Sollte aber aus diesen oder jenen Gründen die wissenschaftliche Schreibung all gemein werden, dann ist eine eingehende Unterrichtung über die Grundsätze, wie sie in der Jansenschen »Rechtschreibung der naturwissenschaftlichen und tech nischen Fremdwörter« niedergelegt sind, unerläßlich. Ich weiß aus Erfahrung, daß dieses Werk nicht nur vielen Buchdruckern, sondern auch Schriftstellern nicht einmal dem Namen nach bekannt ist. Fragekasten Zur gef. Beachtung! Die Anfragen haben sich in letzter Zeit so gehäuft, daß es uns beim besten Willen wegen des bescheidenen Umfanges unsrer »Fachmitteilungen« nicht möglich ist, sie alle, wie es meist gewünscht wird, »in der nächsten Nummer« zu beantworten. Wir könnten jetzt eine Anzahl Nummern der »Fachmitteilungen« nur mit »Fragekasten« füllen, was natür lich nicht angeht. Daher bitten wir besonders unsre Setzerkollegen, sich in den Anfragen etwas Beschränkung aufzuerlegen. Unsre Bitte wird um so verständlicher erscheinen, weil es sich meist um Fragen handelt, über die der Duden leicht Auskunft gibt, wenn außer dem Wörterverzeichnis auch die Vorbemerkungen dieses Buches zu Rate gezogen werden. Anfrage: Wie ist es zu erklären, daß es nicht heißt Rechnentafel, Zeichnenheft? Hat der Sprachgebrauch das n gestrichen, oder kommen hier andre Gründe in Frage? A. G., Bln.-Nk. Antwort: Über die Richtigkeit der jetzt allein sprachüblichen Formen Rechen tafel, Zeichenheft gibt Wustmann in seinem Buch »Allerhand Sprachdummheiten« folgende beweiskräftige Erklärungen: »Die falschen Zusammensetzungen Zeichnen buch, Zeichnensaal, Rechnenheft sind in der Schule, wo sie sich eine Zeitlang breit machten, jetzt wohl überall glücklich wieder beseitigt; außerhalb der Schule aber spuken sie doch noch und gelten noch immer manchen Leuten für das Richtige. Es sind aber Mißgebilde. Wenn in Zusammensetzungen das Bestimmungswort ein Verbum ist, so kann dieses nur in der Form des Stammes erscheinen; daher heißt es: Schreibfeder, Reißzeug, Stimmgabel, Stehpult, Eßzimmer, Spinnstube, Trinkhalle, Springbrunnen, oder auch mit einem Bindevokal: Wartesaal, Singe stunde, Bindemittel. (Daneben steht Bindfaden, in Süddeutschland sagt man auch Wartsaal, Singstunde.) Nun gibt es aber Verbalstämme, die auf e(n) ausgehen, z. B. Zeichen, rechen, trocken; die Infinitive dazu heißen: rechnen (ursprünglich rechenen), zeichnen (ursprünglich zeichenen), trocknen. Werden diese in der Zu sammensetzung verwendet, so können natürlich nur Formen entstehen wie Rechen stunde, Zeichensaal, Trockenplatz. Wäre Rechnenbuch und Zeichnensaal richtig, so müßte man doch auch sagen: Trocknenplatz, Turnenhalle, ja auch Schreiben feder und Singenstunde.« Anfrage: Im Duden ist über die Sclneibweise »das Umgekehrte« und »das um gekehrte« nichts enthalten. Wann wird groß, wann klein geschrieben? A.Sch., Lpz Antwort: Man schreibt stets »das Umgekehrte« (also groß), wenn das Wort für sich allein steht, z. B.: Das Umgekehrte (Entgegengesetzte, Gegenteilige) ist der Fall. Ich behaupte das Umgekehrte. — Mit kleinem Anfangsbuchstaben kann das Wort, wie jedes andre Eigenschafts- oder Mittelwort, nur geschrieben werden, wenn es sich auf ein vorhandenes Dingwort bezieht, z. B.: Der Redner hat dies und das behauptet; mein Verhältnis zu diesen Dingen ist das umgekehrte (»um gekehrte« bezieht sich auf Verhältnis). Anfrage: In unserm Betriebe besteht eine Meinungsverschiedenheit über den Satz auf einer Neujahrskarte: »Herzlichen Glückwunsch zum neuen Jahr!« Wie wird das Wort »neuen« gesetzt, mit großem oder mit kleinem Anfangsbuchstaben? Die einen behaupten, es wäre groß richtig; die andern wieder sagen: klein, denn es sei ein Eigenschaftswort. C. K., Glw. Antwort: Richtig ist die Kleinschreibung. Vgl. Duden S. 327 unter »neu«.