Salem Wir Imstoln! Nachdem schon andere Städte durch Kurse an ihre jugendlichen Erwerbslosen gedacht hatten, führte auch das Arbeitsamt in Kassel für uns erwerbslose Kollegen einige Kurse an der Kunstgewerbeschule durch. Man stelle sich vor, mit welcher Begeisterung ans Werk gegangen wurde. Hatten doch einige Kollegen unter uns schon jahrelang keinen Setzkasten mehr zu sehen bekommen. Die Beteiligung war daher auch recht groß. Ein Kursus wurde mit Skizzieren und Setzen von Akzidenzarbeiten ausgefüllt. Der Erfolg, nämlich die Fülle von guten Arbeiten, ließ dann einen weiteren Kursus entstehen. Diesmal wandten wir uns einem noch selten angewandten Gebiete zum Studium der neuen Typographie, dem „Basteln” zu. Wir verfertigten uns selbst bunte Papiere, zogen uns einzelne Buchstaben, ganze Zeilen und Linien usw. ab, schnitten uns auch aus alten Heften und Büchern die Photos und ganze Satzteile von glattem Text heraus, und mit diesem Material wurde nun „gebastelt”. Nur die genauest erwogene Zusammenfügung sowie die sorgfältigste Abstimmung der Farbtöne ergab dann eine Klebearbeit, die auch als gutes Satzgefüge zu betrachten wäre. Nach längerem Verschieben und Zusammenlegen entstand auch manchmal durch Zufälligkeit eine Form, die dann im fertigen Zustand eine selbstverständliche Wirkung hervorrief. Nach einem solchen Erfolg war die Freude des Verfertigers natürlich besonders groß. Mitunter entstand auch aus dieser „Bastelei” ein schöner Prospekt, eine Titelseite oder sonst eine gute Akzidenzarbeit. — Als schließlich die letzten Kursusstunden herankamen, war jeder von uns gern bereit, wieder an einem neuen Kursus teilzunehmen, denn alle hatten in den wenigen Wochen viel Neues gelernt. Schließlich hatten wir durch das „Stückchen Berufsleben” während der langen „Ferien” eine ersehnte Abwechslung, so daß der Kursus auch in dieser Hinsicht seinen Zweck voll erfüllt hat. Karl Gerke