„Unter der Voraussetzung also, daß mangelhafte Quali fikation und daß eine Selbsttäuschung über das, was für meine Ziele gut ist, nicht gegen meinen Wunsch ins Feld geführt werden, bleibt noch das Argument übrig, daß ich meinem speciellen Arbeitsgebiet, den serumtherapeuti- Schen Arbeiten, entzogen werde. Das ist es nun gerade, was ich aus ureigenster Erfahrung und ganz genauer Kenntnis der Sachlage als nicht zutreffend bezeichnen muß. Nichts könnte mehr meine Produktivität schädi gen, als wenn ich einseitig diese Arbeiten mit meinen Mitarbeitern cultiviren wollte. Gerade deswegen, um dieser Gefahr zu entgehen, sträube ich mich ja gegen die lockende Aussicht, mit den Mitteln industrieller Unter nehmungen die Direktion eines serumtherapeutischen Institutes zu übernehmen. Ich möchte grade für mich und für meine Mitarbeiter den wohlthätigen Zwang empfinden, auf allen Gebieten der Medizin, die zur Therapie und zur Verhütung der Krankheiten in Be ziehung stehen, uns au fait*) zu halten. Das war es. was die Fälle von immer neuen Gesichtspunkten dargeboten hatte im alten Hygienischen Institut in der Kloster straße. Die Aufgaben sind jetzt vielfach andere gewor den als damals; auf meinen Reisen, durch Paris und Rom namentlich, habe ich gesehen, daß für mich eine unend liche Reihe von Ideen zu verarbeiten ist, die meinen La boratoriumsarbeitern die Zeit nicht lang werden lassen wird. Und ich habe die Hoffnung, daß aus einem Institut, an welchem ich mit meinen Hülfskräften für etwas län gere Zeit mich einrichten kann, auch für die Studieren den und für die Vorlesungen die Behandlung des Arbeits stoffes so von mir wird vorgenommen werden können, daß das ewige Gerede von meiner Ungeeignetheit als akademischer Lehrer bald aufhören wird. „Wenn dann aus dem Bedürfnis heraus für speciell serumtherapeutische Arbeiten — trotz der Nähe von Höchst — in Marburg eine Erweiterung des Institutes nothwendig werden sollte, und wenn dann der preußi sche Staat dazu keine Mittel hat, dann wird schon mein eigener Ehrgeiz dafür sorgen, daß ich aus Mangel an Mitteln nicht wichtige Probleme unbehandelt lasse. *) Übersetzung: auf dem laufenden.