Ebenso ist es am besten, die rein deutschen ärztlichen Bezeichnungen nicht zu kuppeln, also Magendarmkanal, Mundnasenrachenraum, Brustzungenbeinmuskel zu schreiben. Die Kupplung könnte auch hier manchmal Verlegenheiten bereiten. Bei dem Worte Brustzungenbeinmuskel zum Beispiel bezieht sich nicht nur Muskel, sondern auch Bein auf das erste (Brust) und zweite (Zunge) Bestimmungswort, wir haben es also mit zwei Bestimmungswörtern und zwei Grundwörtern zu tun und müßten, wollten wir streng nach den Rechtschreibregeln kuppeln, Brust-Zungen- Bein-Muskel schreiben. Daß diese Schreibung ..überkuppelt«, daher unmöglich ist, liegt auf der Hand. Wie soll man also kuppeln? Brust-Zungenbein-Muskel, Brust- zungen-Bein-Muskel, Brustzungenbein-Muskel, Brust-Zungenbeinmuskel, Brust- Zungen-Beinmuskel, Brustzungen-Beinmuskel? Bei der Zusammenschreibung ver meidet man diese Schwierigkeiten der Kupplung, die doch keine rechte, jeden befriedigende Lösung finden können. Wie man sieht, versagen bei solchen Fachausdrücken unsre Bindestrichregeln, die ja im allgemeinen ganz gute Dienste leisten, aber hier wirklich nicht anwendbar sind. Es wäre uns sehr erwünscht, wenn auch andre Kollegen, die mit dem Satz medizinischer Werke zu tun haben, sich zu der aufgeworfenen Frage äußerten. Zur Erklärung der Ausdrücke »Maulaffen feilhalten« und »sein Schäfchen ins trockne bringen« Zu den Redensarten »Maulaffen feilhalten« und »sein Schäfchen ins trockne bringen« schreibt uns Kollege W. Neuferth aus Striegau (Schlesien): Wegen einer Streitfrage, die sich in unserm Betrieb über die beiden Redens arten »Maulaffen feilhalten« und »sein Schäfchen ins trockne bringen« entwickelte, bitte ich um Ihre Äußerung in den »Fachmitteilungen«. Während sich einige Kollegen auf den Standpunkt stellen, daß das auch im Duden wie oben Angegebene richtig sei, bin ich der Meinung, daß dies Sprachirrtümer sind. Veranlaßt wurde ich hierzu durch eine Abhandlung, die schon vor Jahren in einem Band »Bücher der Unterhaltung und des Wissens« veröffentlicht wurde. Die betreffende Stelle lautet: »Als charakteristische Beispiele solcher sprachlichen Entgleisungen mögen zwei ganz bekannte sprichwörtliche Ausdrücke Platz finden. Als erstes sei ,Maul affen feilhalten 1 angeführt. Im Plattdeutschen sagt man von jemand, der den Ar beitenden zusieht: ,De Kiärl hält dat Mul apen. 4 Diese Redensart erhielt nun von einem großen Sprachkundigen vor dem Herrn seine Übersetzung in: ,Der Kerl hält Maulaffen feil. 4 Auf diese Weise entstand eine Tiergattung, die noch kein Zoo aufzuweisen imstande ist, und die auch noch keinem Naturforscher bekannt sein dürfte. — Als zweites Beispiel gelte der Ausdruck ,sein Schäfchen ins trockne bringen 4 . Im Norddeutschen heißt es ,sein Schepken (Schiffchen) aufs Trockne bringen 4 . Nun aber wurde der Ausdruck ,Schepken 4 mit dem ähnlich klingenden ,Schäfchen 4 verwechselt, und der geistreiche Ausdruck fand seinen Weg in den Sprachschatz.« ^ Wir bemerken dazu, daß wir diesen Erklärungen schon öfters begegnet sind. Allerdings sind die Auslegungen von andern Sprachgelehrten auch angefochten worden. Einige Stichproben aus dem Für und Wider mögen den Meinungsstreit der Gelehrten veranschaulichen. Die Bezeichnung Maulaffe erklärt Moritz Heyne in Grimms Wörterbuch: Affe mit großem oder offenem Maule, Bild für einen glotzenden und gaffenden Menschen. Älter und noch mittelhochdeutsch ist das gleichbedeutende muntaffe. »Maulaffe« ist seit dem 15. Jahrhundert nachzuweisen. — Weigand sagt: »Maul affe = wer in dummer Verwunderung oder Erwartung mit aufgesperrtem Maule