Wie deutsche Soldaten als Litauer kämpften Von Generalmajor a. D. Schroeder Es war zu der Zeit, als mein Freund Zeschau noch in Ianow saß. Wieder einmal war — „aus politischen Gründen" — untersagt worden, daß deutsche Freiwilligen-Truppen an Angriffsunternehmun gen der Litauer teilnehmen sollten. Die litauische Keerführung aber legte gerade damals größten Wert darauf, die Front wieder ein Stück weiter nach Osten vorzuschieben. Für angriffsweise Kampfführung fehlte es jedoch sehr stark an ausgebildeten Bedienungsmannschaften für die M.G.; denn bisher hatten die deutschen Truppen mit ihren M.G. diese notwendige Kampfunterstützung gewährt. Im litauischen Landesverteidigungsministerium, wo ich damals als deutscher Generalstabsoffizier tätig war, bat man mich, doch in irgendeiner Weise für Unterstützung durch deutsche M.G. und M.G.- Schützen zu sorgen. Mit den oberen deutschen Kommandostellen war in dieser Frage nichts zu erreichen; es war mir klar, daß die Befehle für diese bindend waren. Aber man konnte sie schließlich auch einmal übergehen. Daß man beim Generalkommando hinterher ein Auge zudrücken würde, da man bisher stets die litauischen Truppen unter stützt hatte und außerdem an einem Zurückdrängen der bolschewistischen Front nach Osten stark interessiert war, das war mir ebenso selbstver ständlich. Also beschloß ich, mit meinem Freund Zeschau ein Wort unter vier Augen zu reden. Ich fuhr im Auto nach Ianow, und wir trafen unsere Vereinbarungen. Die litauischen Soldaten trugen damals, wenn sie überhaupt eine Aniform hatten, die deutsche feldgraue Aniform mit abgeänderten oder auch nicht geänderten Achselklappen. Sie unterschieden sich von den deutschen Truppen nur dadurch, daß sie an Stelle des Stahlhelms eine dem österreichischen Käppi ähnliche Kopfbedeckung trugen. Deut sche Soldaten, die das litauische Käppi aufsehten, waren also selbst aus nahe Kampfentfernungen von litauischen Infanteristen nicht zu unterscheiden. Wir vereinbarten also, daß eine Anzahl deutscher M.G.-Bedienungen in dieser Amkostümierung am litauischen Angriff teilnehmen sollten. Den Mannschaften wurde dafür eine besondere Kampfzulage in Aussicht gestellt. Natürlich kamen nur freiwillig sich meldende Mannschaften in Frage; aber Freiwillige gab es stets genug, wenn es extra etwas zu verdienen gab.