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Das Schiff
- Bandzählung
- 1930
- Erscheinungsdatum
- 1930
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-27.1930
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045739-193000009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045739-19300000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045739-19300000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Bemerkung
- Ohne Heft 2
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 9, September
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Schiff
- Autor
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ETWAS VOM SCHWAMM Ebensogut wie Ahle und Winkelhaken gehört auch der Schwamm zum Handwerkszeug des Setzers. Bei vielen Arbeiten beweist er sich als nützlich und unentbehrlich; er erfüllt seinenZweck alsSatz- anfeuchter und beim Umbrechen und Ablegen gleich gut; im letz teren Falle namentlich dann, wenn es sich um neue Schriften oder um solche von stereotypiertem Satz handelt. Wieviel Zeit würde beispielsweise ein Setzer mehr benötigen, wenn er nicht ange feuchteten Satz verarbeiten sollte? Eine Setzerei ohne Schwamm ist eben einfach undenkbar. Aber nicht nur für uns Buchdrucker ist der Schwamm ein un entbehrliches Hilfsmittel geworden, auch in der Lithographie und Papierfabrikation sowie in anderen Industrien hat er sich in allen möglichen Formen ebenso bewährt wie als hygienisch kosmetisches Mittel oder als Wasch- und Badeschwamm. Es dürfte bekannt sein, daß der natürliche Schwamm — im Gegensatz zum künstlichen - auf dem Grunde des Meeres wächst und gedeiht. Besonders am Westindischen Meer und am Mittelmeer steht der Schwammhandel in hoher Blüte, und Tau sende von Arbeitern finden hier in der Schwammindustrie Be schäftigung. Die besten Schwämme liefert der südöstliche Teil des Mittelmeers. Von hier aus gelangt der Schwamm in rohem und unverarbeitetem Zustande in die Verbrauchsländer, von denen als Hauptabnehmer besonders Deutschland, England, Frankreich, Italien und Österreich in Frage kommen. In diesen Ländern wird also der als Halbfabrikat eingeführte Schwamm veredelt und für den Konsum geeignet gemacht. Er wird ge reinigt und nach der Reinigung in seiner Naturfarbe belassen oder aber gebleicht. Die Bleichfarbe wird durch ein Bad in ver dünnter Salzsäure und übermangansaurem Kali erzielt. Darauf werden die Schwämme dann zugeschnitten, sortiert und fas soniert. DerWert der gesamten SchwammWeltproduktion beträgt gegen wärtig etwa 15 Millionen Goldmark. Deutschland, das vor dem Kriege im Schwammkonsum an dritter Stelle stand, nimmt heute den achten Platz ein. Alle Schwämme, die nach Deutschland ein geführt werden, kommen von den Hauptstapelplätzen Bengasi, Kolymnos, Hydra oder Tripolis. Von hier aus nehmen sie ihren Weg über Triest, Genua, Livorno und Venedig, um dann mit der Bahn weiterbefördert zu werden, oder aber es wird der Seeweg über Hamburg und Bremen gewählt. Ein großer Teil des deutschen Schwammimports wird wieder ausgeführt. Bei spielsweise hat Deutschland im Jahre 1928 2186 Doppelzentner Schwämme im Werte von 2,9 Millionen Mark eingeführt und hiervon wieder 454 Doppelzentner im Werte von 610000 Mark ausgeführt. Die preisangebenden Weltmärkte für den Schwaimn- handel sind New York, London, Berlin, Hamburg und Paris. Während New York 60 Prozent der gesamten westindischen Schwämme bewältigt, ist London zu 75 Prozent Abnehmer der mittelländischen Produktion, ein guter Beweis dafür, daß Schwammhandel und Schwammindustrie wichtige Erwerbs zweige geworden sind. Und wenn im Anschluß an diese Zeilen auch des »Gautschens« gedacht wird, dann nur deshalb, weil bei dieser heute nicht mehr sehr verbreiteten Zeremonie der Schwamm ebenfalls eine wich tige, wenn nicht die wichtigste Rolle spielt. Der zu gautschende Lehrling, der seine Lehrzeit beendet hat, wird bekanntlich unter Aufsicht des Gautschmeisters von zwei Packern am Kopf und an den Füßen ergriffen, und mit einem dafür besonders geeig neten Körperteil auf einen großen nassen Schwamm gedrückt. Erst mit dem »Gautschbrief« in den Händen, der diese Buch druckertaufe bescheinigt, war früher der Kollege »zünftig«. Es braucht kaum erwähnt zu werden, daß bei dem dazugehörigen Fest manche Teilnehmer sich ebenfalls als »Schwämme« er wiesen. Diese gehören aber in eine andere Kategorie; denn sie gedeihen nicht im Wasser. Ernst Schalck, Berlin ZEITUNG, WAS BIST DU? Es ist nichts Schlechtes auf Erden, was sie dich nicht schon ge heißen hätten. Und nichts Gutes auf Erden, das sie nicht in dir geahnt. Zeitung, was bist du? Ich sah, daß du in deinen Spalten nur leise zu knistern brauchtest, um Orkane draußen zu entfesseln. Und ich sah auch, daß in den Feldern draußen weiter nichts als eine Maus zu rascheln brauchte, und in deinen Gefilden brausten Stürme. Zeitung, was bist du? Der schlägt dich auf, liest seinen Namen und errötet freudig. Der schlägt didi auf, liest seinen Namen und erbleicht. Zeitung, was bist du? Du freust dich, wenn dich viele zu zehn Pfennig kaufen, und du glühst vor Zorn, so dich einer für Millionen kaufen möchte. Zeitung, was bist du? Im Parlament mag ein Bismarck sprechen und bleibt eine stille Null, wo du nicht durch die Fenster rauschst und ihn auf deinen Zeitungsflügel nimmst. Zeitung, was bist du? In deinem Handelsteil dröhnen Hämmer, surrt’s in Schächten, flammen Essen, rauchen Kamine, werfen Börsenstürme ihre Wellen ans Gestade und ein Zehntel millimeter vertikal dazu steigen auf der Vorderseite leuchtende Gedankenkugeln unsrer Besten lautlos in die Luft. Zeitung, was bist du? In fünf Zeilen wirfst du die Kenntnis eines Straßenbahnunfalls weit ins Land, und in genau so vielen Zeilen kündet auf derselben Seite deine Telegrammfanfare den Zusammenbruch eines Reiches überm großen Meer. Zeitung, was bist du? Deine Rotationsmaschinen laufen hier und fressen Riesenwälder in tausend Kilometer Entfernung. Zeitung, was bist du? Als ich geboren wurde, drücktest du den ersten Stempel auf mein Dasein, und wenn ich sterben werde, randest du’s beschließend ein. Zeitung, was bist du? Eine Sammellinse stellst du über unserm Tagesleben auf und brichst sein Licht und seine Schatten spielend um in deinem Inseratenteil. Zeitung, was bist du? Deine Walzen rasen in den Kellern, und vom Turmknopf flattern leise deine Riesenfittiche ins Land. Fritz Müller, Partenkirchen DIE ZEITUNG Die Zeitung: alles kann sie sein, je nach den Menschen, die dahinterstehen. Wie ein Frühlingssturm kann sie wehen in empfängliche Gemüter; kann, gefälschter Wein, betrunken machen die harmlos Biederen. Die Zeitung: wie ein Richtschwert kann sie schlagen ins faule Gewissen einer verrotteten Zeit. Aber sie kann auch im glitzernden Hurenkleid Lüge und Gift unter die Menschen tragen und durchseuchen Gehirn und Charakter. Die Zeitung: sie ist gewaltig und groß, ragend, überschattend ein ganzes Geschlecht und fortwirkend in Enkeln gut oder schlecht. Aus der Rotationsmaschinen stählernem Schoß wird geboren Glück und Verderben. Denn die Zeitung und das gedruckte Wort — millionenfach kreisend um die Erde, erstarrt und in Schrift gebannte Gebärde — es nistet sielt ein, es pflanzt sich fort: Nur dem Unbestechlichen wird die Zukunft sein! Kurt Offenburg Den Umschlag ent wurf fertigte die Buchdruckwerkstätte nach einer Idee des Kollegen Hermann John, Berlin Die »Typographischen Mitteilungen« erscheinen monatlich einmal im Verlage des Bildungsverbandes der Deutschen Buchdrucker, G. m. b. H. / Bezugspreis vierteljährlich 4,20 Mark, Einzelheft 2 Mark, ohne Porto / Herausgeber: Bruno Dreßler / Verantwortlicher Schriftleiter: Artur Grams / Verantwortlich für die Anzeigen: Otto Schröder / Sämtlich Berlin SW61 / Druck: Buchdruckwerkstätte, G.m.b.H., Berlin SW61, Dreibundstraße 5
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