Tonsatz in mitten des Gottesdienstes, für den Bach sie geschaffen hatte, neue Gestalt und Leben gewannen. Von neuem erwachte, als wir das dritte Bachfest für Eisenach rüsteten, auf den ver schiedensten Seilen der Wunsch, wiederum in das Programm des Festes einen solchen Gottesdienst aufzunehmen. Hat solche Feier ein Recht? Gewiß nur dann, wenn sie wirklich bleibt, was sie sein soll, wenn sie sich nicht bloß als ein interessantes historisches Konzert neben anderen Konzerten einfügt, sondern wenn sie der Gottesdienst einer Gemeinde ist, die vor Gottes Angesicht in Lobpreis und Anbetung sich gestellt weiß. Und gerade bei diesem Feste bekommt solcher Gottes dienst seine besondere Bedeutung, da er als die eigentliche Weihehandlung aus die Eröffnung des Geburtshauses Bachs überleiten soll.