Mitgliederversammlung der Neuen Bachgesellschaft. 191 Der Vorsitzende Herr Geheimer Kirchenrat Professor O. Rietschel eröffnet die Versammlung mit der Begrüßung der zahlreich erschienenen Mitglieder, woraus Herr Prof. Or. Hermann Kretzschmar (Berlin) dem Vorstände den Vorschlag zur Begutachtung empfiehlt, die Bachfeste künftighin ständig in Eisenach abzuhalten, da Eisenach durch das Bachmuseum nunmehr in den Mittelpunkt der Bachbewegung getreten sei. Der Antrag wird zur Erwägung zu den Akten genommen. Abweichend von der in der Tagesordnung vorgesehenen Reihenfolge der einzelnen Punkte erhält zuerst Herr Or. Ar nold Schering aus Leipzig das Wort für seinen Antrag be treffend die Einsetzung eines Arbeitsausschusses zur kritischen Revision der Gesamtausgabe der Werke Joh. Seb. Bachs. Auf die geschichtliche Entwicklung der Bachforschung zu- rückgchend, führte er aus, daß diese seit dem Jahre 1851, da der erste Band der großen Gesamtausgabe erschien, große Fortschritte gemacht habe. Heute kann man das ganze Werk überblicken mit all seinen Vorzügen und Fehlern. Für eine Revision hat sich schon vor Jahren Prof. Kretzschmar aus gesprochen, und Nottebohm hatte bereits vor längerer Zeit eine Revision der Bachausgabe in Angriff genommen. Bisher sind einzelne Fehler aufgegriffen und veröffentlicht worden, sei es in Zeitschriften oder im Bachjahrbuch. Or. Schering bemerkte aber, daß dies auf das große Publikum keinen guten Eindruck mache, namentlich wenn beim Aufftechen solcher Fehler das Revisionsverfahren im ganzen einer scharfen Kritik unterzogen werde. Er glaubt Vorschlägen zu dürfen, die Arbeit der kriti schen Revision einem Arbeitsausschuß zu übergeben, der sich zuvor über Plan und Umfang der Arbeit zu orientieren und dann geeignete Kräfte mit der Durchführung des Planes zu betrauen habe. Er denkt nicht an eine Revision gleich der ganzen Ausgabe, was eine langwierige Arbeit bedeuten würde, vielmehr solle man schrittweise, mit den großen bekannten Werken beginnend und dann übergehend zu den kleineren Werken, ans Ziel zu kommen suchen. Die Vorworte der ur sprünglichen Ausgabe müßten als wertvolle Dokumente der geleisteten Arbeit selbstverständlich beibehalten, die Revisions-