Philipp Wolfrum: Joh. Seb. Bach. - Berlin : Bard, Marquardt, Sammlung "Die Musik" Bd. 13, 14; André Pirro: J.-S. Bach. - Paris : Alcan, 1906; André Pirro: L'esthétique de Jean-Sébastien Bach. - Paris : Libr. Fischbacher, 1907; Albert Schweitzer: J.-S. Bach musicien-poète. - Paris : Costallat ; Leipzig : Breitkopf & Härtel, 1905; Albert Scheitzer: J. S. Bach. - Leipzig : Breitkopf & Härtel, 1908
Kritiken. 189 spektiv" denk und musikalische Bilder hinsetzt, wo sie eigentlich nicht hin: gehören, z. B. wenn er in dem Satze „der Freuden Wein gebricht" (1. Rezi tativ der Kantate „Mein Gott, wie lang'") auf „Freuden" eine lange jubilierende Koloratur schreibt, oder in Stellen, wo in negativem Sinne von den Schrecken der Hölle die Rede ist, Intervalle des Schreckens an bringt. Gegen solche unlogische Bilderverwendung harre schon Wolfg. Caspar Printz 1696 Front gemacht, später sprechen keoerf äs In VIevIIIe, Mattheson u. a. dagegen. — Auch die Wiederholung von Worten und Sätzen, welcher bei Bach in vielen Fällen eine Wiederholung der gleichen Motive entspricht, unterzieht Pirro einer längeren Betrachtung, doch spricht weder er noch Schweitzer von dem von Bach so verschieden gehandhabten musikalischen Ausdruck der Frage. Im folgenden werden dann einzelne Kompositionsformen durchgenommen: das Rezitativ, das Arioso, die Arie, das Duett, die Fuge usw. und auf ihren von Bach ihnen verliehenen Ausdrucksgehalc geprüft. Das 9. Kapitel liefert zur Ästhetik der Entlehnungen und Umformungen älterer Sätze einen Beitrag, erscheint aber doch mehr als eine Aufforderung zu weiteren Untersuchungen als ein Versuch, die hier vorliegenden ästhetischen Probleme ganz zu lösen. Nach längeren Ausführungen über Sprache und Ausdruck der Bachschcn Instrumental musik, insbesondere über den inneren Zusammenhang der Instrumental vorspiele mir den Kantaten, schließt Pirro sein Buch mit einem gehalt vollen Kapitel über verschiedene, vorher noch nicht gcstreiste Beziehungen Bachs zm Kultur seiner Zeit, über seine Stellung zur Religion, zur Liebe, zur Natur, zur Volksmusik, über seinen Humor und über das Urteil der Zeitgenossen über ihn. Pirros Buch, ein Muster in der gründlichen und gewissenhaften Durch arbeitung des gewaltigen Stoffs, ist — wie das Schweitzersche — dazu angetan, das Verständnis Bachs in immer weitere Kreise zu tragen und nach vielen Seiten hin klärend und anregend zu wirken. Da die große deutsche Bachgemeinde hieran sehr viel Interesse hat, wäre die Veran staltung einer deutschen Ausgabe uur willkommen zu heißen. vr. A. Schering (Leipzig).