Lptm. Winckler meldete mir seinen Kampfeindruck, daß die ganze feindliche Unternehmung der Verschleierung eines allgemeinen Rück zuges dienen sollte. Die geschickt im Gelände verteilten Schützennester sollten vermutlich zum Schutze der beiden feindlichen Geschütze dienen, die in langen Zwischenräumen bis 2 Ahr morgens nach dem längst verlassenen Bahndamm feuerten. Die am nächsten Morgen nach einigen Lagen Artillerieseuer vorfühlenden Patrouillen bestätigten den Ein druck. Der Feind hatte seine Stellung geräumt. Infolge des polnischen Vorstoßes auf Wilna waren die westlich der Stadt eingesetzten roten Truppen bestrebt, der Gefahr, abgeschnitten zu werden, zu entgehen. Nun erschien der Führer der mir unterstellten Kavalleriepatrouille der Frw.Esk. 18, Lt. Frhr. v. Welck, bei nur und bat mich um die Ge nehmigung zu einer Fernpatrouille, um den Verbleib des Feindes fest zustellen und mit ihm Fühlung zu halten." Aber ihren Verlauf siehe Seite 74. Besuch einer Ententekommission Von Major a. D. v. Schönberg Am Tage vor der ereignisreichen Nacht im Abschnitt Koszedary erhielt ich die Mitteilung vom Generalkommando aus Kowno, daß am nächsten Tage eine Ententekommission sich bei mir einfinden würde, die mit mir über die geeigneten Maßnahmen für die Entlassung eines großen russischen Gefangenentransportes verhandeln wollte. An scheinend wollte aber die Kommission feststellen, ob zwischen uns und den Bolschewisten Verbrüderungsabsichten beständen. Die beste Ant wort auf diese Frage war das gerade in jener Nacht stattfindende Gefecht von Reczany. Major v. Alten, der älteste Generalstabsoffizier des Generalkommandos, riet mir, die toten Bolschewisten nicht eher zu beerdigen, als bis sich die Ententevertreter von den vermeintlichen herzlichen Beziehungen persönlich überzeugt hätten. Dieser Rat wurde befolgt. Am Nachmittag des 24. April traf die Kommission mit Sonder zug in Koszedary ein. Bei meinem Erscheinen begrüßte mich ihr Rang ältester, ein biederer, freundlicher Amerikaner, mit kräftigem Lände druck, versicherte mir in kaum verständlichem Deutsch, daß er für mich nur die freundschaftlichsten Gefühle hege, und bat mich, ihn als guten Kameraden zu betrachten. Das kam alles so treuherzig heraus, daß