Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 07.02.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-02-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192802072
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- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19280207
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-02
- Tag1928-02-07
- Monat1928-02
- Jahr1928
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- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 07.02.1928
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Uv. r. PeNege z»M Nieseer riex^t«», 7. Kedreer 1»S8, «»NI»». 81. Jehrg. M KtzWUMW Oll I. L. 8. von »em Vizepräsidenten für . Intzalt), Herr« Ritterautsbesttzcr und Landrat a. D. Dr. ». HeLberf,Baumersroda, eröffnet, der dte Vertreter de» Wandevausftrlluna von 1«7 deschttkt sei«. Kür dt« Sau« derauüüel«»« München 1tz»d «ft der Vertrag mit der Stadt verwaltung bereit» äeschloffen. Auch für dt« Wanderaus- stellung Köln 1SS0 sind schon Verhandlungen etngeleitrt, und ebenso sind auch für die WandernnssteLun» 1M1 Berlin schon Verhandlungen im Gange, die auch hier freundliches Entaegenkomme« gefnnden haben. Der Herbsttag«»» tu Heidelberg sehen wir mit guter Erwartung entgegen. LlSdann tritt man in den einzigen Bortragsgegen- ftand der Tagesordnung ein: Marktbe»bacht««a «»» vetriebSersolg i» her Laubwirtschaft. Jede Produktion, so äußert sich der erst« vertchterftat» ter. Herr Dr. Schindler-Berltn, tft sinnlos, dt« nicht durch ein entsprechendes wirtschaftliche» Bedürfnis veranlaßt wird. Dte Nachkriegszeit hat de« Lbsatzfragen nicht nur für die Landwirtschaft her Uederseegebiet«. sondern auch tn Europa und Deutschland eine entscheidende Bedeutung ein geräumt. Eine schnell« und zuverlässige Marktbeobachtung wird in Zukunft «ine der wesentlichsten Voraussetzungen für den landwirtschaftlichen Produktionserfolg und des halb unbedingt notwendig sein. Der Betriebserfolg kommt »um Ausdruck in dem Ver hältnis der Einnahmen zu den Aufwendungen. Für die Einnahmen sind neben der BerkaufSmeng« vor allem dte erzielten Preise maßgebend. Der Landwirt erhält, wie der Vortragende an Beispielen bartut. oftmals nicht die Preise, di« für sein« Erzeugnisse auf Grund der Markt- und Der- sorgungSlag« in Frage stehen. Die Ursache liegt in erster Linie in dem Mangel an Ueberblick über bas tatsächliche Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Was hier dem einzelnen Landwirt nicht möglich ist, ist einer groben Zahl von Landwirten in geschloffener Zusammenarbeit erreich bar. Der Berichterstatter legt nun ausführlich das System der Marktbeobachtung dar. bas seine Dienststelle bereits eingerichtet hat. Auch der zweite Vortragende. Herr Rittergutsbesitzer Wrede-Lützlow, geht davon aus, dab es für den praktischen Landwirt dringend geboten ist, sich mit der bauernd wech selnden Marktlage und der Ab-satzfrage zu beschäftigen. Die starke Preisbewegung und die täglichen PrciSnotierungen der einzelnen Märkte sind am besten durch Rundfunk zu verfolgen, wobei es darauf ankommt, noch eine Reibe be stehender Lücken auszufüllen. Die beim Absatz landwirt schaftlicher Erzeugnisse zu berücksichtigenden Faktoren kön nen den Landwirt einerseits vor Schäden bewahren und ihm andererseits unter normalen wirtschaftlichen Verhält nissen einen entsprechenden Betriebserfolg schaffen. Prak tische Arbeit auf diesem Gebiete ist auch ein Akt der Selbst hilfe in dieser Zeit der unverschuldeten Not unserer Land wirtschaft. Alle aufgewendete Arbeit ist aber zur Unfrucht» karkeit verdammt, wenn es nicht g«lingt, dte Grundlagen für ein rentables Wirtschaften zu schaffen. Hier haben Reich und Länder die Pflicht, sich ihrer Aufgabe zur Erhal tung der Lebensquelle der gesamten deutschen Wirtschaft voll und ganz bewußt zu werden. Die beiden Borträge wurden mit starkem Beifall aus genommen. Alsdann schloß der Vorsitzende die Versamm lung mit dem Wunsche: Auf Wiedersehen in Leipzig. LS» HamttverfaMnrkuug, mit der die arbeitsreiche Tagung her DL», tn b«r »roßen Woche schloß, wurde von »em vtzepräflbente« für Gau s (Provinz Sachsen, Inhalt), Herr« Rittergutsbesitzer «nd Landrat a. D. Dr. ». Heklders,Baumersroda, eröffnet, der dte Vertreter de» Reiche» «nd der Sünder der befreundeten Körperschaften und verein«, alle Mitglieder der D.L.G. und die anwesen, de« »äst« willkommen hieß. »Unser« diesjährig« Tagung", so führte R«dn«r tn s«tn«r einleitenden Ansprach« au», »fiel 1« ein« Zett, tn der sich die schon lange bestehende schwierige Lag« drr d«utschen Landwirtschaft zu «iner Agrar» kvtst» zugespttzt hat. t« einem Ausmaß«, daß nicht nur in d«n ganz »«sonder» gefährdeten Grenzgebieten, sondern auch tn all«« Teilen des deutschen Reiche» und tn all«» Betriebsgrößen und -formen der Zusammenbruch zahlreicher landwirtschaftlicher Betriebe droht, wenn nicht in kürzester Frist Maßnahmen getrofsen werden, die zu nächst über diese augenblickliche schwerste Not htnweghelfen und dte Fortführung der Betriebe, denen überhaupt noch zu belfen ist. ermöglichen. .ES ist nicht die Aufgabe der D.L.G.", fährt Redner fori, „heute hier in eine Erörterung dieser ernsten und schwierigen wirtschaftspolitischen Probleme einzutreten,' Aufgabe der D.L.G. ist e», neben den Maßnahmen von be rufener Seite di« Landwirtschaft tn diesem schweren Ringen dadurch zu unterstützen, daß sie durch Verwertung der Ar beit und der Erfahrungen von Wissenschaft und Praxis und durch Vermittlung der Fortschritte in allen Teilen des Reiches di« landwirtschaftliche Produktion zu fördern be strebt ist. wie sie dies dauernd und mit gutem Erfolg bisher getan hat. Die großen Ausstellungen der D.L.G. in den letzten Jahren haben gezeigt, welche gewaltigen technischen Fortschritte unsere Landwirtschaft in den Jahren nach dem Kriege gemacht hat und wie sie bemüht gewesen ist. die ihr durch die Zwangswirtschaft und andere sie hemmenden Maßnahmen zugefügte» Schäden wieder gutzumachen,- möchte auch die wertvolle Arbeit, die in der diesjährigen IStntertagung der D.L.T. wieder geleistet worden ist. un» «uf dem Wege der Förderung der landwirtschaftlichen Pro duktion ein gutes Stück vorwärts gebracht haben." Bor Eintritt in die Tagesordnung gedenkt der Bor, sitzende zweier verstorbenen Mitglieder des GesamtauS- fchusseS, und zwar des LandeSök.-Rat Luschka, des Hauptge- schäftSführers des landw. Vereins in Bayern, der seit 1910 dem Gesamtausschutz angehört und in dieser Eigenschaft die Bestrebungen der D.L.G. bei jeder Gelegenheit durch Rat «nd Tat gefördert hat, und sodann des ältesten Mitgliedes der D.L.G., des im Alter von 88 Jahren verstorbenen Oeko- nomierat Bibraus-Calvörde, der der D.L.G. in einer lan gen, arbeitsreichen und von Erfolg gekrönten Zeit gedient hat und dessen Verdienste die Gesellschaft schon an seinem siebzigsten Geburtstage durch Ernennung zum Ehrenmit glied der D. L.G. anerkannt hat. Die Versammelten hören stehend den Nachruf auf die beiden Heimgegangenen an. Wie sodann der Vorsitzende des Vorstandes der D.L.G., Herr Lanbcsältester Dr. h. c. v. Websky-Carlsdorf, zusam- mensaffend zu den folgenden Punkten der Tagesordnung bemerkt, wird die Wanderausstellung Leipzig 1K8 jki. bis 10. Juni) etwa in demselben Matze wie die Dortmunder Wu in Mltzkki Iß Mml'NM vd» Berlin, yn der gestrigen 1S7. Sitzung des Varmat-Vrozrffr» nahm Oberstaatsanwalt Trautman« da» Wort »um ersten Teil des Matdover« der Anklagebe- hörd, in diesem Monftre-Vrozeß. Zum ersten Mal seit Wochen waren au« Anlaß de« Maidovrr-Vrginn« sämtliche Angeklagte tn diesem Brozeß und auch alle Verteidiger er- schienen. Der Zubärerraum war wieder einmal i«tt langer Zeit besetzt, nachdem während drr wachen- und monate- langen Etnzelverbandlunaen nur ein journalistischer Wacht posten die ganze Orffeutlichkrit diese« Prozesse« dargeftrllt hatte. Oberstaatsanwalt Trautmaun verwie« auf di« poli tischen «»«Wirkungen, die die Barmat-Vffär, weit über die deutschen Grenzen hinan« bekannt gemacht baden und er- innert« daran, daß diese Angelegenheit zur Einsetzung von Untrrsnchung«au«schüffrn im Reichltag und Landtag ge- führt bat. Da» Gericht aber habe sich lediglich mit der strafprozessualen Seite zu beschäftigen gehabt: e« habe in«» besondere auch bet den Angeklagten, di« dem Zentrum naheftanden. bei dem srüheren Reicksvoftminister Hoile und dem früheren Rrich«tag«ab. Lange-Hegrrmann deren pro minent« politische Stellung ausgeschiedrn. Der Nimbus de« außerordentlich reichen Manne«, den Barmat um sich zu verbreiten verstanden habe, sei jetzt verblaßt; Barmat steh« beut« in seiner wirklichen, bescheidenen Größe da Ter Oberstaatsanwalt schildert« dann ausiübrlich di« wirt schaftliche Situation in den Inflation-jabren. di« Bormai zur Bali« feiner Geschäfte benutzte und charakterisiert« dabei Barmat selbst als eine» außerordentlich klugen Menschen und feinen Menschenkenner, der »in« große Beeinflussung«- kralt besitze, rücksichtslos seinen Weg gegangen und auch vor unlauteren Wegen nicht »urückgeschreckt sei. Dreißig Institute bade sich Barmat gegründet, die er namentlich da<u benutzte, sich Kredite zu be'ckaffcn. Er habe die er haltenen Kredite mrmal» au« eigenen Mitteln zurückgrzablt. sondern immer wieder aus neuen Krediten und gewisser maßen .ei» Loch mit dem anderen zugrstopst". Das ung«> beure Mißverhältnis zwischen feiner eigenen wirtschaftlichen Kraft und der Inanspruchnahme fremder Hilie ist nicht zuletzt Beweis dafür, daß in außerordentlich zahlreichen Fällen strafrechtliche Vrrarben vorlirgrn müssen. Der Oberstaatsanwalt erwähnte dann die einzelnen Vorwürfe der Anklage gegen Barmat, also Betrug, Untreue und Be- stechnna. Er wies die Behauptung zurück, als sei durch da» Eingreifen der Staatsanwaltschaft der Zusammenbruch drr Varmat'schen Unternehmungen herbeigeführt. Nach diesem .Grneralbericht" wandte sich Oberstaats anwalt Raasck» dem ersten Einzrlkapitel, den Beziehungen BarmatS zur Preußischen Staatsbank zu, die im Mai 1923 «insrtzten. Er meinte, man müsse sich zur richtigen Beur teilung der Vorgänge in jene aufgeregten Inflationszeiten zurückversetzen; das Tribunal schien denn auch während der Verhandlungen weniger ein Gerichtssaal als rin volkS. wirtschaftliche» Grerwum zu sein. Es habe sich ergeben, daß selbst die Sachverständigen so verichirden auSlagten, daß sie nicht den Richtern ein objektives Bild geben konnten. Drr größte Fehler BarmatS sei gewesen, daß er kurzfristige Kredite ausnahm und sie langfristig anlegte. Frttzustrllcn sei, daß Staatsfinanzrat Dr. Hellwig von der Staatsbank ohne Wissen der Generaldirrktion an Barmat »rbebliche Kredite geben konnte. Trotzdem am 19. Mai 1924 die Zwei Testamente. Roman von F. Stolze. IS. Fortsetzung. Nachdruck verboten. In» Zelt zurückgekehrt, begann Achim mit ge dämpfter Stimme: «Habt ihr wohl auf dem Wege zum zweiten Königs grabe die leere Zisterne bemerkt, an der wir vorüber gingen ? Von dort aus führte zur Zeit der Achämeniden eine unterirdische Wasserleitung neben der Hundertsäulen halle vorbei nach der Terrasse, die vom Palast« des Lerxes bis nahe an den Palast de» Darius heranreicht, und zweigte sich dann rechtwinklig bis zur Südostwand des erstgenannten Baues ab. Jetzt ist dieser Kanal größtenteils verschüttet, »stur «inen Teil nahe bei den Palästen bat Dr. Stolze aus graben lassen. Er ist mit glatten Felsplatten zugedeckt, die inan bochheben kann, und führt dann schräg in die Tiefe. Dort können wir die Dokumente in «iner seitlichen Felsen spaste so verbergen, daß niemand sie ausfindig machen kann." »Sind fie dort aber auch vor Tieren und Feuchtigkeit geschützt?" fragte Erna. „Vollkommen. Bis wir zurückkehren, fällt hier kein Tropfen Regen. Zur Vorsorge können wir sie ja auch noch in Kautschukstoff verhüllen, der Wasser abhält und von keinem Tiere angerührt wird. „Es wird aber schwerhalten, unbemerkt in den Bau hineinzukommen," wendete der Oberst «in. „Am besten wäre es schon," meint« Ewald, „wenn wir di« Sache noch in dieser Nacht erledigten. Man müßte sich eben nur vor einer Beobachtung durch den Hauptmann vorsehen. Da Achim am besten mit der Oertlichkeit Be- scheid weiß, muß er natürlich die Rolle de» Führer» über nehmen. Ich würde ihn gern begleiten, aber ich glaube, daß ich an einer anderen Stelle Wichtigere» leisten kann. Ich gedenke nämlich, zu dem Hauptmann in sein Zelt hin überzugehen und ihm zu sagen, daß ich auch noch ein Telegramm abzusenden hätte und ihn daher morgen früh begleiten möchte. Er wird er nicht wohl ablehnen können und wird einwilligen müssen. Ich werde ihn dabei so lange aufhatten, daß du, lieber Onkel, inzwischen mit Achim alle» besorgen kannst. Natürlich schicken wir vorher unsere Diener fort, und die Damen ziehen sich in ihr Schlafzelt zurück, oder können euch auch, wenn sie es vorziehen, erwarten." Alle stimmten zu. Die Diener löschten ihr Feuer au» und begaben sich zu ihren Gefährten. Bald darauf verließ Ewald da» Zett und schritt dem de» Hauptmann» zu. Als er darin «ar, «arteten die beiden Leppel» noch einen Augenblick und gingen dann vorsichtig am Südwestpodest de» Palastes de» Darius, da» fie jedem forschenden Blicke ihrer Reisegefährten verbarg, entlang, schritten auf der Lrepp« mit den Abbildungen der tributbrinaenden Stämme Mw» Vorhofe de» Palastes de» Terres hinauf und standen nun vor der allen Waffa-leitung. Die schmale Mondsichel war bereit» «ntergegangen, aber das Sternenlicht war aus reichend. sie die Stelle erkennen zu lassen, wo früher« Forscher die Deckplatten «mporgehob» und wieder auf gelegt hatten. Sie zogen ihr« Hirschfänger und machten sich an di« Arbeit. Mit Anspannung aller Kräfte gelang es ihnen, zwei der schweren Marmorplatten zu heben. Dann ließen fie sich in den schmalen, mehr al» mannshohen Gang hinab, tasteten sich tn der Richtung senkrecht gegen den zu der ZiÜ«rne Mdreuiu».SayL «ester. um die Eck« herum und wagten nun da» mitgebrachke Windlicht an», zuzünden. Vorsichtig schritten sie bei dem ungewissen Schein auf dem sich immer mehr in die Tiefe senkenden Lehmboden weiter, der sich dort im Laufe vieler Jahr hundert« angesammelt hat. Höchstens eine kleine Eidechse oder «ine harmlos« Schlange raschelte vor ihnen davon. Jetzt wurde der Gang infolge der Verspätung so niedrig, daß sie nicht mehr aufrecht darin hätten gehen können. Sie machten Halt und prüften die Felswände. Neben ihnen, dicht unter der Deck«, war eine flach« Felsspaste. Hier schoben sie das in Kautschukstoff gehüllte Paket tief hinein und füllten den Raum völlig mit Geröll und Erdreich. Auch bei der sorgfältigsten Prüfung war keine Spur des Verstecks zu entdecken. Der Oberst legte zur Vorsicht noch einen größeren Stein auf den Fußboden gerade unter der Spalte und drückte ihn so in da» Erdreich hinein, daß es aussah, als wär« er hier schon fest langen Jahren ein gebettet. Dann kehrten sie um, löschten, als sie an die Ecke kamen, das Windlicht aus, gingen bis zur Oeffnung weiter, stiegen hinaus und stellten den Verschluß wieder her. Mit erleichterten Herzen wanderten sie nun auf dem vorigen Wege dem Zelte zu. Al» sie dort anlangten, empfing sie Ewald mit gegen die Lippen gedrücktem, Finger. „Es ist gut," sagte er leise, „daß wir da» Testament nicht wieder in dem Königsgrabe versteckt haben. Als ich in das Zelt de» Hauptmann» kam, hatte er sich offen bar soeben auf «inen nächtlichen Spaziergang vorbereitet und konnte feine Verlegenheit nur schwer verbergen." Ich tat, als ob ich nicht» davon bemerkte, und machte lbm meinen Vorschlag für morgen früh. Obwohl er ihm gar nicht genehm zu sein schien, stimmt« er sofort zu. Offenbar wollte er mich bald möglichst lo» werden. Ich empfahl mich ihm daher und verbarg mich hier. Dor etwa einer Viertelstunde kam er aus seinem Zett, sah sich nach allen Richtungen um und begann dann vorsichtig den Weg zum ersten Königsgrabe hinaufzusteigen. Auf dem Vorhofe drückte er sich fest gegen die dunkle Felswand. Ich hatte Himmelangst, daß er euch bei der Arbeit ent decken könne, aber er schien nur unser Lager hier unten zu mustern und gar nichts dort drüben an der abgelegenen Südecke zu vermuten. Dann ging er in die Trabkammer und ist jetzt seit mehr als einer halben Stund« darin. Er hat offenbar ein Windlicht mitgenommen und sucht all« Ecken und Enden sorgsam ab. Seht nur hinauf!" Wirklich! Dort oben sah man, wie die Oeffnung de« Raume« bald Heller, bald dunkler im rötlichen Lichte erglänzte. Plötzlich erlosch es und «ine dunkle Gestalt bewegte sich den felsigen Weg herab, näherte sich den Zetten und verschwand in dem de« Hauptmanns. Die drei sahen sich lächelnd an. Dann bemerkte der Oberst: „Ich habe e» ja immer gesagt, er ist nicht so uneigen nützig, wie er sich stellt. Er will sicher gehen und, da er zweifellos merkt, daß die Sache mit Alice faul steht, den Haupttrumpf in die Hand zu bekommen suchen. Nun, lassen wir ihn suchen!" Dann warfen sie sich aufs Lager und versanken bald io tiefen Schlaf. Al» Ewald und der Hauptmann am nächsten Abend wieder in Persepolis «intrasen, las man dem letzteren die Mißstimmung und Verlegenheit vom Gesichte ad. Er zog sich sofort in sein Zelt zurück und lieb lick» nickt weiter leben. Ewald dagegen teilte im Familienrat seine Erlebnisse mit. Sein Begleiter hotte zwar ein ganz unwesentliches Telegramm nach Moselhorst geschickt. Die Hauptsache war ihm aber offenbar gewesen, in Erfahrung zu bringen, ob Iennings in der letzten Zeit zum Empfange von Tele grammen in Shiraz gewesen sei. Und da habe sich denn herausgestellt, daß er vor drei Wochen mit einer Schar Baharlus dort gewesen sei und Depeschen aus Deutsch land in Empfang genommen habe. Nach dem Aufbruch habe dann in Shiraz verlautet, daß Iennings und seine Begleiter einem Sahib aus Indien auf der Spur gewesen seien, den sie aber nicht eingeholt hätten. Dieser Sahib sei auch seitdem nicht in Shiraz eingetroffen, und man nehme dort an, daß er seinen Verfolgern nun doch in di« Hände gefallen sei. Alle blickten sich verständnisvoll an. Sie zweifelten keinen Augenblick, daß Arnold Werner dieser Sahib sei, daß es ihm gelungen sei, zu entkommen, und daß Iennings ihn von neuem gefangen habe, wenn nicht Schlimmeres geschehen sei. Welche Rolle der Hauptmann in dieser Sache gespielt habe, erschien ganz rätselhaft. Um so sorg fältiger mußte er überwacht werden. Auch das konnte nicht bezweifelt werden, daß höchste Eile geboten war LS. Kapitel. Durch die Talebene von Murgab (Hühnerwaffer) galoppierte am frühen Morgen, vom Postreiter gefolgt, ein junger Mann dem Grabe des Kyros zu, das sich mehr und mehr aus seiner Umgebung emporhob. Der Reiter, ein Europäer, trug einen großen Sonnenhut mit der über den Nacken herabfallenden weißen Pagra (Schleier), während Gesicht und Augen durch einen grünen Schleier gegen die Strahlen der noch niedrigstehenden Sonne geschützt waren. Ein dunkler Vollbart umrahmte das edel geschnittene Ge sicht. Der Reisende schien Eile zu haben. Denn wiewohl er und der Postreiter hinter dem Sattel zwei große Quer säcke mit sich führten, trieb er, den Protesten seines Be gleiters zum Trotz, sein Tier zur höchsten Schnelligkeit an. Sie passierten das in seiner Art einzig dastehende Grab be» berühmten Gründers des uralten persischen Reiche», verfolgt von den bissigen Hunden eines ringsum gelagerten nomadischen Stammes, und wendeten sich der Stelle zu, wo der Pulwarstrom die südwestliche Talwand durchbricht, und folgten ihm. Bei der nächsten Poststatton wechselte der Reisende die Pferd«, setzt« mit frischen Tieren und einem neuen Postreiter seinen Ritt fort, diesmal aber nicht bi» zur nächsten Poststation, sondern nur bis zu der da- zwlschenllegenden englischen Telegraphenstatton Eiwänd. wo er von dem Inspektor gastlich empfangen wurde und den Postreiter entließ. Mr. Harrison, der hier schon sett Jahren seine» Amte» waltete, ließ das Gepäck des Fremden, der ihm bereits telegraphisch von Isfahan aus empfohlen war, in da» im ersten Geschoß gelegen« Gastzimmer bringen und begleitete ihn selbst dorthin, bat ihn, es sich bequem zu machen, und lud ihn für elf Uhr zum gemeinsamen Breakfast mit ihm und seiner Frau ein. Da fragt« ihn der neue Ankömmling mit vibrierender, eigentümlich klangvoller Stimme, ob er ihm nicht sofort eine kurze Besprechung unter vier Augen gewähren könne. Harrison stimmte, wenn auch etwa» überrascht, zu und schloß die Tür. Der Fremde entledigt« sich jetzt plötzlich de» Schleiers, des Sonnenhut«» und zu guter Letzt auch de» ganzen Barte» und stellt« sich dem verdutzten Inspektor mit zarter Stimme und eleganter Ber- deuauna als Mik Ellen Hamilton, di« Schwester de» Eart
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