180 Mitteilungen. Herr Prof. Dr. Max Seiffert (Berlin) teilt mit: Vor einigen Jahren erwarb ich auf antiquarischem Wege eine 20 Querfolio-Seiten starke Handschrift, deren Inhalt für Bach nach mehreren Seiten hin nicht ganz belanglos ist. Das Heftchen ist betitelt: OrZel-kuZen von verschiedenen Meistern koss: Oröbs — rührt also von dem Leipziger Organisten Joh. Andr. Drobs her (-f 1825), von dem wir auch sonst noch manche gute Probe seines Sammelflcißes besitzen. Daß ihm nicht minderwertige Quellen zu Gebote standen, erweist gleich das erste Stück, eine Orgclfuge (Omoll 0:) von Joh. Friedrich Bach, dem dritten Sohn Johann Christophs und dem Nachfolger Sebastians in Mühlhausen (-j- 1730), von dem man sonst nur wußte, daß er ein Opfer seiner Trunkstick,r wurde (Spitta I, S. 138). Das Stück, thematisch übrigens mit der 6 moll-Fuge im ersten Teil des „Wohltemperierten Klavieres" eng verwandt, gehört zu den besten Sätzen der Bachschen Familie vor Sebastian und läßt uns jetzt erst wahrhaft bedauern, daß ein solches Können für die Kunst nutzlos geblieben ist. Das letzte Stück der Handschrift ist jene O moll-Fuge, welche auf Grund einer Forkelschen Abschrift als nicht sicher beglaubigte Komposition Sebastians in Band 38, S. 188 der Gesamtausgabe Aufnahme gefunden hat. Bezüglich der Autorschaft war aber augen scheinlich Drobs besser unterrichtet, da er cki Lekkner der Ueber- schrift beifügt — eine Angabe, die jedem, der die sonstigen Werke Joh. Peter Kellners kennt, aus stilistischen Gründen sofort einleuchtet. Als drittes Stück steht bei Drobs jene, wie man bisher an nimmt (Spitta I, S. 451), dem ersten Chor der Kantate „Aus der Tiefe rufe ich" entlehnte O moll-Orgelfuge. Für den Abdruck in der Gesamtausgabe (Band 38, S. 217) standen acht Hand schriften zur Verfügung, die ältesten davon Kiltelscher Provenienz. Als neunte kommt nun die Drobs-Handschrift hinzu, die ausdrück lich als Autor bezeichnet äi js. 8. Lack. Ich mochte die Frage auf werfen, ob das Verhältnis der Fuge zum Chor der Kantate gerade ein umgekehrtes war, ob dieser nicht besser als eine erweiterte Um arbeitung von jener zu betrachten sei?