DIE WARENPACKUNG Die Warenpackung als ein zum Schutz des Wareninhalts geschaffe nes und ausgesprochen körperhaftes Gebilde ist eines jener künst lerischen Aufgabengebiete, dessen sich die Gebrauchsgraphik schon deshalb erst verhältnismäßig spät bemächtigen konnte, weil die heute so selbstverständliche Sitte, die Waren in Spezialpackungen zu verkaufen, in früheren Zeiten noch keineswegs üblich war, son dern erst ganz allmählich aus praktischen Erwägungen und aus Wettbewerbsgründen in Aufnahme kam. Trotzdem lassen sich die Anfänge eines künstlerischen Verpackungswesens schon ziemlich weit zurückverfolgen, wenngleich es sich hier auch anfänglich noch nicht um körperhafte Packungen im modernen Sinne, sondern nur um Beklebezettel oder Etiketten handelt, mit denen die waren schützenden Hüllen je nach Bedarf versehen wurden. So dürfen wir wohl die Vorläufer der Warenpackung schon in den im 16. Jahr hundert gebräuchlichen Beförderungszetteln sehen, mit denen die Absender ihre Warenballen oder Fässer zu bekleben pflegten — eine Sitte, die im ganzen zivilisierten Europa bis in das 20. Jahrhundert hinein weit verbreitet war. Diese Beförderungszettel, ähnlich den Buchdruckermarken oftmals von bekannten Künstlern entworfen, hatten zunächst einen mehr monogrammistisch markenhaften oder auch heraldischen Charakter, der sich im Laufe ihrer weiteren Ent wicklung und unter dem Einfluß einer zunehmenden Verwendung des Kupferstichs immer mehr in das Bildhaft -Illustrative wandelte. Wenig später scheinen auch schon die Papiermacher damit begon nen zu haben, ihre Packungen mit künstlerisch geschmückten Eti ketten zu versehen - eine Sitte, die etwas später auch bei den Siegel lackfabrikanten und stärker noch bei den Goldschlägern in Auf-