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Das Schiff
- Bandzählung
- 1930
- Erscheinungsdatum
- 1930
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-27.1930
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045739-193000009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045739-19300000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045739-19300000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Bemerkung
- Ohne Heft 2
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 1, Januar
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Schiff
- Autor
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»Fron« hat sich noch in den Wörtern »Fron dienst«, »frönen«, »Fronleichnam« erhal ten. »Bube« wird heute im Hochdeutschen hauptsächlich im bösen Sinne, »Bübin« nur im bösen Sinne gebraucht, während die Volkssprache »Bube« und »Bübin« - dieses allerdings nur sehr selten - in gutem Sinne gebraucht. Die Bezeichnung derPer- sonen weiblichen Geschlechts hat im Laufe der Zeiten vielfach gewechselt. »Frau« und »Weib« wurden imMittelalter gleichmäßig in der Anrede gebraucht, und die Dichter stritten gerne darüber, welcher Ausdruck den Vorzug verdiene. In neuerer Zeit hat »Weib« seine edlere Bedeutung noch in der erhabenen und dichterischen Sprache behauptet, wo es höher steht als »Frau«. Im gewöhnlichen Sprachgebrauche und als Gegensatz zu »Mann« hat »Frau« die Oberhand erhalten. Als Eigenschaftswort ist »weiblich« durchgedrungen, von der Sprache sehr fein von »weibisch« unter schieden; in der jüngsten Zeit hört man auch das traute »fraulich« wieder. Als ganz niedriges Wort gilt »Weibsbild«, eigent lich ohne Grund, da wir das Wort »Bild« in anderen Verbindungen im Sinne von Vor- oder Musterbild gebrauchen. »Frau« hat als Anrede über die ausländische Madame gesiegt. »Frauenzimmer« bedeu tete ursprünglich das Gemach, in dem die Frauen sich aufhielten; später hieß »das Frauenzimmer« die Gesamtheit der weib lichen Personen eines Hauses, bis die Be zeichnung auch auf eine einzelne Person übertragen wurde, ohne eine üble Neben bedeutung wie jetzt immer zu haben. »Dame« galt nicht zu allen Zeiten als fein und anständig; jetzt wird es allgemein und ohne Bedenken angewandt. Als An rede an Unvermählte weiblichen Ge schlechts ist heute das verkleinernde »Fräulein« gebräuchlich, mit welchem man ursprünglich nur dieTöchter der Adeligen bezeichnete; es wäre zu wünschen, daß das Wort Frau auch für Unverheiratete wieder in Aufnahme kommt, wie es früher der Fall war. Bestrebungen dafür sind im Gange. »Jungfrau« ist die edelste Rede weisegeblieben; die gewöhnliche Sprache hat daraus»Jungfer«gebildet. »Magd« ge brauchte die alte Sprache häufig im Sinne unseres heutigen »Jungfrau«. Dagegen ist die Verkleinerung »Mädchen« (für »Mägd- chen«) in die weitesten Kreise gedrungen. Einen Beweis der großen Verbreitung und häufigen Anwendung geben die vielfachen Gestaltungen, welche dieses Wort im Munde desVolkes angenommen hat. Die »Maid« und das »Mägdlein« haben sich die Dichter Vorbehalten. »Dirne«, der Ab- stammung nach zu »dienen« gehörend, gebrauchte die alte Sprache im edelsten Sinne. DieJungfrauMaria wird die »schön ste der Dirnen« genannt. Heute hat das Wort eine üble Nebenbedeutung. In der nieder- und oberdeutschen Sprache da gegen (»Deern«, »Diern«, »Dirndl«) ist es in voller Geltung geblieben. Als ein Be weis für das Steigen und Sinken der Wör ter mag gelten, daß ein altdeutsches Wort für »Frau« »Quena« hieß.InNiederdeutsch land wird jetzt eine junge Kuh »Queen« genannt, während bei den Engländern »Queen« die Königin ist. Nach links und nach rechts, zum Guten und Üblen hin, kann sich der Begriff eines Wortes entfalten. Ein Beispiel bietet das Wort »Mensch«. Irren ist »menschlich«, aber »menschlich« handeln heißt auch gut und sittlich handeln. Wer das Gegenteil tut, den nennt man mit Recht einen »Un menschen«. Solche Beispiele, wie wir sie gegeben ha ben, ließen sich noch sehr viele anführen. Die Sprache ist ein Gebiet, auf dem jeder stets Erfreuliches und Überraschendes fin det Da sie das beste Kleinod eines Vol kes ist, soll ihr jeder Aufmerksamkeit und Achtung schenken. In ihr hat ein Volk die Geschichte seines Geistes niedergelegt, und wer tiefer in sie eindringt, dem er zählt sie von dem geistigen Leben einer Zeit, die das geschriebene Wort nicht kennt. Joseph Knoblocb, München Buchdruckerkunst und Bauernkrieg Vor der Erfindung der Buchdruckerkunst waren die Mittel der Massenagitation auf das äußerste beschränkt. Das gesprochene Wort war immer an ein gewisses Redner talent gebunden, und die Abhaltung von Versammlungen stieß im Mittelalter, zur Zeit der Hörigkeit der Bauern und des Patrizierregiments in den meisten Städten auf große Schwierigkeiten. Die Tätigkeit des Abschreibens war überwiegend in den Händen der Mönche konzentriert, die da mit ein gewisses Monopol auf die Kon trolle der öffentlichen Meinung ausübten; es gab keine Schriftsprache, die den breiten Massen verständlich war; die meisten ge schriebenen Manuskripte waren lateinisch abgefaßt. Der Druck von Büchern, zunächst mit fest stehender Schrift, dann nach dem ent scheidenden Sprung nach vorwärts durch Gutenberg, mit Lettern, die einzeln zu sammengesetzt und wieder auseinander genommen werden konnten, schuf die Voraussetzungen für eine gründliche Wandlung in dieser Beziehung. Zwar konnten die breiten Massen nicht lesen und nicht schreiben, aber in der Zeit revolutionärer Gärung, die dem Bauern krieg voranging und während des Bauern krieges selbst schlug sich ein Teil der niederen Geistlichkeit auf die Seite der revolutionären Bauern, auch von andrer Seite stießen intellektuelle Kräfte zu ihnen, so daß die schriftliche Verständigung und die Verbreitung revolutionärer Flugschrif ten und Pamphlete mächtig in Schwung kam. Überall waren auch bereits Buch druckereien entstanden, und da die Buch drucker zu den geistig regsamsten Ele menten der Zeit gehörten, waren sie gleich dabei, die flammenden Anklagen Thomas Münzers oder andrer Rebellen zu drucken. Natürlich hatten auch die Machthaber, die Fürsten und Bischöfe, die Grafen und Herzoge, bald erkannt, welche Rolle der Buchdruck bei der offenen und unter irdischen revolutionären Agitation spielte. Der Leidensweg begann, zu dem fort schrittliche Buchdrucker in den folgenden Jahrhunderten gezwungen wurden, die lange Reihe der Unterdrückungsmaßnah men und Zensurakte bis auf den heutigen Tag, die Verfolgung derer, die ihr tech nisches Können und ihre technische Aus rüstung in den Dienst einer Bewegung gestellt hatten, die den Trägern der Macht unbequem oder gefährlich war. Thomas Münzers Agitation erfolgte zu erst von der Kanzel aus, aber bald hatte er die große Bedeutung der gedruckten Streitschrift erkannt. Seine Emissäre gin gen überall hin und predigten das Evan gelium der Befreiung von aller weltlichen und geistigen Unterdrückung. Luther hatte in seiner Bibelübersetzung eine Sprache geschaffen, die auch dem »gemeinen Manne« verständlich war, aus der Bibel holten sich die Bauernführer und revo lutionären Agitatoren auch einen großen Teil des Rüstzeugs, mit dem sie gegen Fürsten und Pfaffen kämpften. Allerdings nahm Luther, als er sah, welche gefähr liche Wendung für die Fürsten die ganze Bewegung durchmachte, auf das schärfste Stellung gegenThomas Münzer und gegen die revolutionären Bauern, auch er be diente sich dabei in weitgehendstem Maße der polemischen Streitsch rift, die in großen Lettern gedruckt und überall verbreitet wurde. Die revolutionäre Bewegung hatte in »fahrenden Gesellen« und wandernden Handwerksbutschen viele Helfer, die da für sorgten, daß das Gedruckte auch unter die Leute und an die richtigen Adressen kam. Eine der berühmtesten Streitschrif ten der Zeit war die Predigt, die Thomas Münzer vor den sächsischen Fürsten in Altstedt gehalten hatte. Es hieß in ihr: »Die Grundsuppe des Wuchers, der Die berei und Räuberei sind die Fürsten und Herren; sie nehmen alle Kreaturen zum Eigentum, die Fische im Wasser, die Vögel in der Luft, das Gewächs auf Erden. Und dann predigen sie noch gar den Armen das Gebot: Du sollst nicht stehlen, sie selber aber nehmen wo sie finden, schin den und schaben den Bauer und den Hand werker : wo aber dieser am allergeringsten sich vergreife, so müsse er hängen, und zu dem allen sagt dann der Doktor Lügner: Amen. (Mit dem Doktor Lügner ist Luther gemeint.) Die Herren machen das selber, daß ihnen der arme Mann Feind wird. Die Ursache des Aufruhrs wollen sie nicht wegtun, wie kann es in die Länge gut werden? Ach, liebe Herren, wie hübsch wird der Herr unter die alten Töpfe schmeißen mit einer eisernen Stange! So ich das sage, werde ich aufrührerisch sein. Wohl hin!« Diese Predigt wurde in Altstedt gedruckt, zur Strafe zwang der Herzog Johann von Sachsen den Drucker, das Land zu ver lassen, Münzer selbst wurde unter die Zensur der herzoglichen Regierung zu Weimar gestellt, die er jedoch nicht be achtete. Als Antwort ließ er in der Reichs-
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