Im Schlußteil dieses Vortrags stellt er seine Gedanken gänge ganz klar heraus: „Meine Herren! Unsere Kennt nisse über die Blut-Antitoxine sind fast ausschließlich am Diphtherie- und Tetanusserum gewonnen. Andere Anti toxine, wie das Cholera- und das Pest-Antitoxin, sind noch zu schwach wirksam, als daß man an ihnen immu- nisirende und heilende Wirkungen im Experiment stu- diren könnte. Was wir aber davon wissen, beweist ihre vollkommene Analogie mit dem Diphtherie- und Tetanus- Antitoxin. Alle Blut-Antitoxine werden genau nach der selben Methode gewonnen und zeigen genau dasselbe Verhalten gegenüber der schädigenden Einwirkung von physikalischen und chemischen Kräften. „Da sollte man doch annehmen, daß wie für die Diph therie und den Tetanus, so auch für andere Infektions krankheiten des Menschen antitoxisch wirksame Heil mittel hergestellt werden müßten, und wenn das nicht der Fall ist, so fragt man unwillkürlich nach der Ursache. Nun, wir kennen die Ursache der bisherigen Mißerfolge in der Übertragung der Antitoxin-Therapie auf andere Krankheiten ganz genau, speziell auch für die verderb lichste unter allen, für die Tuberkulose. „Meine Herren! Alles dreht sich bei der Antitoxin gewinnung um die Giftfrage! Wenn wir das von einem lebenden Infektionsstoff producirte Gift besitzen, dann können wir uns auch das Gegengift mit Hilfe des gift immun gemachten Thierkörpers herstellen. Wo das Gift uns unbekannt ist, da müssen wir auf die experimentelle Antitoxingewinnung verzichten. Es fallen gegenwärtig demnach zunächst alle Krankheiten für die Serum therapie aus, bei welchen wir den Infektionsstoff über haupt noch nicht kennen, ferner alle Krankheiten, bei welchen zwar der lebende Infektionsstoff bekannt ist, aber nicht das von ihm sich ableitende Gift. „So war lange Zeit der Sachverhalt für die Tuberku lose. Das ist jetzt anders geworden. In einem beson ders für die Tuberkulose-Giftgewinnung eingerichteten Institut habe ich mit meinen Mitarbeitern, nament lich mit Dr. von Lingelsheim und Dr. Ruppel, die Ver arbeitung der Tuberkelbazillenleiber so weit vervoll kommnet, daß wir allmählich daran denken können, Hl