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Das Schiff
- Bandzählung
- 1925
- Erscheinungsdatum
- 1925
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-22.1925
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045739-192500004
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045739-19250000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045739-19250000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 3, März
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Schiff
- Autor
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y i 1 ;« nereien gefchickt hinein?ukopieren verfteht. Man läßt eine Zementwand wie Efeu ausfehen, man macht Mittags» aufnahmen gegen das Eicht und erhielt Abendftimmung. DerZeitraffer läßt uns fehen, wie Blumen wachfen, da er langfamc Vorgänge fchnell wiedergibt, die Zeitlupe zer- legt die Bewegung in foundfo viele Phafen.W r ir könnenBe- wegungsftudien machen, die uns früher unmöglich waren, da auch die Momentphotographie immer nur den Teil eines Sprunges ufw. bringen kann. Jeder Amateur, der nur Augen hat zu fchcn, hat fehr viel durch den Film gelernt. Er weiß den Baum in der Eandfchaft zu fchätjen; will er eine Ebene photographieren, rückt er fxch irgend etwas, feien es auch nur ein paar Äfte, in den Vordergrund, da» mit der monotonen Fläche die Langeweile genommen wird. Der Film ift eben eine lehrhafte Angelegenheit für alle Menfchen, die in Bildern fehen können, und eine ein trägliche Sache für die, welche Gefühle und Gedanken wirkungsvoll bildhaft auszudrücken vermögen. (Ein zweiter Auflatz folgt.) DER RASENDE REPORTER VON EGON ERWIN KISCH nterdiefemTiteliftimErich-Reiß-Verlag(Berlin) ein intereffantes Werk erfchienen, das man als . .»journaliftifches Lehrbuch« bezeichnen könnte, wenn man nicht wüßte, daß zu einem Reporter der hier vorgeführten Art doch mehr gehört, als ein guter Lern wille: Eine Individualität nämlich. Eine Perfönlichkeit, die über fcharfe Augen, fachlichen Geift, ftrenge Wahr haftigkeit und - einen vorzüglichen Stil verfügt. Das ift Egon Erwin Kifch, alfo ungefähr das Gegenteil von einem »rafenden Reporter«. Aber Kifch liebt die kleinen Ironien. Und er liebt jenen philofophifchenMhtj, der die Dinge weniger anä^t als erleuchtet. Lind eigen ift ihm vor allem die ftarke Weisheit, den bunteften und abfchreckendften Tatfachen gemütsruhig ins Geficht zu fehen. Also ein Idealreporter, der, fo wird berichtet, in einer Schlacht des Weltkrieges verwundet wurde und zuerft nach feinem Tagebuch, erft dann nach feinem Kopf griff. Es ift nicht immer ein Vergnügen für den Schrift fc^er, Reporterberichte Zu fe^en. Amüfanter, anregender wär’s, wenn alle Jour- naliften fo fchreiben könnten. Und auch die Maffc der Zettungslefer würde am Ende merken, daß es Unter- fchiede im »Schrieb« gibt. Mehr als fünfzig Stücke hat Kifch in diefem Buche vereinigt. StückeausdemAlltag,aberkeineswegsalltäglichgefehen. Aufg enommen find fie in den verfchiedenften Ländern und den unterfchiedlichften Milieus. Er fteigt auf ragende Türme, fpaziert auf dem Meeresboden herum, fliegt durch den Äther und kriecht bei den Heizern eines Ozean dampfers umher. Er erkundet das äußere Bild der Welt und erfpürt die Seele des Menfchen. Ein fehr gutes Buch alfo, das jeder mit Genuß lefen wird und das befonders auch in jede Buchdruckerbibliothek gehört. Wir geben nachftehend ein kleines Probeftück, das in tragikomifcher Weife die Bedeutung eines einzelnen Buchftaben illuftriert. BUCHSTABE »N« UND DIE WELTGESCHICHTE Der Herr, mit dem ich heute nachmittag in einem Brünner Kaffeehaus ganz zufällig ins Gefpräch kam, war folid an gezogen, etwas korpulent, trug einen Zwicker, war aus Brünn und hieß - wie fich im Laufe unfrer Unterhaltung herausftellte - Prochazka. Der Herr erwähnte Rio de Janeiro, und ich fragte, ob er es vielleicht kenne. Ja, er komme von dort. In Gefchäften? Er fei öfterreichifcher Generalkonful gewefen. Bis zum Umfturz? »Nein, ich mußte bleiben, ich bekam aus Wien dieMAifung, mein Amt zu liquidieren, und das hat halt bis jetzt gedauert.« Waren Sie lange dort, Herr Generalkonful? »Ja, ein paar Jahre.« Gefprächspaufe. W r o waren Sie denn vor her, Herr Generalkonfu l ? » Früher war ich auf dem Bal kan, in Uesküb, in Monaftir, in Prizrend...« Und fiehe da,es ftellt fich heraus,daß meinTifchnachbar, der wie der leibhaftigeWeltfrieden ausfieht, derfelbe Kon- ful Prochazka aus Prizrend ift, deffen Name ein Schlacht ruf der europäifchen Kriegshetzer gewefen ift, deffen Affäre Europa in Kriegsgefahr verfemt hat und daserfte eklatante Vorfpicl des öftcrreichifch Vcrbi fchcn Krieges, also desWclt- krieges war. Intereffant! Aber ich kann ihn doch nicht fo direkt interviewen über feine weltpolitifche Rolle,ich kann auch nicht einen fremden Herrn über feine allerintimften Privatangelegenheiten fragen. Daher beginne ich fehr dis kret: »Ift es wahr, Herr Generalkonful, daß Sie I9I2 von den Serben kaftriert worden find?« Der Herr General konful a. D. lächelt verbindlich: »Keine Spur. Ich faß in Prizrend als Konful, als die ferbifche Armee, die dieTür- kenbefiegthatte,aufihremVormarfchüberPrifchtinaund das Amfelfeld in Prizrend einrückte. Es war die dritte Armee unter dem Kommando des Generals Jankovich. Die Verhältniffe in der Stadt waren natürlich die denkbar verwirrteften, und da Serbien fchon feit der Annexions- krife in gefpanntem Verhältniffe mit öfterreich lebte, fo war meine Situation noch komplizierter. In dem Haus, in dem ich wohnte, waren auch Soldaten untergebracht, die Bevölkerung konnte meiner Miffion nicht fehr fympa- thifch gegenüberftehen, wahrfcheinlich wurde auch irgend etwas Nachteiliges über mich ausgefprengt - kurzum, ich lebte fozufagen via facti als Gefangener in meinem Haufe und konnte keine Nachrichten fchicken. Statt fich mein Stillfchweigen aus dem Zuftande einer in Okkupation befindlichen Stadt zu erklären, beeilte man fich in Wien, die furchtbarften Schauermärchen über mich zu erdichten. Was hierbei abfichtlich lanciert worden ift, um den Haß gegen Serbien zu fchüren, kann ich natürlich nicht fagen. Vom 2. bis zum 25. November faß ich fo in Prizrend / end-
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