GELEGENHEITSGRAPHIK Unter dem Sammelbegriff der Gelegenheitsgraphik werden heute jene zweckhaften und meist kleineren graphischen Äußerungen zu sammengefaßt, die ohne alle werblichen Nebenabsichten von Fall zu Fall im Dienst des privaten menschlichen Daseins entstehen und meist nur für einen engeren Kreis von Betrachtern oder Empfän gern bestimmt sind. Zu den bekanntesten Beispielen gelegenheits graphischen Schaffens gehört wohl das Bücherzeichen oder Exlibris, das der eindeutigen Kennzeichnung des Besitzverhältnisses an einem Buche dient und sich einstens der größten Beliebtheit und Verbrei tung erfreute. Das Exlibris kann auf eine sehr alte und rühm- reiche Vergangenheit zurückblicken, denn es entwickelte sich schon bald nach der Erfindung der Buchdruckerkunst, die das Sammeln von Büchern und die Entstehung von Bibliotheken förderte, zu einer um so höheren Blüte, als an seiner Gestaltung ständig namhafte Formschneider und tüchtige Künstler tätigen Anteil nahmen. Man kann an diesen meist kleinformatigen Gebilden auch gut den Ab lauf und die Beliebtheit der verschiedenen graphischen Techniken verfolgen, denn es war auch hier zunächst wieder der Holzschnitt, dessen Einsatz zu klaren und formschönen Blättern von hohem Reiz führte. Er wurde dann abgelöst durch den Kupferstich, der wieder seiner Technik gemäß dem Exlibris eine verfeinerte und reichere dekorative Haltung verlieh und schließlich bei allen wohlhabenderen Sammlern zum vorherrschenden graphischen Gestaltungsmittel für ihre Exlibris wurde. Wirtschaftliche Schwächeperioden, wie etwa im Biedermeier, führten dann wieder zu einer bescheideneren und an spruchsloseren Formgebung, und man begnügte sich vielfach sogar mit ganz schlichten typographischen Lösungen, die in einem zier-