Die militärischen Grundlagen für Einsatz und Verwen dung der Sächsischen Freiwilligen-Truppen Ln Litauen Von Generalmajor a. D. Schroeder Anfang November 1918 stand die 10. Armee unter General oberst von Falkenhayn in der allgemeinen Linie Gomel—Polozk. In dieser etwa 400 Km breiten Front standen an Truppen die 4. Ldw.Div. mit der 23. Sachs. Kav.Brig. unter dem Generalkommando des Ldw.K., die 14. und 46. (Sachs.) Ldw.Div., sowie die 12. Kav.Brig. unter dem Generalkommando des Zus.ges. Reservekorps. Im Nord abschnitt stand die 85. Ldw.Div. Außerdem war eine große Anzahl von Landsturmbataillonen und Kolonnen weit zerstreut zur Verwal tung und Ausnutzung des Landes eingesetzt. Die Divisionen hatten sehr schwache Gefechtsstärken; sie waren überwiegend aus den ältesten Jahrgängen zusammengesetzt, und auch bei diesen waren alle nur einigermaßen feldbrauchbaren Mannschaften immer wieder herausgezogen und als Ersatz nach der Westfront ab gegeben worden. Der Kampfwert der Truppe war daher nur gering. Die widerstandsfähigsten Teile waren die M.G.-Kompagnien, in denen man die jüngsten Mannschaften zusammengefaßt hatte; es waren das meist an die Ostfront überwiesene „letzte Söhne" oder Elsaß-Lothringer. Wirklich vollwertige Truppen waren nur die aktiven Kavallerieregimenter. Alle Truppen hatten in den letzten Monaten an der Demarkationslinie gegen Rußland oder im rückwärtigen Be reich zur Sicherung der Verbindungen Dienst getan, der überwiegend aus Postendienst und Kleinkrieg gegen die im Lande sich bildenden sowjetfreundlichen bewaffneten Banden bestand. Die in Durchführung des Friedens von Brest-Litowsk begonnene Räumung des Gebietes westlich des Dnjepr war nach Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Sowjet-Rußland zunächst unterbrochen worden. Nach Abschluß des Waffenstillstandes in Spa erschien es jedoch notwendig, die deutschen Truppen im Osten in eine Linie zurück zunehmen, die günstigere Verteidigungsmöglichkeiten und einen besse ren Abschluß nach Osten bot, um so mehr, als der Waffenstillstands- 1