willig hatte man seinem Wunsche entsprochen. Und so war es gekommen, daß er in der bakteriologischen Ab teilung des Institutes mit deren Leiter Dr. Frank zu sammen eine interessante Versuchsreihe an Mäusen über die stärkstmögliche, eben noch wirksame Verdünnung seines Tetanusheilserums durchgeführt hatte, die erst vorgestern beendet worden war. Dadurch war er mit Dr. Fresenius selbst bekannt geworden, der ihn eingehend über seine bisherigen Forschungen wie über seine künf tigen Pläne befragt hatte, um gegen Schluß der langen Unterhaltung durchblicken zu lassen, daß er unter Um ständen bereit wäre, seine Weiterarbeit zu unterstützen. Diese Duplizität der Ereignisse, Anfrage von Höchst und Wink von Fresenius, konnte Behring nicht über sehen. Was soll er nun tun? Fresenius hatte sicher viel für sich. Sein Institut genoß allenthalben einen hervor ragenden Ruf. Außerdem war es kein industrielles Er werbsunternehmen wie die Höchster Farbwerke. Zwar verdiente es durch seine Untersuchungen und Forschun gen Geld — wie hätte es als Privatbetrieb anders bestehen können? — aber, — tja dies Aber war schwer zu um schreiben. Aber es war halt keine Fabrik. Und vermutlich würden ihm die hohen militärischen Vorgesetzten eher erlauben, mit Fresenius zu arbeiten, als mit Meister, Lu cius & Briining einen geschäftlichen Vertrag zu tätigen. — Verdammt, was soll er bloß tun? Hie Höchst, dort Fresenius? Plötzlich haut der sinnierende Stabsarzt mit der flachen Hand auf den schneeweiß gedeckten Tisch der vornehmen Gaststätte, daß die Mokkatasse vor ihm einen vom bedienenden Kellner mißbilligend vermerkten Hop ser hüpft: „Ja natürlich, das mache ich, und zwar sofort! Ich fahre einfach zu Binz, zu meinem alten Lehrer Binz!“ Zehn Minuten darauf hat er eine artige Karte an Herrn Geheimrat Carl Binz, Bonn a/Rh., Kaiserstr. 4, geschrie ben und gehorsamst angefragt, ob er den Herrn Geheim rat zwecks Rücksprache über eine hochwichtige und brandeilige Sache an einem der nächsten Tage aufsuchen dürfte. Die Antwort trifft umgehend ein: er dürfe. Und nach der Beratung zwischen den beiden Männern am 19. April sieht Emil Behring seinen Weg klar vor sich.