Der Polul im Eilenacher ßach=Mufeum Von Friedrich Smend (Berlin) Conrad Freyse kommt im Bach-Jahrbuch 1953 (S. 108-118) auf den berühmten Pokal im Eisenacher Museum und auf das in der Pokalinschrift steckende Rätsel zurück. Der Verfasser lehnt die von Friedrich Schnapp gefundene und im Bach-Jahrbuch 1938 (S. 87-94) veröffentlichte Rätselauflösung ab und unterbreitet einen neuen dahingehenden Vorschlag. Nach Freyse ist der Po kal eine Gratulationsgabe zu Bachs Ernennung zum Hofcompositeur (No vember 1736). Die Spender sind zwei Dresdener Aristokraten, der Premier minister Graf Jakob Heinrich vonFlemming, erkennbar an dem 1. und 3. Ton der 2. Notenzeile g und /’ (Graf Elemming), und der Russische Gesandte Freiherr von Keyserling, durch den schmerzlich-chromatischen Charakter der 3. Notenzeile als Schwerkranker gekennzeichnet. Freyse kombiniert die Mo tive folgendermaßen: ad infinitum Zugleich mit dem Glückwunsch soll durch „die Unendlichkeit des Musi- zierens“ „die unlösliche Freundschaft“ der Gratulanten mit dem Beschenk ten zum Ausdruck kommen. Wir befassen uns zunächst mit dem kleinen Tonsatz. Ch. S. Terry hatte erst malig darauf hingewiesen, daß das Symbol des 1. Spenders ein spiegelbild lich oder krebsgängig umgekehrtes und um eine Terz nach unten transpo niertes B-A-C-H Motiv darstellt, also mit der 1. Notenzeile kombiniert wer den kann. Eine der entscheidenden Entdeckungen von Friedrich Schnapp be stand darin, daß auch auf das Symbol des 2. Spenders der motus cancricans anzuwenden ist, und daß die musikalische Auflösung des Rätsels in der Aus arbeitung eines Sätzchens besteht, in dem die B-A-C-H-Linie mit beiden krebsgängig gelesenen Spender-Symbolen zum Zusammenklang zu bringen ist. Diese, ich betone es, entscheidende Entdeckung von Schnapp übernimmt Freyse, kombiniert aber die Motive völlig anders. Zunächst verdoppelt er die Notenwerte der Oberstimme, womit die Dedikation an den „großen Bach“ [sic] zum Ausdruck kommen solle. Man könnte sich diesen Eingriff in die Vorlage gefallen lassen, wenn das Rätsel von dem „großen Bach“ spräche. Da dies aber nicht der Fall ist, muß die von Freyse vorgenommene Augmentation als willkürliche Veränderung der gestellten Aufgabe abge lehnt werden. Dasselbe gilt von der Eintragung der Wiederholungszeichen und der Hinzufügung der Worte „ad infinitum“. Von einer „Unendlichkeit des Musizierens“ ist aus der Inschrift des Pokals nicht das Geringste heraus zulesen. „Die Krebsgängigkeit der Spenderthemen“ zweifelt Freyse nicht an; er begründet sie damit, „daß das Widmungsgedicht in Spiegelform geschrie-