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Das Schiff
- Bandzählung
- 1930
- Erscheinungsdatum
- 1930
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-27.1930
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045739-193000009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045739-19300000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045739-19300000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Bemerkung
- Ohne Heft 2
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 8, August
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Schiff
- Autor
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Erfinder und Finanzier Seit nunmehr bald einem Menschenalter bemüht sich der Fach gelehrte Professor Dr. Gottfried Zedier um die Erforschung der Geschichte des Frühdrucks nicht nur mit anerkennenswerter Unabhängigkeit im Sinne voraussetzungsloser Wissenschaft, sondern auch mit dem Erfolg, daß ihm die Aufhellung einer Anzahl der wichtigsten Fragen zu verdanken ift. In dem kürzlich als Band XX der »Veröffentlichungen der Guten- berg-Gesellschaft« erschienenen neuen Werk Zedlers »Die so genannte Gutenbergbibel sowie die mit der 42 zeiligen Bibeltype ausgeführten kleinenDrucke« handelt es sich um nichtsGeringeres als den Nachweis, daß Gutenberg nicht als Drucker der 42 zeiligen Bibel in Betracht kommt. Als solcher ist vielmehr sein Schüler Peter Sdiöffer anzusehen, der aber dadurch vollkommen auf den Schultern Gutenbergs steht, daß er für den Bibeldruck wie auch für seinen Psalterdruck die von Gutenberg geschaffene Type benutzt hat. Die zum Druck der 42zeiligen Bibel verwandte Type war ur sprünglich für eine andre Aufgabe bestimmt, nämlich für den Druck eines Missales mit Kanon. Daß es zum Druck diesesWerkes nicht gekommen ist, erklärtsich aus dem finanziellen Zusammen bruch Gutenbergs, den die Abhängigkeit von seinem Geldgeber, dem robusten Geschäftsmann Johann Fust, herbeigeführt hat. Für den Missaledruck lagen beide Typen fertig vor, als Fust von seinem Schein Gebrauch machte und für sein eingelegtes Geld, mit dessen Verzinsung Gutenberg im Rückstand war, seinen Rücktritt vom Vertrage mit Auslieferung des ganzen Druck apparats erzwang, um sich dann mit seinem Schwiegersohn Schöffer als Fortsetzer des Unternehmens zu etablieren. Zedier setzt die Schäbigkeit des Verfahrens, Uber das die soge nannte Helmaspergersche Notariatsurkunde Auskunft gibt, in das rechte Licht. Fust, der Geldgeber Gutenbergs, den eine kritiklose Nachwelt zugleich mit dem großen Erfinder in Denk mälern verewigt hat, erscheint hier als einer jeder edleren Re gung unfähiger Mann, dem nur schnöde Gewinnsucht die Ziele seines Handelns vorschreibt. Schöffer, Gutenbergs gelehriger und geschickter Schüler, wird durch seine unbezweifelbaren Verdienste um die Weiterentwicklung der Kunst eine andre Stellung in der Geschichte behaupten als sein gerissener Schwiegervater. »Aber Ehrgeiz und Ruhmsucht beherrschten diesen Charakter in einem Maße, daß er seinem Lehrer und Meister nicht nur nicht die äußere, sondern selbst die innere Treue nicht bewahrt hat.« In geschäftlicher Beziehung war Gutenberg, wie Zedier über zeugend nachweist, seinen Geschäftsfreunden eben nicht ge wachsen. Formal geriet er ihnen gegenüber auch insofern ins Unrecht, als es innerhalb des fünfjährigen Zeitraumes seiner Verbindung mit Fust nicht zum Drucken gekommen ist, und als fast das Doppelte der ursprünglich als Einlage von Fust verein barten 8ooGulden für die Vorbereitungen verbraucht worden ist. Gutenberg war kein praktischer Geschäftsmann, der in erster Linie Geld verdienen wollte, er hätte den Plan des Missale- drucks, der die Herstellung von fünferlei verschiedenen Typen in sich schloß, anders als unter der Voranstellung idealer Ge sichtspunkte gar nicht ins Auge fassen können. Anders wäre ihm die große Erfindung, mit der er die Welt beschenkt hat, auch nie gelungen. Dieser Idealismus ist ihm immer treu geblieben. »Trotz aller Schicksalsschläge steht er ungebeugtdaund kämpft den schweren Kampf ums Dasein weiter mit dem ihm gebliebenen armseligen Rest von Typen, solange diese noch etwas hergeben. Gutenbergs Werk wird eine dankbare Nachwelt bis an das Ende aller Tage preisen, allein je mehr der Nebel fällt, wird auch die Größe seiner Persönlichkeit immer klarer ans Licht hervortreten.« Janus Zitate Wahrhaft groß sein heißt: Nicht ohne großen Gegenstand sich regen. Shakespeare Für Menschen, nur durch Menschen wird der Mensch. Grillparzer Es ist vergebens, daß du zum Menschen sagst: es ist ein Gott wenn du für ihn kein Mensch bist. Pestalozzi Es ist leicht, zu verachten; aber verstehen ist viel besser. Kollege Iwanow Zu den namhaftesten Dichtern des heutigen Rußland gehört Wsewolod Iwanow, der 1895 oder 1896 — genau weiß er es selbst nicht — in einem sibirischen Kosakendorf geboren wurde. Seine Mutter stammte aus einer polnischen Familie, die wegen Teil nahme an der polnischen Freiheitsbewegung nach Sibirien ver bannt worden war. Sein Vater galt als unehelicher Sohn des Generalgouverneurs von Turkestan, der ihn mit einer Bäuerin gezeugt hatte. Er, der Vater, wurde in einem Kinderasyl erzogen, entfloh, ward Arbeiter in einem Goldbergwerk, bildete sich selbst fort, brachte es zum Dorfschullehrer und erlernte sieben asiati sche Sprachen. Er kam durch einen Unglücksfall ums Leben. Sein Sohn Wsewolod hatte ebenfalls einen abenteuerlichen Werdegang. Er entlief aus der Dorfschule und schloß sich einem Wanderzirkus an. Der Hunger trieb ihn weiter — zu einem Onkel, der ihn auf die Landwirtschaftsschule brachte. Aber der Junge tat nicht gut, man jagte ihn von der Schule. Dann kam er zu einem Kaufmann in die Lehre, reiste durch Sibirien und kaufte Butter ein. Aber auch das gefiel ihm auf die Dauer nicht. Er ging nun als Lehrling in eine Druckerei und hatte damit den Beruf gefunden, den er liebgewann. Von 1912 bis 1918 war er Zeitungssetzer in Sibirien. Das heißt nur im Winter. Sommers reiste er wieder mit einem Zirkus, trat als Clown, Degenschlucker, Coupletsänger auf. 1916 schrieb er seine erste Novelle, die Gorki freundlich beurteilte. 1917 geriet Iwanow in das politische Leben, trat später in die Rote Garde ein und kämpfte gegen die »Weißen«. Nach vielen Irrfahrten landete er in Petersburg, wo sich Gorki seiner annahm, ihn unterstützte und ihm die nötige literarische Erziehung zuteil werden ließ. Heute, wie gesagt, gehört Iwanow zu den bedeutendsten Schriftstellern Rußlands. Es ist ein Ver dienst des Malik-Verlages in Berlin, diesen Dichter nun auch in einer deutschen Übertragung bei uns eingeführt zu haben. In einem Werke, das 434 Seiten stark ist, werden uns die besten Kurzgeschichten des Dichters geboten. Unter dem Titel »Der Buchstabe G< erschien es; die Titelnovelle können wir nach stehend mit freundlicher Erlaubnis des Malik-Verlages zum Abdruck bringen. Sie beweist die Qualitäten des »Kollegen Iwanow«, seine Kraft plastischen Gestaltens und seine Menschen kenntnis, und sie wird gewiß manchem Kollegen Veranlassung geben, das ganze Buch zu lesen, was hiermit empfohlen sei. Der Buchstabe „G". IwanSemjonytsch Pankratow liebte es,unbekümmert zu wieder holen: sterben werde er in den Sielen am Setzerkasten, und seinen Leichnam werde man aus der Druckerei tragen, wie man einen Buchstaben aus dem Satz nimmt, Stirn zur Wand, nicht zur Decke. Die Kollegen im Arbeitssaal achteten ihn wegen dieser Unbekümmertheit, wegen seiner strammen Leibesfülle, wegen seines treuen Grauhaars und wegen jener fünf Falten, die wie Narben sein rosiges Gesicht durchschnitten. Ein Mann mit solchen Falten mußte viel Wind und Sonne gesehen haben. Und die Sonne in Turkestan sengt scharf und ätzt die Augen. Längst schon hatte Iwan Semjonytsch bemerkt, daß seine Seh kraft schwächer, daß die Welt trüber wurde. Die lustigen Wolken verschwanden, der graue Abend brach früher an. Vom Textsatz hatte man ihn schon zu den Anzeigen übernommen, doch auch hier machte er zu viel Fehler. Man gebrauchte schonende Aus flüchte und übertrug ihm das Umbrechen der Fahnen und das Ablegen des alten Satzes. Doch Iwan Semjonytsch ließ den Mut nicht sinken. Er sprach wohl davon, daß ihm die Hand vor Altersschwäche zitterte, doch von den Augen kein Wort. Offenbar hatte er über vieles im Leben geschwiegen, wenn er auch bei der herrschenden Hitze keine Zeit hatte, daran zu denken, und wenn sich auch niemand besonders mit dem Charakter eines Iwan Semjonytsch beschäftigte. Er prahlte in seinen Erzählungen, zum Beispiel, daß sein Weib, die verstorbene Helena Alexan- drowna, eine tüchtige Hausfrau gewesen wäre. Dabei hatte sich Helena Alexandrowna an Schnaps zu Tode gesoffen. Sie starb am Ufer des Amu-Darja, neben der Fischerbucht. Das Töchterlein Maschenka war der Mutter nachgeartet — Meisterin im Saufen wie im Huren. Diese kleine Portion Unglück mit ihrem verdreht aufgesetzten Gesicht, mit der Figur und dem Gemüt einer Ziege — keinen Burschen in der ganzen Stadt gab es, der nicht mit
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