Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.05.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188505310
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850531
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850531
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-05
- Tag1885-05-31
- Monat1885-05
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.05.1885
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Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. Kr-arlion und Lrpedition JohanneSgasse 8. Sprechliundeu der Kedartisn: Vormittags 10—13 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. «tu t» RuS^ad« rinirioiltUr v!a»ulcrchu t» «iktocilcu autl »erdmdtutz. >««»«e der für «t» nSchftf«l,e»»« Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen bis 3 Uhr Nachmittag«, an Sonn- u»v Festtagen früh bi« ' ,S Ubr. Zn den Filialen für Ins.-Annahme: Ott« Klemm, Universitätsstraße 1. Louis Lüsche. Katharinenstr. 23, p. nur bis '/,3 Uhr. 'chügrrTagMatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. 151. Sonntag den 31. Mai 1885. Auflage LS,V«O. ^d«o»eme»ts»rei« vierteil. 4'/, Mir. stiel. Briaaenoha 5 Ml., durch die Post bezöge» S Mk. Jede eiuzelac Nummer 20 Ps Belegexemplar 10 Ps. Gebühre» sür Extrabeilagen lt» Tageblatt-Farmar gejalztl «h»e Pokbesdrderung .19 Mk. »tt Poftbesörderung 48 Mk. Inserate Sgespaltene Petttzeile 20 Ps. Grvher» Schriften laut »us. Prelsverzeichni,,. Tabellarischer ». Ziffrrnsatz »ach HOHerm Tar,,. Nectamev »»tee dem R»da«ii»»sstrtch dtesgrspalt. ZellebOPs., »,rde» yamilirnuachrichten die Sgrspaltene geile 40 Pf. Inserate find stet- a» di» Er-ebitto« za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnanruveraaä« oder durch »achaahme. 79. Jahrgang. Amtlicher Theil. wesentliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch, am rr. Juni I88S, Abend» «'/, Uhr im Saale der I. Bürgerschule. Tagesorv nung: I. Bericht des StistungS-, Bau- und Oekonomieausschusses über: ». Erbauung eines Siechenhauses: d. ein Ab kommen mit Herrn Wenck wegen Arealüoerwrisung in Reudnitz; a. einen ArcalauStausch bezüglich der den Doigt'schen Erben gehörigen Parzelle Nr 3lO in Reudnitzer Flur und der ebendaselbst gelegenen Parzelle Nr. 309 deS JohaiiniShospitalS. II Bericht des Stiftung?- und BauauSschusse« über: ». Spccialbudget „Slädtisches Krankenhaus zu St. Jakob", Ausgaben Pos. 89—93 des 1885er HauShalt- planes-d. Fußboveneriieuerung im Städtischen Kranken haus St. Jakob. III. Bericht teS Bau-, Oekonvmie- und Finanzausschusses über: a. Herstellung eines Tractes der Straße bl de- siiklichen VebauungsplaueS; d. Ankauf derTauchnitz'schen Grundstücke für die Stadt. IV. Bericht des Bauanschusses über: ». Specialbudget: „SlädtischeS Krankenhaus zu St. Jakob", Ausgaben Pos. 74, 75, 76, 88, 96. 110) d. Abänderungen an den WasserleituiigSanlagen m der Marienstraße und Salomonstraße; c. Einlegung der Wasserrohre in die Mozartstraße und Ferdinand Rhodestraße; ä. Einfüh rung der Wasserleitung in die Verl. Uorkstraße. V. Bericht deö OekonomieausschusseS über: a. Pflasterung deS »lacavamisirte» Thciis der Wurzencr Straße; d. Auf» sorstnng der Parzelle Nr. 233 des Flurbuchs für Leutzsch. VI. Bericht über die Rathsvorlagen, dctr.r a. Abän derungen an den Beleuchtungsanlagen in der Theatcr- gasse; d. Beleuchtung-Verbesserung am AuSgange der Wnidmiihlcngassc; c. Abänderungen an den Beleuch tungsanlagen in der Marienstkaße. Bekanntmachung, Skevifio« der VandtagSwahlltsten betr. I» Gemäßheit von tz. 24 deS Wahlgesetzes vom 3. December 1868 sind die Listen der bei den Lai.Vtaqsivahleii stimm berechtigte» Personen alljährlich im Juni, in Folge Verordnung des Königlich»'» Ministeriums deS Innern vom 15. Mai ». v. aber mir Rücksicht ans die dieses Jahr vorzunehineiidrn ErgänzungSwahlen Anfang Juni lausenden Jahres zu rcvidiren. Jndein wir die Stimmberechtigten nach tz. 1l der Aus- sührnngsverordnung zun, Wahlgesetz auf die jetzt stattfindende Revision der Wahlliste» ansnierksam machen, bemerken wir zugleich, daß die alte» Wahllisten für die drei Wahlkreise der Stadl Leipzig im Stadthaus?, Obstmarkt 3, 1. Etage, Zimmer Nr. 87, vom l. bis mit 9. Juni ». e., Vormittags von 8—12 ilhr und NackniiiltagS von 3—6 Uhr, ausliegen. Gleichzeitig weisen wir aber auch daraus hin, daß den An trägen bel'v.sS Ausnahme in die Wahllisten oder Streichung Solcher, denen das Wahlrecht nicht znsteht, die Nachweise der Wahlfähigkeit beziehentlich des Mangels der Wahlberechtigung beizusüge» sind. Außerdem machen wir aber noch daranf auf merksam, daß die für den I. Wahlkreis (m welchem dieses Jahr die Ergänzungswahl ftatlfinvrt) «rn aufjnftellende Liste vor dem noch bekannt zu machenden Wahttermine nochmal« sieben Tage lang zur Einsichtnahme auSgelegl wird. Leipzig, den SO. Mai 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Georgi. K. Generalversammlung der OrtSkrankencaste VIH für die Industrie der Holz- und Schnitzstoffe zn Leipzig und Umgegend. BebusS Wahl des Vorstandes der lOrtskrankcncasse haben wir nach tzZ. 34 und 37 deS Reichsgesetze« vom 15. Juni 1883 und ß. 52 des Cassenstatuts Generalversammlung auf DienStag, den S. Juni 1883 anberaumt, und werden deshalb die gewählten Vertreter der Arbeitgeber wie der Cassenmitglieder geladen, zu dem ange gebenen Tage AbendS 8 Uhr im Stadhause. Obstmarkl Nr. 8 allhier, 2. Obergeschoß, Zimmer III sich einzusinden. Tagesordnung' 1) Wahl eincS Vorstandes. 2) Beschlußfassung über Zutritt zu einem Localverbande im Sinne deS tz. 46 deS NeichSgesetzes vom 15. Juiti 1883, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter. Leipzig, den 28. Mai 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. (AtrankenverstcherungSamt.) Winter. UhliiKtnn. königliche Lnnltakademie «nd Lunkgcwerbeschule ru Leipzig. Im Akndemicflngcl der Pleltzrnbiira sind auf kurze Zeit die Schüler - Arbeiten der hiesigen Königlichen Kimstakädeitiie und Kunstgemccleschule ausgestellt. Zum Besuche dieier Ausstellung beehrt sich im Nameu de« Lehrer» Collegiums hierdurch ergebenst emzuladen Leipzig, den 19. Mai 1885. Der Dieeetort De. Ludw. Riever. Der Zutritt zn dieser Ausstellung ist Unentgeltlich. Geöffnet ist die Ausstellung täglich von l> —1 Uhr. Allgemeine deutsche lSkwcrbr-Ausßrluuz iu Jerlin im Zstrr M6. Erhaltenem Bustroge gemäß ersuchen wir diejenigen Bewerb. Weihenden unseres Bezirkes, welche Neigung haben, vorgenannte Ausstellung zu beschicken, un« bis 6. Juni dss. I«. votlänfigt MiNbetluitg zugegen zu lasse». «eftchig. «. «ul 188S. Herzog, S. Wegen vom l. Juni d. I. ab beginnender Einlegung von Doppelgleisen der Pferdebahn wird die Ringstraße auf der Strecke vom alten Theater bit zu Tscharmann'S Hause, so weit es die Arbeiten erfordern und auf die Dauer derselben, theil- für den durchgehende», theil« für aller» un befugter» Fährverkehr gesperrt. Wer sich erlaubt, mit Fuhrwerk irgend einer Art die ge sperrten Strecken unbefugt zu befahren, wird um Geld biS zu «0 Mark oder mit Haft dis z« 14 Tagen be. straft werden und zwar in der Regel bereit» im ersten Falle mindestens um Ist Mark oder mir Haft von st Tagen. Leipzig, am 27. Mai 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. Ör. Georgi. Gringmuth, Assessor. Holz-Inction. Im Gasthose „Zum heitern Blick" in Böhlen sollen von dcu aus dem steilewitzer Forstrevtere oufberefteten Hölzern Freitag, den IS. Juni dieses Jahres, Uhr an» auf den Schläg. In de« Abtheil. 1,14. 23,26,28, 29.44, 47. 49 o. eiuz. in AbIH. 1, 4. 6,13, 26, 27, 28. 87; 41. 42, 44 und 45, aus d. Schläg. In Abth. 1. S3, 26. 47 u. 49, sowie einzeln l» Abth. 6,13,37 und 45 meistbietend gegen sofortige Bezahlung und uuter den sonst vorher bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. Rünigl. Forstrentanrt Wurzen und Köntgl. Forftredter- »erwaltung Getdetvttz, den 37. Mai 1885. »an varwttta, t« Uhr an» 499 ficht. Stämme von 10—15 «w Mittenst., 164 kies. ^ d"al- - 16—33 . ' 143 ficht, u. kies, dergl. von 88—SS ew Mittenst., 27 eich., birk. u. «rl. Klötzer von 9—SS ein Oberst., 2354 ficht. Klötzer von 7—lö cm Oberst., 11V . u. lies. Klötzer von 16—30 cm Oberst., 65 eich. u. tvrißbuch. Stang. ». 8—14 em Unterst., 436 ficht. Stangen von 5 und 7 cm Unterst., 4171 . . . 8-13 460 o , , 13—15 - - Bachmann. von Liudeua». Nichtamtlicher Theil. Vas Segrilbniß Victor Hugo's. Die Sitte, Männer, welche Große« für Wissenschaft und Kunst geleistet, oder sich als Generale oder Staatsbeamte um daS Vaterland verdient gemacht haben, auf Staatskosten zu beerdigen, stammt aus dem griechisch-römischen Aiterthum. Die Franzosen haben diese Sitte den Römern nachgeahmt, wie sie sich ja überhaupt in der Rolle als Nachfolger dieses Volkes gefallen. Gegen die Sache selbst ist nicht« zu erinnern, der Gedanke und die Empfindung, welche die Bestattung eines großen Manne« aus Staatskosten veranlassen, sind edler, er habener Art; es ist etwas Schönes, wenn sich ein ganze« Volk in der Trauer um einen gemeinsamen Woblthätcr vereinigt. Aber diese Trauer hat auch ihre Kehrseite. Sie ist untrenn bar von einer Anwandlung, welche dem Hochninth und der Ueberhcbung sehr nahe verwandt ist. Die französische Nation liebt es, sich mit Stolz die große Nation zu nennen, und wenn dieses Wort in den letzten fünfzehn Jahren nicht mehr gehört wurde, so liegt das nickt daran, daß die Franzosen ansgehört hätten, sich für daS erste Volk der Erde zu Hallen, sondern weil il>rc Erfolge hinter ihren Wünschen zurückgeblieben sind; sie hoffen von der Zukunst DaS, waS ihnen die jüngste Vergangenheit versagt hat, da« leuchtet aus allen ihren nationalen Kund gebungen hervor. Die Bestattung Victor Hugo'» ruft das GedSchtniß an die Leichenfeier für Gambetta wach. Auch bei diesem Anlaß traten gleiche nationale Empfindungen zu Tage, wie sie sich beim Tode Victor Hugo'S erneuert haben. Es ist allerdings ein großer Unterschied zwischen der Bedeutung Gambetta'« und der Victor Hugo's für die französische Nation, aber der BerührungSpunct für ' beide Männer liegt in ihrer Vaterlandsliebe und in dem Haß, welchen sie gegen den Sieger von 1870 hegten. Victor Hngo'S Schlacht-, Schmerzen«- und Racherufc fanden in den Herzen des fran zösischen Volke« denselben Widerhall wie die Brandreden, welche Gambetta hielt, um die Franzosen zur Vertheidigung deS Vaterlandes auizurusen, und die Lobrevner Gambetta'S, welche an jseinem Grabe erschienen, glaubten sein Andenken nicht besser und würdiger der Nachwelt überliefern zu können als durch den Hinweis auf den Tag der Rache. Die Beziehungen der europäischen Mächte zu einander haben sich seit dem Tode Gambetta « seht wesentlich geändert, das Rachegeschrei, welches noch bei der Anwrsenbcit König Alfonsv's in Pari« und bei der Einweihung de« Niederwald denkmal- sehr laut und ausdringlich erschallte, ist seit Jahres frist verstummt und einer Annäherung der beiden ehemals so feindlichen Mächte gewichen, welch« aus gegenseitiger Achtung und auf dem Bestreben friedlichen Znsammenwirkeiis zur Er reichung gemeinsamer Ziele beruht: Es ist das ein Umschwung, der um so wcrthvollet für beide Theil« erscheint, als er wider Erwarten cingetrelen ist. DaS Ministerium Ferry hat das Ver dienst, di» hoch,gehe,iden Wogen der Leidenschaft des französischen Volks beruhigt und sie in Bahnen geleitet zn babe», welche die Hoffnung aus bi«Erhaltung desFriedcns befestigt habe». Darum aber ist das französische Volk nicht plötzlich ein andere« geworden, die Männer, welch« an der Spitze standen, nnd ihre neuesten Nachfolger habe» sich nur der Einsicht nicht verschließen können, daß e« besser ist, da« Geschehen« mit dein Schleier der Vergessenheit zu decken, als fort und fort di« dem Wohl stand der Völker so schädlich« Beunruhigung z» erneuern. Derselbe Brisson, welcher am Grab« Gambetta'S ein« stam mende Rackerede hielt, steht heule an der Spitze der fran zösischen Regierung und ließ e« sein» erst« Sorge nach ttebrr- nahm« der Geschäft« sei», zu erklären, daß er die auswärtige Politik sein»« Vorgänger« Kerry fortsetzen werde, in den Beziehungen Frankreich« zu dr« auSwärtmen Mächten sollte keinerlei Aenderung eintreten. Diese« Verhalten Brisson'« zeigt, wie groß da« FriidrnsbedUrfniß de« französischen Volke« ist. und daß der Rachedurst der Einzstnen nickt groß genug tst, um das französische Volk mit sich fortzureißen Da» Begräbnis Victor Hugo'« wird de« Prüfstein sein für den Bestand und die Festigkeit der gegenwärtig zwischen Deutschland und Frankreich obwaltenden verhältmßmäßig gute» Beziehungen; e« wird sich zoißett, ob Verstand und Ber» uuust de« rncheichnaubeaden Tbeiles der Franzosen über ihr« LAdeaschastrn die Oberhand behalten webten. De« Kund» gedungen der Press« unmittelbar nach dem Tode des gefeierten Dichters und Baterlandsfrrunde» bewegten sich innerhalb der welchen der Präsident des Senats die Mitthrilung vom Tode Victor Hugo's be gleitete. waren maßvoll, wenngleich sie nicht frei von jener echt französischen Empfindung waren, welche dem Frainosen yrankteich als die erst« und über das meiste Genie verfügende Macht erscheinen läßt. Präsident Lerohe, sagte: .Victor Hugo, welcher seit 60 Jahren die Bewunderung Frankreichs uitd der Welt hervorrirf, ist in die Unsterb lichkeit eingetreten. Sein Ruhm gehört keiner Partei, wohl aber allen." Gewiß ein« stolze Erklärung, welche leb haft an den Ausspruch de« tobten Dichter» erinnert: „Frank- reich ist da« Licht und da« Herz der Welt." Die Franzosen konnten sich keinen besseren Vertreter und Verkünder ihrer Gedanken und Gefühle wünschen al« Victor Hugo. Was er von Frankreich und Part- sagte, fand in den Herzen aller Franzosen freudigen und lautm Widerball, und weil er den Ton angeschlagen hatte, welcher in der Brust der Nation die verwandte Saite mitklingen ließ, deshalb war Victor Hugo der bewundertste und geliebteste Dichter de« heutigen Frankreich. Wir Deutsche besitzen die keinem andern Volke in gleichem Maße innewohnende Eigenschaft, fremde- Verdienst neidlos ' IpAchte«. noch mit Goethe gelungen ist. Wie lange hat eS gedauert, bi» Wagner'S „Tannhänser" in Pari« zuaclassen wurde. Ja e» ist kaum 20 Jabre her, daß Weber'» Oberon die erste Auf führung in Paris erlebte. Und mit welcher Freude haben wir dem in Paris so vergötterten Schwan von Pesaro. Rossini, bei un« Aufnahme gewährt, wie bereitwillig haben wir Auber, Adam. Halsvy und Ambroise Thomas unsere Kann sich Gustav Freytag vielleicht Frankreich und England rühmen, Eugen Tue, Walter Scott, Bulwrr und Boz in Deutschland? Wir kennen auch DaS, was Victor Hu zo geleistet hat» wir möchten fast sagen, mindestens ebenso au -n« die Franzosen, aber weil wir unbefangen und kritisch zu -verkt gehen bei Beurtheilung fremden Verdienstes, deshalb ,-ntcfthen uns auch die Fehler der großen Männer des Aus landes nicht. Wir könnten über die Verirrungen Victor Hugo's al« Politiker hinwegsehen, weil wir den Dichter Victor Hugo vollständig und neidlos würdigten, aber worauf wir nicht ver zichten können, das ist die Einsicht der überlebenden Franzosen, daß sie das dichterische Verdienst Victor Hugo'« nicht mit seinen politischen Verirrungen zusammrnwersen, und an dem Tage, da sie seine sterblichen Ueberreste der Erde anvertrauen, sich bewußt werden, daß der Dichter nicht mit dem Rnche- Vrcdiger verwechselt werden darf. Wir sind darauf gefaßt, daß diese Grenzlinie bei der Leichenfeier Victor Hugo's nicht streng eingehaUc» werden wird, wir kennen auch die Franzose» zu gut, um ihnen daraus einen Borwurf zu mache», oder wir' wollen diese Zeilen nicht schließen, ohne dem Wunsch Worte geliehen zu haben, daß die Rache selbst mit ihrem vornehmsten Vertreter zu Grabe getragen sein möge. Deutschland und Frankreich haben erfolgversprechendere Arbeiten zu verrichten im Dienste der Humanität und des Fortschritts, als sich gegenseitig zu bekämpfen. In Afrika habe» wir zuerst den Boden für eine gemeinsame ersprießliche Wirksamkeit gesunden, möge in Europa daS Werk vollendet werden, das in dem dunklen Erdtheile so Freude und Frieden verheißend begonnen wurde! * Leipzig, 31. Mai 1885. * Den gereizten persönlichen Auseinandersetzungen wie sie gegenwärtig zwischen den socialdemokratischen Abgeordneten und Führern in verschiedenen Prcß- organen stattsindcn, würde man unseres Erachten- mit Unrecht eine tiefere Bcdeutnna beilegen. Persönliche Zwistig keiten waren im socialdemonatischen Lager von jeher ganz besonders an der Tagesordnung, ohne daß sie, nachdem einmal die beiden großen Richtungen, die Lasfalleancr und die „Internationalen" sich auf dem Gothaer Congreß im Mai 1875 zu einer einzigen Partei verschmolzen Hallen, je wieder zu einer förmlichen Spaltung und Trennung geführt hätten. Man wird auch jetzt nicht erwarten dürfen, daß diese persön lichen Differenzen für den Zusammenhalt der Partei verhängnisvoll werden sollten. Ihre Lage unter dem Svcialiftengcsetz ist doch zu sehr gedrückt und aus dir Defensive beschränkt, als daß sie sich den Luxus von ernstlichen _ ' kö ^ ' - - . - Spaltungen gestatten könnte. BeachtenSwerth ist übrigens, wie sehr in neuerer Zeit Bebel in den Hintergrund getreten ist. Es ist bezeichnend, daß er sich seit Anfang März im Reichstag nicht hat blicken lasten und daß er, wie der „Ntichssreund" constatirt, bei 17 namentlichen Abstimmungen, welche zwischen dem 4. März und 15. Mai stattgcsunven haben, gefehlt hat. * Aus Kiel, 28. Mai, schreibt man der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung": „Mittelst Allerhöchster Labtnetsordre »ein 5. Mal er. sind an Olficier« und Mannschaften des westatrlkanischenGeschwader» Hatzen erhalten folgende Auszeichnungen erlheilt: Ls Hatzen 1) Beschwader- . „ .. . , . , ,«b stab: Knorr. Sontrradmiral und Lhes de« westasrikanischen Be schwader», de» reihen Adleeorde», 3. Lloste mit Eichenlaub und Schwertern: v. Holtzendorff, Lapttainlieotenant und Flagglieutenant, den roihen Ablerorden «. lklasse mit Schwertern. 21 Kreuzerfregatte Bismarck: Karcher, tzöpftaln zur See und Lommandan«, den kvnta» lieben Kronenorven S. »lass« mit Schwertern; Gras v Moltke I. Lavitamlieatenan«. Miehner» Unter!,eutenan» zur Ser, den ralbe» «dlerorden 4. »lasse ml» Schmertern; Pfeiffer, Heinrich» Maschmistea. maate. Burkhardt, Darmann, Witt, Lbermatrasen, das Militär- lkbrenzeichen 2. Llasse. Ü) Sreuzeerorvette „Olga": Bendeman«. stardetiencapitala »nd Lommandant, den königlichen Kronenordel, !4. Llasse mit Schwertern, Riedel, lapitainlieutenant, d. Etzel, See»nd«lteuftnaiit, den Rothen Abletorden 4. Ll. mit Schwertern; Bakd«, Moschtaen-Uvteringealeur, tzsv Isniglxhen Kronenorden 4. Llasse! Schwark, Bootsmann, da« «llgsmeine Ehrenzeichen, Kerker, Heldth Odertzsotsmonnsmaate, Trost, Bootsntannsmaat» tzlltrickter, Fruerwerksrnaal, PSIke, Obermatrose, Friedrich Mette», Friedberger, Löhn, Leilchner, Lcwerentz, Kuhnert, Matroien, Denter, Okflcierfleward, das Militair-Ehrenzeichen S. Llasse: dem Stabs arzt vr. Fischer tlt tm Namen Seine« Majestät dt« Kaisers st»e VttobtgvNg erthellt. 4) Kreuzercorvette „Artadne'ft Lhttden, Lorvettencapitain und Lommandeur der 2. Werftdivisio», vormals Lommandom dtsst« »chtffes, de» rathe« Adlersrdtn 4 -lasse. Kreuzer „M-we": Hon»,»,. LdnmNentGtitaiamdLoaw««»»«, de» köotgllcheu Kronenordea 3. Llage." * von demokratischer Seite ist der Antrag Preußens in der Braunschweiger Thronfolae-Angeteaenheit Ol ein Stoß gegen da« Leaitlmitätsprinclp aufgcftßl worden. Dem gegenüber schreibt eine offirivse Korre spondenz : Diese Auffassung trägt ln die Actio» etwas hinein, was in der» selbe» auch nicht entfernt liegt. Denn wen» der Antrag Preußens die Aasschließung de» Herzogs von Lamberlaad von der Regierung in vraanschweig unbeschadet de« Erbrecht« verlangt, so berührt er das legitime Recht der Herrschaft an sich nicht, sonder» er verlangt nur, daß dasselbe der höheren Rücksicht aas die Ruhe, dl» Sicher- heit nnd den inneren Frieden des Reiches sich «wterordne. Der Antrag PrrußenS stellt aus die Ausübung der Herr- schastsrechte in eiuem deutschen Bundesstaat und die damit verbundene Theilnahme an der Regierung d»S Reichs das Ersorderaiß thatsächlicher Anerkennung der nothwendtgen Boraus- sctzung der nationalen Einheit; er fordert damit nicht-Anderes, als was das HauS Hoheuzoller» von jeher als seine Herrjchcrausgabe betrachtet hat: die unbedingte Boranstellung de» Wohles des Reiches und BolkeS vor den rein dynastischen Interessen. Wie diese Auf- saffuug der landesherrlichen Pflichten das feste Band zwischen Preußens Königshaus und Volk noch wesentlich gestärkt hat. Io wird auch die durch die Zustimmung zu dem Antrag Preußens aus gesprochene Anerkennung, daß in Deutschland die volle Hingabe an die nationale Einheit die ethische Voraussetzung sür die Ausübung dynastischer Rechte bildet, zwischen dem hohenzollernschen Deutschland und den Gliedern deS deutschen Volkes ein weiteres festes Band gc> schaffen, und das legitime Herrscherrecht der deutschen BundeSsürsten erhält dadurch eine neue feste Stütze. * Die „Norddeutsche Allgameine Zeitung schreibt an leitender Stelle: „verschiedene französische übe Zeitungen drücken ihre „patriotische" Freude darüber auS, daß di« jvon der serbischen Regierung ausgeschriebene habe sich dazu nicht entschlossen, nachdem durch gründliche Experimente die Superiorität der Kanone de Bange über die Krupp-Kanone sestgestellt worden sei. Wir sind in der Lage, diese Behauptung für unrichtig erklären zu können. Ans Ein ladung der serbischen Krieg-verwaltung hatten die Herren Krupp, de Bange und Armstrong je ein Feldgeschütz nach Belgrad gesendet, mit welchen seit Mitte November v. I. vergleichende Sckießversnche angestellt worden sind. Bei den selben hat sich gezeigt, daß da« deutsche Geschütz das vorzüglichste ist; insbesondere hat dasselbe bei weiteren Distanzen unbestritten den Sieg davoagetragen. Der Erfolg de« französischen Concurrenten ist daher nicht aus die Superiorität seines Productrs, sondern lediglich darauf znrück- zuführen, daß er die Mache besser verstanden hat alS Herr Krupp, und daß da- französische Element in Serbien eine ein flußreichere sociale Stellung einnimmt." « * » * Der neue St. Petersburger Seecanal ist sür die russische Hauptstadt von so hervorragender Bedeutung, daß eS durchaus gerechtfertigt erscheint, wenn die Eröffnungs feier desselben, welche, wie wir meldeten, am 27. d. M. statt- gesunden hat, mit besonderem Glanze begangen und durch die Gegenwart des KaiserpaareS, deS Hose« und der NeichS- würdenträqer verherrlicht worden ist. Bisher mußten alle größeren Schiffe in Kronstadt Station mache», da daS flache und mit Untiefen besetzte Fahrwasser zwischen dieser Stadl und St. Petersburg nur Fahrzeugen mit geringem Tiefgang ein weitere- Vordringen gestattete. In Folge dessen war sür alle größeren Schiffe ein doppelte- Umladen der Waarcn er forderlich; sie mußten dieselben im Kronstädter Hafen löschen und rinnehmea und den Transport zwischen diesem und St. Petersburg durch kleinere Fahrzeuge bewerkstelligen lassen. Der neue Eanal ermöglicht nun «ine directe Ver bindung mit der Hauptstadt, er bildet eine über 7 Meter tiefe Wasserstraße, welche von der Kronstädter Rhede aus sich in leichtem Bogen nach Süden erstreckt und südlich der Newa bei St. Petersburg eiiimündct. Der ganze Eanal hat eine Länge von 28.6 Kilometern, ein nach Katharinenbos laufender Seitenarm weitere 4 Kilometer; die erste Strecke bei St. Peters burg ist mit einer Sohlenbreite von 85 Metern zwischen Molendämmen entlang geführt, während der ganze übrige Theil mit einer Sohlenvreite von 107 Metern im freien Wasser auSgebaggert ist. Im Anschluß an die im Süden von Petersburg gelegenen Bahnhöfe der Eisenbahnen nach Moskau Und andere ist hier bei der Einmündung de« Eanal» ein Hafen zum direkten Ein« und Ausladen der Schiffe angelegt, welcher nach Norden zu weiter mit der Newa in Verbindung steht. Drr Befehl zur Anlage des Eanal» wurde bereits am 1. Juni 1878 vom Kaiser Alexander II. unterzeichnet, mit den eigentlichen Arbeiten jedoch erst im Sevtembcr 1878 be gonnen. Die Gesammtkosten belaufen sich auf ungefähr 33 Millionen Mark. — Durch den vermiltelten directen Ver kehr der Seeschiffe wird nicht nur ein großer Zeit- und Kostenauswanv erspart, sondern eS ist auch gleichzeitig den beschränkten Raumverhältnissen de» Kronstädter HafenS für die Handelsschiffe sehr erwünschte Abhilfe geschaffen, wenn gleich der Sl. Petersburger Hasen vorläufig noch nicht ,n den Dimensionen ausgesührt worden ist. wie eS ursprüng lich beabsichtigt war. Dem überseeischen Verkehr und Handel Würde der neue Eanal daher ohne Zweifel außerordentliche Dienste leisten. Wenngleich derselbe sür die Krieg-marine auch von Werth ist, indem er einen freieren Verkehr zwischen den Petersburger und Kronstädter Marineanlagen und ein Hinauf- driiiaen größerer Kriegsschiffe bi- nach Gt. Petersburg er möglicht, so erscheint er doch für den eigentlichen Kriegsfall von geringerer Bedeutung. Wenn Ktonstavt In feindliche geringe w falle. Hände fallen sollte, was aber Dank der ausgedehnten vcr- theidigungS-Anlagen schwer halten wird, könnt« derselbe aller dings im Nothfalle der Flotte zum Theil als RUckzugSlinie dienen. Daß er ebenso den größeren Schiffen der feindlichen Flotte Gelegenheit bieten könnte, bis zur Hauptstadt vorzu- vriagen, ist kaum zu befürchten, da die schmale Fahrrinne sich ohn« Schwierigkeit durch Sperren sür dieselbe unpassirdar machnt läßt. * Man schreibt uns au» Brüssel» 28 Mai: Das belgisch» Königreich bat »tuen de, Begründ«, seiner Unabhängigkeit und seiner constitutianellen Freiheiten» einen geschickten PalUlker, Staatsmann nnd Geldgeber, «inm feiner »er- dienftvallste» nnd «hrenwerihesten Männe, verlarea: LharleS Rogttr ist (wie bewit« kurz »rmähut b. A»b.) gestern Nochmittag '/,3 Uhr tm Alter von 85 Jahren »ach knr^ Krankheit aesterb-n. Geboren am 16. August 1800 zu St. Duentln Im französische» Nord-Departemeat, siedelkk Rogier 181S, nach dem Tode seines Vaters, mit der Matter nach Lüttich über, wo er sich der Rechts- »iffraschast widmete. Im Jahre 18» begründ«»« drr jnnge Jurist
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