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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.12.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188712146
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18871214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18871214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-12
- Tag1887-12-14
- Monat1887-12
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.12.1887
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71S4 VI erziehe», oud Io tat lit darauf hinzuarbttte», daß di« Kinder Alle«, »a« da« Gesetz verbietet, ol« iltno-re« Lcrdreche» lies verob- ichniea lerne,. In die'em Sinne soll die Forldildungssihule weiter Wirten. i»d,m auch sie jede Gelegenhr» benutzi, den reiigioa-siNlich>a Brdürsnisien der Zeit enigegrnzukommen. Bor Allen, gilt e« aber a»ch dev consirmiiien Mädchen etwa« Aehnliche« wie die Fort bildungsschule zu sittlicher Beeinflussung z» bieten. 4) Schließlich soll mithelseo die ganze Gemeinde und «war durch Unterstütz»», de« freien Liebe«wertes, besonder« derjenigen Anstalten, welche sittliche Bewahrung der Jugend bezwecken (Lehrliog-daheim, Dienstboten. Herbergen w.). In zweiter Linie hat die Gemeind« die Ausgabe, der Jugend Stunden edler Freuden und Vergnügungen zu bieten, wie di« Züugliagsvereine dielen Zweck bereu« versolgeo. Rationale »nd kirchliche Festtage (Eedonsest, Resormationssest) können besonder« zu diesem Z>rl« ausgeoützt werden. Schließlich ist ein gewaltiger Factor zur Besserung der Sittlichkeit unserer Jugend die Hebung de« Familienleben« und der Familiensitte. Alle sollen durch ihr Beispiel mit daraus hiaarbeiteu. da« christliche deutsch« Hau« wiederum auszubouen. Unter drn Seguongrn eine» solchen L ause« wird »u« der confirmirten Jugend ein neue« Geschlecht zum Gegen de« deutschen Staate« uud der christliche» Kirche auswachsen. Hieraus drückte der Borsitzende dem hochgeschätzten Herrn vor. tragenden den Dank der Versammlung au« für seine» reichbaltigen und warniempfundenru, au« reicher Erfahrung gesprochene, Vortrag. In der sich an diesen anschließenden Debatte sprach sich Herr Pastor vr. Lehmann (Zwenkau) noch dahin au«, daß die Kirche da- Recht habe, Anspruch zu mache» aut de» Schutz und die Hilft de« Ltoaies in Bezug aus dir Erhaltung der Jugend sür die Kirche, nicht um ibre« eigenen Wohles, sondern um der Wohlfahrt de« Volke- willen. Außerdem wir« derselbe noch daraus hin, welche bob« Pflichten der sittlichen Bewahrung der Dienstherr seinen Dienstboten gegenüber hat. An der weiteren DiScussion betheiligten sich noch die Herren G heimer Regirrungrratv Amt«haliptmonn vr Platzmann, Kauf mann Felix, ?. Hosmann lPanitzsch), Pros. vr. Seqdel. Letzterer erblickte eine große Geiahr sür die Sittlichkeit der Jugend darin, daß sie zu früh mit ollen Genüssen in Berührung kommt, daß ihr die Freude an eiasachen schlichten Vergnügungen fast ganz abhanden gekommen ist. — Nachdem noch einmal Herr Schulrath vr Kühn in Hinsicht aus die Fortbildungsschule gesprochen hotte und da« Protokoll verlesen worden war, schloß der Herr Vorsitzende mit G bet die Versammlung. Innungsausschuß. * Leipzig, 13. December. Tie sür gestern Abend nach dem großen Saale der Leutralhalle einbeiuseae Versammlung der Mitglieder der beim Jnnuug«auSschuß betheiligten Innungen war sehr zahlreich besucht. Nachdem dieselbe von Herrn Handwerk mit einer begrüßenden Ansprache eröffnet worden, berichtete Herr Seqsrrtl, über d»e Thängkeil der Vereinigung im vergangene» Jahre. Hervurzuheben dürfte au- diesem Berichte sein, daß dem Leipziger Jnnung-au-schusse zur Zeit sich 3u Innungen oageschlosseu haben. Die von demselbea im vergaugeaeu Frühjahr verauftalrete Ausstellung von Lehrling-arbeiten ist über Erwarten gelunge» und ho» sehr befriedigende Ersolge gehabt. Rach außen hin war der Jiiaung-au-schuß durch Beschickung des Hoadwe»kertoge- i» Chemnitz thätig. Abg,halte» wurden im vergangene» Jahre neun gemeinsame und zehn vorstand-sltzuiigea. Für da- nächste Frühjahr ist wieder eine AuSftellnng von Lehrli»g«orbe,tea in «u«sicht genommen und die Vorarbeiten hierzu bereit- >m Gange. Außerdem wird im nächsten Jahre in Leipzig ein Innung-verbaud-lag obgehaltea werden. Die B«rß>mm!ung nahm den Bericht dedatieulo« rulgegen und genehmigte denselben. Herr vr. Schulz au» Berlio, Gecrekair der verrinigteu Juaung«»erb-»»e Deutschland«, sprach hieraus über die Beden- lang der Organisation der Jaauagra tu der Neuzeit uutrr besonderer Behandlung der Juauug-devrguag uud der Reform derselben. Znuächst beleuchtete der Herr Vortragende den wesenl- licheu Unterschied der zwilchen den Berliner uud preußischen Be» hältniffe», mit welchen die dortigen Innungen zu rechnen haben, »ad de» sächsische» vrrhäliniffeu besteht. Währead sich in Sachsen die Regiert»»-«, uud städtischen Behörden für die Juuuugsbeweguug intrresftrea uud dieselbe möglichst zu fördern suche», sei die« m Preußen und Berli» nicht der Fall. Während in Sachsen ichon dir Frage nrntilirt wird, wir sich die Jnnung-sachschule der Fortbildung-schule ausügea läßt, muß man sich di« letztere erst m «»deren Ländern Deutschland» rrkämpseu. Doch sei in Preuße, gegenwärtig die Regierung eifrig bemüht, da« versäumt« nach- znholeu «nd thue jetzt viel für die Fachschulen. Bei Allem aber, wa« t» der bisherigen Innung-beweguug erreicht worden ist, fehle die Haupisoche, der Schlußstein de« Ganzen, der BeiühigungS. nachwei«. ES sei seiten- der Rcich-gesetzgebung sehr correct, daß bei Grwerben, bet welchen die öffentlich« Wohlfahrt in Frage kommt, der Besähiguaglnachwel« verlangt werde, „drffeu se, die Durch, südruva desselben bei allen Handwerkern sehr bedenklich und in vielen Fällen, wenn aicht der richtig« Gebrauch von dieser Be. stimm»»» gemacht werde, könne der Besähtguug-uachwei« eine Peitsche für die Innungen werden. Der Herr Vortragende beklagte bau», daß der HandwerkSftand seit 1869 nicht zur Ruhe gekommen sei und erklärte eS sjir nölhig, daß bi« Gesetzgebung sichere and dauernde Zustände schaffe und führte dann weiter au«, daß die Innungen zwar Statuten haben, daß aber dem ungeachtet eia richtiges Jnuuug-leden nrcht vorhanden sei, und daß ,u dieser Beziehung di« nengegründetea Jnauugrn in Preußen viel zu wünsche» übrig lassen. Um den Handwerkerstand in eia« bessere Lage zu bringen, sei e« uothweadig, daß demselben Capital und Maschinen dienstbar gemacht würde». Da« Bestrebe» der Zauuugeu müsse dahin gerichtet sein, den kleinen Handwerkern an die Hand zu gehen, um dessen Existenz zu fördern und zu sichern und dir gciellfchostliche Kluft zwilchen den untersten Ständen, au« denea vielfach die tüchtigsten Handwerker hervorgehen, und den besser situirtea zu Überdrücke», dadurch, daß sie de» GewerbSgenossen Gelegenheit bieten, sich in ihrem Berus zu vervollkommnen und zu stärke». Herr vr. Schulz wie» daun noch aus die eigruthümlichrri »er- schieden«» Grsicht-vuncte hin, von denea au» die Lehrling-au«. stellungeu betrachte: werden. Während in Sachsen, besonder- in Leipzig, dir Lehrliog-arbeiicnau-siellungen vou de» Innungen »«-' gehen «ud »o» den Behörden unterstützt uud gefördert werden, werden diese Ausstellungen in Berlin von der städtischen Be- bürde veranstaltet, und die dortigen Innungen machen Front gegen dieselbe». Der Herr Bortrageude ist der Meinung, daß Lrhrlinggarbetten-Ausstellungen „cht var die Oeffeatlich. kn« gehöre», nur Arbeiten Au«gelero»er müßten zur Au«, ft llun, zugeloffen werden, da zu desürchten steht, daß mit den L tuling-ardeitea Mißbrauch getrieben werden könnte, ein Fall der Leipzig, »eil hier di« Innungen diese Ausstellungen überwachen, „ bt vortommea ran». A!« sehr zweckmäßig und wohlthätig wirkend >r.:rde von Herrn vr. Schulz die Einrichtuag de« Jnnung-schied«. g rickitS, zusammengesetzt au« Meister uud Gehilseu, empfohlen, wie r>. in, ß. 100« der Reich-gewerbeordnung vorgesehen ist, obwohl c« in diesem Paragraph zugeloffen« Hinzuziehung von außerhalb brr Innung Stellender sei" Bedenke» ha». Doch sei e« dringend z-, enipsehle», daß sich dt« Innungen die in diesem Gesetze enthaltenen olmbaten zu Nutze machen, da e« gleichzeitig eine Handhabe biete», na, der Piuichercottrurreaz erfolgreich zu begegnen. Für die nächste Zeit habe der Handrverker durchaus keine Ursache immer wieder niit Forderungen a» die Sewerbegeietzgedung keranzutrete». sondern die Pflicht, da« bi«her Gegebene zweckmäßig zu verwerthen. da dem Handwerker nur in dem Maße geholfen werden kann, u ? er sich selbst darum bemüh« und selbst arbeitet. Al- Vorbild muffe hierbei die anerkennende Thätigkeit der Gesellrnschosten be- »iechiet werden, vuu denen viele sich von der tortaldemokrotischen Vereinigung lo-qemacht dabe» und die Unterstützung der reisende« Lollegen in nachahmung-werther Weise au-sühren, so daß die Berliner Behörden den Bestrebungen der Gesellenschaste» i» wohl- ivvllender Weise gegenüber sichen. Der Herr Redner führte dann lisch au«, daß die Innungen deute durch den st. IM» in der Lagt sind, in die Fachvereimgungen Bresche zu schießen »ad dir Nieder« Vereinigung von Meister. Gesellen und Lehrlingen aaz«streb»». Die gaaze Tbäiigieit »er InnungSaa-Ichüsie würde aber mehr oder minder eine ideale sei«, s» lange dieselben nicht in der Lage sind, nne» Zwang auoznüde». Do« weitere Streben der Innvng«. au«schüsse mäste dahin gerichtet sein, daß in Drnlschland eia Krei« rvn Männern ,n die Spitz« gestellt wird, die, wenn die Regierung einmal Benderuugnt vornehmen will, iähig nnd berufen sind, hierbei i-atkrästiq mit eiazngreisrn. Ferner müffe von den Innnng-an«. ffüsien die Errichtung vou Houdwerkerkammer», die nächste Etappe n,m Besihiguunsuocknoet«. angeftreb« «erde». Eia weitere« Ziel der Fanung-verbänv« Müsse die Errichtung von «ewerb-qenoffenschaste» '»>», durch welche eiue gemeinsame kapitalistische Erwerd-iädigkeit erlangt werde» küaute. Endlich s«, e« Ansgabe der Innung sür dir nächsten Jahr« die Kranken.. Unfall- uud Alter-uerfiivrrung ,n dir Hautz zu »ehmen »ud besonder« dahin zu wirke», de» Arbeitgeber mit l» dt» Versicherung ouszauebmeu. da bei der jetzigen Einrichtung nwncher Aeiner Meister, der Irin« Arbeiter versichert, sich frage, inuß, wa« wird au« dir »ud deiner Familie, weau d» eiumal krauk wirst »der verunglückst? Dem Vortragenden wurde um Schluffe seiner *»«iührnn^en^kbsyst»r Beifall gezollt. de« Heer» Bäh««, gab Herrn vr. Schulz »och Gelegenheit za eiuigeu Klarlegungen bezüglich seiner Atwiühruuaeu. Herr Sehserib empiadl noch angelegenilichst dost Aboanement der in Dresden erscheinende» sächsischen Gewerbrzeitung und Hmr Obermeister Krem er berichtete über den Staad der Vorarbeiten der nächste« Jahr wiederum stattfindeudea Ausstellung vou Lehr- ling-ardeiten, hierbei betonend, daß die Leipziger Lehrling-au-. ftellungen dem hiesige, Haudwerkerftaud »ur zur Ehre grreichle». Hieraus fand gege» 11 Uhr der Schluß der Sitzung statt. Muß». Concert in der Alberthalle. Leipzig, 13. December. Eine zauberkräftige Wirkung iste«, die der Name Meuter au-sttahlt: ist er doch da» Symbol ür die Bereinigung seltenster und wunderbarster Begabung mit einer technischen Vollendung, welche der Pianistin Menter eine Ausnahmestellung in der Kuiistwelt überhaupt, unter den Pianistinnen aber den ersten Rang aus alle Zeilen sichert. Ja die Menter wäre eher ein Pianist, al» eine Pianistin zu nennen, wäre ihr nicht der Regenbogenglanz eine« wunderbaren Anschläge» eigen, der die feinsten psychologischen Vorgänge im Tonftück nach außen hinzittern läßt, zauberte sie nicht sammet- weiche Passagen, in denen Amorellen zu kichern scheinen, drr prickelnden Anmulh ihre- Spiele- nicht zu vergessen, da- bei aller Größe immer daran erinnert, daß die Poesie ein unverkennbare- Altnbut weiblicher Natur ist. Freilich ließ sich Frau Meuter durch da- Bewußtsein künstlerischer Unfehlbarkeit zu jenen allerdings immer geistreichen Aclen der Willkür verleiten, an denen subjektive Genialität ein besondere- Wohlgefallen zu empfinden scheint. Frau Menter bat in dem gestrigen Concerte über die Kritik, die bekanntlich vom Wenn und Aber lebt, eine wahre Hungercur verhängt, man müßte denn aus einige Stellen in dem LiSzt'scben ^ ckur Concert verweisen, Venen Frau Menter durch die geniale Freiheit ihrer subjrctiven Auffassung eine etwa- veränderte Physiognomie gab. Die Ausdauer, mit welcher Frau Menter in diesem herrlichen Tonwerke die vulkanische Kraft ihre- Genie- auslobero ließ, daneben die physische Unverwuadbarkeit, mit welcher sie den Kampf gegen da- Orchester ausnahm, Vesten Sprache groß artige pathetische Acrenle voll heroischer Wucht enthält, aus der anderen Seile der Conlrast in der lyrisch-weichen Stimmung, dabei die Grazie und elienarlige Feinheit ihre- Spiele-: alle diese Momente mußte man einfach bewundern —, eS muß b-wundern. auch wer sich sträubt. Nach jeder Srite hin voll endet waren die Vorträge der drei Chopin'schen Mazurken, von denen eine als Zugabe gespendet werden mußte; wie mit Mondenschimmer war da» köstliche Ständchen von Schubert-Liszl erfüllt, und die Tarantella au- drr Stummen von Portici erinnerte daran, baß Frau Ment« die geniale Schülerin von LiSzt»Taiisig war: wie hoch de- Entzücken- Flug gewesen, lägt sich nicht beschreiben; genug, e» rasten nichr al- zweitausend Menschen in säst ekstatischem Bei all .. . natürlich gab eS mehrere Lordeerkränze und viele Hervorrufe. TaS ^clnr-Concerl hatten die Capellen de- 107. und 134 Infanterie-RegimenlS. die ein sehr tüchtige» Concert- Orchester bilden, unter der Leitung de- Herrn Siloti be gleitet. Einige Unfälle wollen gar nickt- bedeuten. Bon einer LrislungSsähigkeit gab diese- Orchester «inen schönen Beweis in der „Hnnnenschlackt" von LlSzt. di« in sehr an« erkennen-werther Weise zu Gebör kam. Hoffentlich gelingt eS, diese- Orchester so heran,»bilden und einzuspielen, daß dem sehr fühlbaren Bedürfnisse nach populären guten Con- certen endlich abgeholsen wird; die Alberlhalle wäre der ge eignetste Ort kür ein solches Unternehmen, dem e- au Unter- lüyung von Seilen de- Publicum- gewiß nicht fehlen wirb. — Neben Frau Menter wirkten al« Jnstrumentalvirtuosen Herr Concertmeiftrr Petri und der Gewantzhau-organist Herr Homeyer. Herr Petrt spielte in seiner au»ge,eichuetrn Weste da» Biolin-Concert von Beethoven Die Wärme und Innigkeit eine- Tone», die hochcdle Empfindung, die in säst weiblicher Zartheit au- dem Spiele de» vorzüglichen Künstler- hervor leuchtet, machte namentlich da- „Larghetto" in Poesie erglühe»; die künstlerische Eigenart de- Herrn Petri, die sich weniger der energievollen AuSdruckSweise al- der feinsten An-orbeitüng der Detail» zuneigt, ließ so in dem Concert Manche- hervor treten, wa- vielleicht vom Eomponisieii nickt so scharf pointirt ,ewünschl worden ist. Entzückend war die Ausführung der Triller kette. Auch da» Orchester hielt sich brav; die stimmung- volle Einleitung de- zweiten Satze- wurde von den Holz- bläsern sehr gut vorgetragen; einige Stellen im Rondo, wo da- Fagott und die Oboe da» Thema übernehmen, hätten markiger sein können. Vielleicht die schönste Leistung de» Abend» bot Herr Homeyer, der mit seiner großartigen Reproduction von Bach'S OmoU-Toecata und Fuge eine Meisterleistung ersten Range- bol, die den Hörer mit neuer Ehrfurcht erfüllte vor der künstlerischen Riesengröße de» alten Thoma-cantor-. Die schöne Orgel von Walker bewährte sich vorzüglich; der Ton klang bei aller Kraft edel und voll. Herr Homeyer sowohl wie Herr Petri wurden durch leb« hasten Beifall und mehrmaligen Hervorruf au»gezeichnet. AlS Opernsänger wohl bekannt, stellte sich in dein gestrigen Concerte Herr Greve au» Hamburg al- Liedersänger weiteren Kreisen vor. Seine L'ederwabl ist aber al» keine de sonder» glückliche zu bezeichnen. Die Lvwe'sche Ballade ,Archibatt> Dougla«" ist rlwa» langathmig (der Sänger brachte selbst eine Kürzung an), bietet aber Gelegenheit, Mittel und Au-druck zu rnlsalten; von den Liedern konnten weder da- gar zu harmlose „Nacktlied" von Gluth, noch ein Hosmann'sche- Lied, noch da- nachgerade zur Plage und zum lieber» ruß gewordene „E- blinkt der Tbau" von Rubinstein tiesereS Interesse erwecken. Man zollte aber dem schönen tongroßen Organ de« Herrn Greve und seinem echt künst lerischen Bortrag gern Anerkennung. Al» Zugabe sang Herr Grrve mit dem Au-druck .blutiger Resignation- Schumann'- „Ich grelle nicht"; da» Lied wird gewöhnlich mit dem Tone schmerzlichen Vorwürfe« gesungen, aber die Auffassung de» Herrn Greve ist nicht übel. Da- Concert wurde Mit einer Humore-ke für Orchester von Bird be schlossen; diese Humore-ke bietet außer eine» gefälligen, pikanten Tanzmotiv nicht- Besondere-. Anklänge an Carmen (Fagott und Piccolo) und Berlioz'scbe Partituren geben den Stoff zum Lacken der. Die Orckestrirung ist außerordentlich rajfinirt und verrälh einen geistreichen Kops. Da» Publicum nahm die Novität freundlich aus. Der wärmste Tank ge bührt Herrn Siloti, welcher mit Umsicht und Energie die Orchesterleilung und außerdem die Begleitung der Lieder an»- sührte. Ter kostbare Concertflügel mit eminenter Tonmacht und herrlicher Klangschönheit war au- der Fabrik de» Herrn CominrrzienrathJutiu-BlüthnerinLeipzig. F. Psohl * Leipzig, 14. December Stadt -Thenter. Die Novität „Der deutsche Mickel", Oper in 3 Acten. Dichtung nach dem gleichnamigen Schauspiel von Loui» Nvtel, Musik von Adolf Mohr, kommt nach sorqsältigster Vor bereitung heute. Mittwoch, Abend im Neuen thenter in An- Wesenheit de» Eomponisteu zur ersten Aufführung. Stimmt- licke Hauptparlien liegen m den Händen »er ersten Kräfte unsere« Ensemble«: Frau Moran-Olden (Margaretbe van Delp), Fräul. Artner (Gret-ben). Herr Gckelper (Han- Michel von Obentraut. Gencrallientenant im protestantischen Unionsbeere), Herr Grengg (Wachtmeister Pbitipp Bulek) Herr Hekmondt (Konrad von Frankenstein). „Der deutsche Michel" macht sehr schnell seine» Weg Uber die Bübnen. Ausgesübrt wurde dir Oper mit große», Erfolge ber-it» in Breslau und Nürnberg, außer bei un» kommt sie im Lause dieser Doch« in Magdeburg. Düsseldorf und Edemnitz zur ersten Aussübrung, und die Theater in Hamburg, Frank furt a. M. Köln, Bremen. Darmstadt und Main; bereiten die Oper zur baldige« Aufführung vor. Die zweite Aus- sührung de« „Deutschen Michel" findet im Neve» Theater am kommenden Sonntag statt. Da an diesem Tage jedoch »»«der, wie heute Abend, die 2 Serie r»th an der Reih« ist uud dirs« somit zweimal hintereinander dieselbe Oper zu hören bekommen würbe, so hat die Direktion beschlossen, einen Wechsel zwischen den Abonnement-Vorstellungen 337 (1. Seri«, grün) und 338 (2 Serie, rvtb) insofern stattfinde» zu lassen, al- aus den Sonnabend, 17. December, die Serie 2 roth (statt der l. Serie, grün) fallen wird, «ährend die erste Serie, grün nunmehr aus den Sonntag (18. December) fällt. ch Leipzig, 13. December. Am Sonnabend ward in Kraft'» Hotel de Prusse ein musikalischer Weih- nacht-baum angezündet, der um srinrr Spender Wille« und al- Leistung an sich Erwähnung und Anerkennung, wenigsten- in summarischer, chronikalischer Weise verdient. E« war die zweite wohlthätige Soiröe, die von üerrn Concertmeister Petri und Frau unter Mitwirkung befreun deter Künstler und Künstlerinnen von hier und von auswärts zum Besten der Bescheerung sür eine An zahl Kinder unbemittelter oder verarmter Familien veranstaltet wurde. Schon vorige» Jahr wurde aus diese Art 37 Perkonrn, Kindrrn und Erwachsenen, eine Wcihaacht-sreuve bereitet. An der diesjährigen Soirb« waren die Damen Anna Müller-Pfeiffer, Frau Concertmeister setri, die Herren Karl Perron, von drr Oper, da» Streichquartett Petri, Bolland, Unkenstein, Schrö der» außerdem von au-wärt» die Herren Ferruccio B. Busoni und Hosconcertmeisier Halir au- Hamburg uud Weimar betheiligt. — Hr. Halir spielte „Lloto perpetuo" von Paganini und Romanze von Svendsen, mit Herrn Petri da- Duo sür 2 Violinen von Spohr (op. 39 vmoll). krau Müller und Herr Perron sangen mehrere Lieder. Signor Busoni trug auf einem Blüthner'schrn Concrrt- lügel Toccata «nd Fuge (Bach, Tausig) und Walzer Slrauß-Tausig), zum Schluffe Tarantella au» ver „Stummen' Auder-Li-zt) vor. Da» Streichquartett aber eröffnete den ganzen Reigen großartig mit dem Mozart'schen Quatuor in VwoU. — Der Erfolg all dieser gelungenen Productionen wird un» in den wärmsten Worten glaubwürdig geschildert; der Saal war sehr gefüllt. Die Einnahme auch durch den ambulanten Verkauf de- von Arthur Lewin recht hübsch ge zeichneten. bei Röder gedruckten Programme- (Frau Concert- meister Petri) wesentlich bereichert. Nach dem Concrrt animirte» seine- Souper und gesellige- Beisammensein mit Ball-Finale. ff. kr. Leipzig» 18. December. Unter Direktion de- Herrn Laotor Kleine yatle gestern Abend der Kirchrnchor zu Schäae- seld ein Concert in Kühling'» Salon veranstalte», besten musi kalische Gaben wohl die Anerkennung der Kritik verdienen. Wir hörten zunächst eine Reihe Lieder sür gemischten Chor, die mit edlem Au-druck uud sauberer Technik durchgesührt wurden. „Freund- schaff uud Liebe" von Flemm ng, „Der Alveahirt", ei» Lied im Lolk-ioa von Kleine, uud „Tanzliedcheu im Mai" von Flnfterbnsch, da- wäre» die Loniposiiioneo, die sich die Säuger und Sängerinnen au- drm deutschen Lieverhorl au-gewähl» halten. Und sie halten damit eine glückliche Wahl getroffen, denn sie waren diesen Ausgaben durchaus gewachsen. Der ziemlich stark besetzte Chor vrrsügt über schöne, klangreine Stimmen, die sich trefflich eingesungea haben. Besonders grfiel un- das „Tanzliedcheu". Der Lomponift hat hier den Hölty'schrn Seift mit seiner Lchalmeienschwärmerei ausgezeichnet interpreiirt, und der Chor saug mir einer Frilche un» so energischer TacihalMng, daß die letzte Strophe än enpc» gesungen werden mußte. Der mitwirkende Männergesaugverein „Liederhoin" au- Schöaeseld sang ein „Ave Maria" von Reßler, in welchem namentlich drr piächlige Schlußaccord onipricht» oud da- Lied „Dein gedenk' ich, Margarethe" von Meyer-Helmund, sür Chor von Weinwnrm bearbeitet. Die Bearbeitung ist sehr geschickt gemacht uud entdält seine Pointen, dennoch eignet sich da- Lied sür eine Solostimme besser. Der „Liederho>n" führte die Gesänge mir sauberer Schattirung durch Als Solistin errang sich Frl. Heinia verdienten Beifall. Die Sängerin trug mit ihrer umsangreichen, sympathische» Stimme ein Lied von O-kar Paul „Nach den Jahren" vor, da« Romauzenftil gehalten und mit seinem elegischen AuSklan,, von lieser Wirkung ist, und ließ dann eia Liedcde» von Taubett „Der Wildsang" solgen, bei dem sie den neckischen, heiteren Ton onmulhig zu treffen wußte. Nicht minderen Beisall errang sich Herr Trautermann mit seinen Gesängen von Löwe, Philip», Tauber» und Bahn». Daß Herr Lrautermann ein vorzüglicher Balladcnsänger ist, war un- bekannt, jetzt haben wir ersahren, daß er auch kleine, humoristische Lieder, wie da« Taubert'sche „Fuhrmann und Fährmann", anziehend wiederzugeben weiß. Herr Canior Kleine erfreute übrigen« aus einem „Bechstein" durch rinige Pianosortevorträge, von denen namentlich da« Mendel-sohn'iche .liooclo rapriueio" gefiel. Den Schluß des Concerte« bildete die Aufführung de- Becker'schea „Columbu»" mit Chören und ver bindendem Text, dessen Recitolion Herr Pastor Schmidt über nommen hatte. * Aue (Erzgebirge). Da« lobenSweribe Streben des Vorstände« der hier bestehe»»«» lLoncerigeselljchajt, nur edle Musik zu Gebör seiner Mitglieder zu bringen, wurde in dem Concerte am 8. December von glänzendem Ersolge gekrönt. E« war gelungen, in Fräulein Margarethe David au« Leipzig eine Sängerin von ganz hervorragenden Leistungen sür de» gesanglichen Theil der Aus- sührungen zu gewinne». Und wa- Frl. David in ihren empfinduog«- reichen Borträgen den Zuhörern bot, riß Alle zu ealhusiastischem Beifall hin und mochle der vortrefflichen Schule de« hochverdienten Gesaugmeister- Rebling wodrbast große Ehre. Frl. David ver- fügt nicht allein über eine schöne, schmeljvolie, in ollen Registern gleichmößig hell und kräftig erklingende Stimme, sondern zeigt auch durch den Au-druck und die Steigerungen de« Gesüdl«, sowie durch die reine Intonation ein tiese« musikalische- Berständniß. Zum Vortrag kamen: „Trennung" von Brahms, „Im Bolk-tone" von Iada-iobn, „Du lagst in der dlüdende» Laube" und „Schlas' süß" von Tyion-Wols, „Am Felsenborn" von Reinecke» „Mailied" von Kretschmer, ,Lein" von Sitt und „Wi'genlieb" von Mozart. Sänimtliche Lieder erweckten durch die trefflich« Wiedergabe und namentlich durch die lobend zu erwähnende deutlich« Textan-sprache einen Beisall-sturm, der besonder- nach dem Wiegenlied« von Mozatt sich so steigerte, daß die Sängerin sich zu einer Zugabe entschließen mußle. Die am Schluffe der Aufführungen allerseits zum Au-druck gelangende hohe Besriebigung gab sich hauptsächlich in dem Wunsche zu «kennen, daß Frl. David bald wicderkehren nnd un« wieder mit ihrem prächtigen Gelange erfreuen möchte. Die Llavier. begleituug lag in den bewährten Händen de« Herrn Seminaroberlehrer Dost au« Schneeberg, der wiedernm einen neuen Beweis seiner au-gezcichneten muffkali»ch,n Begabung an den Tag legte. Mit den Gelängen wechieltcn Orchestervorträge ab, die von der unter der Leitung de- Herrn Musikdirektor Meinet stehenden Schnee- berger Sladtcapelle au-gesührt wurden. Die einzelnen Tonftücke gelangten mit tadelloser Reinheit und Correcthet zur Aufführung und erweckten ebenfall- sympathische BeisaNSäußerungen, die sich namentlich nach der Ouveriure zu „Alhalia" von Mendelssohn, der 0 clor-Symphonie von Hayden und der Judelouvrrture von Weber zu lebhaften Kundgebungen steigerten und den Herrn Dirigenten zu einer Zugabe veranloßien. vr. Finck. * Dresden. Gemäß testamentarischer Verfügung de« Herrn Hosratb Pudor bat (wie die „Sächsische Landeszeitung" miltheilt) dessen Sohn, Herr Heinrich Pudor. da« köuigl. Conser- vatorinm für Musik eigentdümlich übernommen und ist dem Lehrer-Collegium bereit« al« Director vorgrstellt worden. Um jedoch dem neuen Inhaber die Beendigung seiner vor zwei Jahren b«. gonneneu Univrrsitätestudien zu ermöglichen, wird Herr Hoicavkll. meister Ad. Hage» sowohl di« ariistische Leirnng al« auch ver- trttung-weise die oberste allgemeine Leilung de- Institut- zunächst sonsührra. 0. 8. Vnl-nitz. Seltenen Genuß bol am Montaq der hiesigen Gesellichost „Erholung" eine kleine, ober gewählte Künstlerschoar. Fräulein Lina Roscher. Harsen-Binuosin ans Leipzig» nnd Fräulein O. Fel sei. Tonrer»- und Oralorienlingerin an« Dre-de». deide cdemal ge Zöglinge de« Coniervalorium« zu Leipzig, die Herren Starke, Baryten, Hörtel, Violinist, und Schneider Pianist, hatten sich zu einem Concerte vereinig», dessen Ertrag einem i hr talentirten. ober vollttänbiq mittetloien Studirenden am llonlervatorium in Dre-den z» Gute kommt. Frl. Felsel trug mit jctöiier. voller und wolilqe'chulter Stimme die große Lopran-Arir au? den „Folkungern", verschiedene Lieder von Tb. Kirchner. Brahm« und Schulz-Beutden am Schluß auch aus allgemeine« Verlangen noch rinige wendische Nationalgeiönge bei eigenem Accompagne.nen» mit großem Ersolge vor. Herr Starke zeigte sich in Lieder» von Franz »nd Schuber» al« vornehmer Sänger, der vor olle» aus gezeichnet pbrasirt. Beide Genannte vereinigten sich auch zu eine« Dneit von Göde. Ganz beioudere« Aussehen erregte die in Seipzig wvtztdrtnnnt« Hnrsen-Vittuasin Frl. Rsscher. An ihre» kostbar»» Instrumente, da« eff» gnt Ststck di» reizend« Spielerin tternnni^ sah die liebliche Erscheinung au« wie eine Märchengestall. Bei ihrem virtuosen Spiel dünkte es Manchem, al« wenn ei» schtner Traum an ihm vorüberzöge uud gern wird ein Jeder an denselte, zurückdenken. Herr Hättet zeigte sich trotz seiner Jugend ol« guter Geiger, besonder« seine Technik war rühmeulwerth. Herr Schneider begleitete alle Vorträge in feinsinniger Weil«. Alle Künstler fanden wegen ihrer ou-gezeichaetea Leistungen vollste Anerkenunng tnrch reichlich gespendeten, aber auch wohlverdiente» Beisall. der in gleiche» Maße auch ver menlchensreuadlichen collegialea Gesinnung, die sie zu grmeiusamem Wirten veronlaßtr, galt. —ß— Lützen, 10. December. Gestern Abend gab unsere Stndt- eopelle im Saale de« „BürgergartenS" ihr erste« hiesige« Abonne ment«»Concert in dieser Saison. Die Austührung wurde eröffnet durch de» ebenso exacten wie auSdruck«vollen Bortrag de« Krämwg«. morsche- au- der Oper „Der Prophet" von Meyerbeer. Trefflich gelangen auch der Cape»« die daraus folgende Ouvettore znr Oper „Don Juan" von Mozart, dos Vorspiel zom b. Act an« der Oper „König Manfred" vou L. Reiuecke uud der prickelnd« Dina-Walzer an« der Operette „Capriccios«" von C. >. Raide. Dir durch- gehend» zu beobachtende Reinheit der Intonation, der gesnnd« Ta» und kräftige Strich der größteutheil- noch sehr jugendlichen Geiger legten «in beredte« Zeugniß ab vou der vortreffliche» Lehrmethode unsere« verehrten Stadtmusikdirertor». Daß seine Musikschüler auch bereit- einen sehr beochtenSwetthen Grad von technischer Fertigtest sich angeeignet haben, brwic« die gute und sein nuancirte Wiedertzibe der chwereu Ouvertüre zur Oper „Die luftigen Weiber von Windsor" vou Nicolai, mit welcher der zweiten Theil de« Coueerte» degan». Do» Finale au« .Lucia von Lammermoor" von Dmnzetti gab de. onder» drm Llariuettisten Gelegeuheit, sein Könne» darzulege», wa« ihm auch vorzüglich gelang. Der uveite Theil brachte an« »och «ine Fantast« au« „Loheagrin" von R. Wagner und schloß mit der bekannten „Aufforderung zum Tanze" vou L. M. von Weber. Die Capelle wurde mit wahrhaft verdientem Beisall reichlich bedacht, und er soll unserm hochgeschätzten Stadtmusikdirertor, Herr, Germer, eia Zeichen sein de« Danke- sür seine mühevolle uud anstrengende Arbeit, den Musikschülern aber eia Sporn zu neue« Esser »nd rüstigem Lorwärt-strebe». Die Sängerin de- Abend» war Fra, Minna Wolschke au« Leipzig. Sie trug zonächst die Arie der Elisabeth au« „Taauhäuser" vou R. Waguer uud im zweite» 2heile zwei Lieder, „Aufträge" von Schumann und „der Krrnzzug" von Fr. Schubert, vor. Frau Wolschke besitzt eine frische, sehr omsangreichemid kräftige Sopranstimme und wird sich bei fortgesetzte» ernste» tzffldst» jewiß eine geachtete Stellung in der Mosikwelt errmgeu: schon jetzt macht »e ihrem Lehrer, dem Gesaugrpädagoge» Herrn Inert, alle Ehre, uads et wurde ihren Leistungen reicher Bestall gezollt. Eine» Hobe, und seltenen Kunstgenuß gewahrte derLottrag de-Herrn Wolschke, Milglied de« berühmten SewaudvauS-Orchefter- dt Leipzig, Melcher hier noch an« einer früheren Aufführung in bestem Andenken stand. E« spielte gestern dieser Küuftler da« Concert sür Cautradaß v«, Stein und entlockte bei einer staunen-wertven Technik seine« Instru mentes so seeleovolle Töne, daß die mit gespanntester Aukuerstaialeli lauschenden Zuhörer zur grüßten Bewunderung htagrriffeu wnrdt». Die Begleituug sämmtlicher Solo-Nummer» hatte Herr vrgnntß Gregor freundlichst übernommen, welcher sich seiner theiktoeise nicht leichten Ausgabe in einer Weise eutledigte. die nicht» zu «oätische, übrig li ß. Zum Schluff« unsere» Berichte» sei noch bemerkt, daß hie Zahl der Abonnenten zu den diesjährigen Concerte» gegen da« Borlahr sich noch bedeutend erhöht hat. gewiß ei» rrsreuliche« Zeichen dolür, daß die ou<gezeichnrteu Ausführungen unserer tüchtigen Stadl, caprll« da« lebhafte Interesse der hiesigen Bürgerschaft immer «ehr in Anspruch nehmen. Königliches Landgericht. IV. Strafkammer. I. Tie Handarbeiter Friedrich Hermann Nagel au« Kleinzschocher und Karl Emil Heinicke au- Wndors waren drr Körperverletzng nach ß 223» de« R.-Str.-Grs.-B. angeklagl. Nagel hatte in der Nacht vom 30. zum 3l. Mai in der Hauptstraße zu Kleivzschncha den Kürschner K. au« Lindenau in der irrthümlichea Annahme, in der Person de« Letztere» den mit ihm vorder in Streit gerathenen Former G vor sich zu haben, am Halse gepackt und ihm zagernten: „Hund, aus der Stelle muß« Du sterben", auch gegen K., ans dessen Bemerkung, daß Nagel sich bezüglich der Person irre, gesagt: „Hund, sagst Do'« gleich oder ich schlage Dich tobt!" Nagel,»d Heinicke batten noch Inhalt der Anklage weiter di« erwähnte» K. und G. mißhandelt und hierbei namentlich Nagel den K. mit seinem offenen Taschenmesser derart aus den Kops geschlagen, deß K- eine nicht unerheblich« Wund« davoiigetragen, un» endlich hach Nagel auch de» B., der ihn wegen der dem K. zuaesügten Verletzung sestgrhalten und einem Schutzmann übergeben wollte, in dir recdtr Hand gestochen. Die Verletzungen de« G. sind nach dem Ergebt»ist der Verhandlung nicht, wie Nagel behauptet, mittelst eine« messingene» SchuhanzieverS, sondern offenbar mit einem Messer herbeiaesährt worden. Er hatte sich ja auch nach dem Vorfall gegen «inen Zeuge» dahin au«gesprochen, daß er zwei Plagwitzec geschlagen und gestochen habe, ob dem Einen da« Messer im Kopse stecken geblieben sei oder nicht, wisse er nicht. Den Verletzten K. bat Nagel mit Tsdt- schlagea bedroht, weiter ober in der Nacht vom 3. zum 4. Lr- ccinber in einem Brauerei-Restaurant in Plagwitz den Schlosser T, der am Billard gcstanden und nicht gleich weggegangen war, mit einem Billardqueue und zwar mit dem unteren starken, mit Blei auSqegossenen Ende aus den Kops geschlaqeu, so daß die Wunde zn- genädt werdeu mußte. Diese letztere Strasthat erschien »mH der Ansicht de« Gericht« al« die schwerere, da durch den Schlag insolg» der ichon erwähnten Beschaffenheit de« dazu benutzte» Queue« ebeis« leicht eiue Zertrümmerung de« Schädel- herbeigesühtt werden konnte Da« Gericht bezeichne«« in dem Angeklagten einen Mensche», der ans der Straße und in Restaurant« den sog. Messerhelden herauSfteck» und au« diesem Grunde lag keine Beranlasiung zu Annahme mil dernder Umstände vor, vielmehr erkannte da« Gericht aus 1 Jobr 2 Monate Gesängnißstrase. Dahingegen ist hinsichtlich te« Mitangeklagten Heinicke mehr nicht sestzustellen gewesen, al« das er, nachdem ihm Nagel zur Unterstützung gerufen, den G. geballt», denselben aber wieder losgelasie» Hai. ES erfolgte daher die Frei sprechung Heinicke'«. II. Ter Dienstlnccht Robert Paul Tauchaitz au» Matern hatte am 29 Juli d. I. den Handarbeiter Z.. mit dem er zuiamme» gearbeitet und bei Gelegenheit de- gemeinichastlichen Essen- in Bott- Wechsel geratben war, mit einem Küchenmrsier in den Kops gestochni. Der Angeklagte südrte zu seiner Entschuldigung an, daß er vorher von dem sog. Kleinknecht aus der Wiese geschimpft worden sei und denselben deshalb geschlagen habe; ol« er, Angeklagter, dann in« Gut seine« Herrn zurückgekehtt sei, Kobe ihn Z. dieserhald »hur Weitere« geschlagen, woraus er allerdings sich erhoben uud dabei unabsichtlich den Z. gestochen habe. Diese Bebauptung fand jrb^ durch die Ergebniffe der BeweiSousnabme keine Unlerstützung, doch wurden mildernd« Umstände angenommen und der Angeklagte z» 1 Monat Gesängnißstrase veruttbeilt. Hl. Der Handarbeiter August Hermann Temmler au» Oller« tviich war kürzlich von der Polizei beim Bettel» betroffen und ihm de«holb die Arrttur angekündigt worden; er hatte jedoch seiner Fort führung Widerstand enlgegenqesetzt, sich dabei auch der Beleidig«»» der betreffenden Beamten schuldig gemacht, we-halv seine Bn- urtdeilung zu 3 Monate» Gesänguiß- und -Wochen Hält st rase ersolgle. IV. Es gebärt wohl zu den Seltenheiten, daß ein Ritter gutsbesitzer wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt oos die Anklagebank kommt. Hier rin solcher Fall. Der R»lrrgmt> besitz» Eriift LouiS Gruhl au- Nibiyschen, dem auch Krostemtz gebärt, hatte im Lause der letzten Jahre sehr oft mit dem Anne Mügeln zu thun und namentlich kehrten der GerichtSvollzieder G. und der Gericht-ienrr O. sehr oft bei ihm rin, so daß rach und nach wohl über 40Executionen zusammenkamen. Am 14 Oktober d«. I. erschienen die beiden genannten Beamten abermals im Geböslc Gruyl'S, wo ihnen schon die Frau und die Mutter desselben mn de» Watten entgegentrot, sie sollten um Gotte-Willen nicht in« Hott geben, c« aäbe ein Unglück. Dir Beamten ließen sich jedoch dadurch nicht zurückschrecken, sondern gingen in da» Hau«. Hier trat ihre» jedoch Gruhl mir dem Jagdgewehr unterm Arm und mir den Worte» entgegen: „Ich bade Euch schon oft gesagt, e« soll Niemand »o« Gericht in mein Hau« kommen; wen« Ihr nicht mach«, daß Ihr hinouekommt, dann jchieße ich!" Mit diesen Worten erhob Arndt da« Gewehr, da« ihm jedoch nach heftigem Ringen abgenomme» nnd er selbst schließlich gefesselt und al« A reftant in da- AiNlSg-r ibt Mügeln adgesührt wurde. Bor diesem Vorfall »vor schon einmal L, olleia vom Angeklagten bedeutet worden, nicht mehr lein Heo» z» betreten und bei dieser Gelegenheit hatte ihn Gruhl bei Sein geschodk». Der Angeklagte stellte die Sache so dar. daß er am fragliche, Tage im Begriff gestanden, aus die Jagd zu gehen, al« die Veawln erschien«, seien; e« sei ihm gar »ich! eingefallen, die übrigen- n»l Echntzvvreichtunq veriehene Flinte aus G. und O. anzuleae»; «r sei nur äuß rft erreg« gewesen, weil ihn G. früher Ichon eine, „dummen Barer" genannt. O. aber id» ob dieser Aenßeeung döhmich angesehen dabe. llebrigen« sei am Marge» de« 14. Ort oder je» «uitrr bereit« bei Gl. i» Müqel» gewesen. »» sür id, Aadlim, » leiste, da» Geld ftt oder uicht «»genomme, »«de». Ze»M Dz
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