01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.04.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-04-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070410014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907041001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907041001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-04
- Tag1907-04-10
- Monat1907-04
- Jahr1907
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Umgebung die 6gespaltrne Petltzrile 2LPi^ sinanriell« An zeigen 30 Pf., Reklamen 75Ps.; von an-wäetS 30 Pf., Reklamen 1 M.; vom Ausland 50 Ps., stnanz Anzeigen 75Pi, Reklamen I.üo M. Iuierate v.Behörden im amtlichen Teü -li'P' Brilagegebübr 4 M. p. Taufend ert>. Pvü- aebühr. Äeschäflsanzeigen an be orzuglo Stelle im Preiie erhöht. Rabatt nach Tari Feilerteiltr Aufträge können nicht rnrüll gezogen werden. Für da« Ericheinen n.-i deiltmmten Tagen und Plätzen wird kein Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: AuguitnSPlatz bei iämtlichen Filialen u. aileu Annoncen- Expeditionen des In- und Auslandes. Haupt-Filiale Berlin: CarlDunckrr,derzgl.Bayr.Hofbuchhaiidlq. Lützowslratze lO (Tel. Vl, 4M3. Ivl. Jahrgang. Var AiMIgrte vom rage. * Heute vormittag All Uhr wird in Gegenwart des Königs Friedrich August das Königliche Lehrerseminar an der Aeußeren Elisenstraße in Leipzig eingeweiht. * Am heutigen Tage nimmt der Reichstag seine Verhandlungen nach den Osterferien wieder auf, ebenso das Preußische Abgeordnetenhaus. Im Reichstag beginnt die zweite Lesung des Etats beim Reichsamt des Innern, im Abgeordne tenhaus wird die Beratung deS KultusetatS (Uni versitäten) fortgesetzt. * Gestern fanden in Berlin die Verhandlungen der 33. Vollversammlung deS Deutschen Handelstages statt. (S. DtschS. R.) * Reichskanzler Fürst Bülow trat gestern von Ra pallo seine Rückreise nach Berlin au. * Der Berliner Botschafter der Union, Tower, hat auf einem Festmahl in New Kork eine sehr deutsch freundliche Rede gehalten. (S. d. bes. Art.) * Die Monarchenbegegnung in Cartagena wird allgemein als das Symbol eines engen Anschlus ses Spaniens an die «ntsntv eorckials der Wesimächte aufgefaßt. (S. d. bes. Art.) * Di« Reichsdnma beschloß mit allen Stimmen gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und der Sozialrevo lutionäre, das Budget der Budgetkommisjion zu überweisen. * Gestern wurde in der Karl Tauchnih^traße eine Frau von einem Automobil überfahren. Sie starb auf dem Trans- Port nach dem Krankenhause. (S. Lpzg. Ang.) ver Herr prärepror Orr!äcl>;i;cden flonzrrvaliven. Ma» durfte, wie wir schon in unserem Sonntag-Leit- artikel über die Vorgänge im Dresdner konserva tiven Verein andeuteten, darauf gespannt sein, wie das Urteil in der konservativen Presse ausfallen werde. Abge sehen von einem Leitartikel der „Dresdner Nachrichten", der sich im großen und ganzen zu dem Beutlerschen Programm freundlich, aber sehr vorsichtig, stellt, haben sich bemerkens werte Stimmen aus den sächsisch-konservativen Parleikreisen, so weit wir urteilen können, nicht vernehmen lassen. Dagegen erhebt jetzt von der Spree her, mit gerunzelter Stirn, der bekannte agrarisch-konservative Praczeptor der sächsischen Konservativen seine volltönende Stimme und diese ver spätete Osterzensur, die Dr. Oertel in der „Deutschen Tageszeitung" in einer Ausdehnung von drei Zeitungsspalten den Dresdner Verhandlungen zu teil werden läßt, verrät nur allzu deutlich die tiefe Mißstimmung, die man von agrarisch-konservativer Seite über den Vorstoß des Dresd ner Oberbürgermeisters und seiner Freunde empfindet. Zunächst hat er den Konservativen vom Schlage des Dr. Oertel damit in da- Fettnäpfchen getreten, daß er es gewagt hat, von einer Bedeutung der Börse für die Landwirtschaft zu reden und Entgegenkommen gegen die von der Regierung in Aussicht gestellte Börsenreform zu zeigen. Von oben herab versichert der Herr Präzeptor, daß sich wohl Dr. Beutler „nicht besonders eingehend mit der Angelegenheit besaßt habe" und stellt dann in üblicher agrarischer Grobheit die Norm auf, daß man nicht gesonnen sein werde, „die berechtigten Interessen aller ehrlichen Arbeit, insbesondere die der Landwirtschaft, denen der Börse zu opfern". Dieses war der erste Streich — doch der andere folgt sogleich. Die Forderung Dr. BeutlerS, die darauf hinaus läuft, man solle für Gewerbe, Handel und Industrie von konservativer Seite auS ebenso sorgen, wie für die Land wirtschaft, „können wir", sagt der Präzeptor, „nicht für be sonders zweckmäßig erachten". Und nun folgt da« alte Glaubensbekenntnis der Konservativen, gegen das Dr. Beutler aesündigt hat, daß nämlich die Grundlage eines ge sunden Wirtschaftslebens in Deutschland immer nur die Landwirtschaft bleiben wird. Darum rede man mit Recht von einem Er st geburtSrecht der Landwirt schaft. Mit anderen Worten: es soll wie bei einem Fidei- kommiß so sein, daß nur für den, der das Erstgeburtsrecht besitzt, ausreichend gesorgt wird — die anderen werden mit dem, was sonst noch da ist, und den Interessen des Erst geborenen nicht widerspricht, bedacht. Darnach bat man ia auch in Preußen-Deutschland fast immer die Wirtschafts politik zu gunsten der „erstgeborenen" Landwirtschaft ge- >^gelt, und es heißt, das Wesen der konservativen Partei nach ihrer historischen Entwickelung falsch beurteilen, wenn man meint, s i e werde sich jemals in beachtenswerter Weise einer Wirtschaftspolitik bekennen, die Handel, Gewerbe und Industrie der Landwirtschaft an Wert gleich stellt. Man kann eS darum Dr. Oertel von seinem Standpunkt auS nachsühlen,'daß er Dr. Beutlers Forderungen für „un- zweckmäßig" erachtet. Er fühlt instinktiv, daß von dem Beutlerschen Standpunkt aus, so wenig dieser agrarseindlich ist, Konseguenzen gezogen werden könnten, die das ganze Kartenhaus der konservativen WirtschastSanschauung um warfen. Darum denkt er „— krinripii» obstn" — und er wird damit Heu Sieg behalte«. Oertel- Anhänger unter den sächsisch«» Konservativen find zahlreich, sind stärker al» di« „städtischen Konservativen", die sich allenfalls für Dr. Beut lers Gedanken gewinnen lassen. Ter Bund der Landwirte hat dafür gesorgt, daß die konservative Partei agrarisch bleibt. Aber Dr. Oertel schreibt noch mehr. Er ist ja nicht nur der Präzeptor der sächsischen Konservativen. Auch die sächsische Negierung rechnet er zu seinem Ressort, dieweil sie nicht anders sein soll, als wie es der agrarische Konservativis mus will. Da ist es ihm denn durchaus anstößig, daß ein königlich sächsischer Negierungsbcamter davon gesprochen hat. das Autoritätsprinzip reiche heute nicht mehr aus, den Staat zu erhalten, es gelte, an seine Stelle die bewußte Mitverant wortlichkeit, das eigentliche Vürgerbewußtsein zu setzen. Und Herr von Nostitz-Wallwitz muß sich darum von Dr. Oertel belehren lassen, daß er besser getan hätte, seinen Satz a n d e r S a bz u t ö n e n, so daß die erste Pflicht der Königs treue und deS Vaterlandsgefühles dadurch nicht zurückgesetzt erscheinen können! Eine köstliche Belehrung aus agrarischem Mund angesichts der demagogischen Agitation, die der Bund der Landwirte einst gegen die Caprivischen Handelsverträge trieb, die der Kaiser als „rettende Tat" bezeichnet batte. Daß Herr von Nostitz-Wallwitz nicht daran denkt, die Pflicht der Königstreue geringer einzuschätzen als die agra rischen Konservativen, versteht sich von selbst. Er hat aber glücklicherweise gelernt, daß mit dem Wahlrecht das Pflicht gefühl der Mitverantwortlichkeit, das Bürgerbewußtscin ge fordert und unerzogen werden müsse. Und wenn die agra rischen Konservativen diese Pflicht schon zu ihrem eigenen Nutzen zu erfüllen verstehen, so ist es um so notwendiger, daß auch die übrigen Bevölkerungsschichten immer mehr zu dieser Mitverantwortlichkeit an der Führung der politischen Geschäfte berangebildct werden. Tann werden sie freilich erkennen, daß das Wohl des Staates durchaus nicht immer identisch ist mit der Erfüllung der bündlerischen Wünsche, die man ihnen so gern als „nationale Forderungen" präsentiert. Und vor dieser Volserziehung mag den agrarischen Konser vativen bange sein. Zum Schluß wird dann auch noch der Herr Amtshaupt- mann von Nostitz - Drzenicki einer Kritik unterzogen, weil er das bestehende Wahlrecht zur Zweiten Kammer scharf kritl:-)rt und gefordert bat, Laß bei der Wahlrefoim dre Grenzen des Wahlrechts io, jveit wie möglich zu ziehen seien. Es wird dem Amt^haüvtmann, dem Dr. Oertel gütig die Zensur erteilt, daß er ein tüchtiger und trefflicher Beamter sei, vorgeworsen, daß er damit ein Wahlrecht kritisiere, das seine früheren und jetzigen Vorgesetzten s!!> cingebracht und gegen ähnliche Vorwürfe, wie er sie erhob, bisher verteidigt hätten! Welche feine Manier, einen Beamten anzuschwärzen! Wirklich — unsere agrarischen Konservativen verstehen cs meisterhaft, mit dem Autoritätsbegriff zu spielen, wenn es ihnen vaßt: während man noch nie gehört hat, daß sie Beamte rüffelten, wenn diese vom agrarischen Standpunkte aus gegen Maßnahmen und Gesetze der Regierung Front machten, wie dies in so reichem Maße bei der preußischen Kanalaffäre geschehen ist. Hier steckt im Hintergrund der ganze bittere Groll gegen die kommende Wahlrechtsänderung, gegen die man sich nur nicht offen auszusprcchen wagt, deren Notwendigkeit man darum mit zahmen Worten zwar zuglbt, die man aber so engherzig wie möglich gestaltet sehen möchte. Deswegen wird Dr. Oertel auch nur an einer Stelle seines Artikels zu einem günstigen Zensor. Tort, wo er den kon servativen Abg. Ulrich über den Schellenkönig lobt, weil er gefordert hat, die Wahlreform müsse den Unterschied zwischen ländlichen und städtischen Wahlkreisen un bedingt beibehalten. Der ganze Artikel der „Deutschen Tageszeitung" würde ja nicht von solcher Bedeutung sein, wenn man annehmen könnte, er habe nur die Bedeutung einer privaten Stil übung. Dr. Oertel weiß vielmehr sehr wohl, wieviel sein Wort unter den agrarischen Konservativen in Sachsen gilt. Er tritt nicht ganz mit Unreckt wie ein Präzeptor der sächsi schen Konservativen auf. Hinter ihm stehen die Bataillone des Bundes der Landwirte. Hinter ihm steht die historische Entwicklung der konservativen Partei zu einer wesentlich agrarischen Partei mit politisch reaktionären Begriffen. Darum ist die nachträgliche Osterzensur, die dieser Präzeptor hier den Beutlerschen Gedanken und den Vorgängen in der Dresdner konservativen Versammlung erteilt hat, von parteipolitischer Bedeutung. Diese Zensur aber sieht nickt darnach auS, daß nach ihr die Beutlerschen Reformvorschläge unbeanstandet in das konservative Parteiprogramm „versetzt" werden können. Lattagena. Bor einigen Jahren erdreisteten sich die unverantwort lichsten unter Englands „Gelben", deutschen Panzern in einem englischen Kriegshafen als Hauptzweck ihres Be suches Spionageabsichten unterzuschieben. Wollten wir mit gleicher Münze heimzahlen, 'o böte uns da^ Erscheinen eng lischer Kriegsschiffe im Hafen von Cartagena Anlass Er zählen doch jene Schwarzseher — welche in dem ewigen Sonnenlande ihres Oarlo» prirrwro, der bei uns der Fünfte heißt, wie die Pilze aufwuchern, seit es in Spanien wieder Abend wird — erzählen sie uns doch, daß auf Albions Wunschzettel neben Julius Cäsars erster Eroberung Coruüa und neben dem Balearcnhafen der nach Hannibals jüngstem Bruder benannt ist, auch des Barciden-Schwiegersohns glänzende Gründung Neu-Karthago stehe! Mit Coruüa im Westen, Port Mahon im Norden, Cartagena im Osten und Gibraltar im Süden würde allerdings die Pyrenäenhalbinsel „in einen Schraubstock cingepreßt" sein, um das schöne Bild des höhnenden Siegers von Paardeberg zu wiederholen! Die Monarchenbegegnung von Cartagena drückt das Siegel aus die englisch-spaniicke Verbindung, die Frucht von Eduards VII. zäher Arbeit. Daß sie kommen würde, wußten wir seit Algeciras, wußten wir seit dem Ehebund« deS jungen Herrschers mit der Battenbergcrin. Nickt als ob sie über raschend gekommen wäre. Seit Siloela daS Marotko- obkommcn mit Frankreich 1002 aus Furcht vor England- Stirnrunzeln unter den Tisch geworfen hatte, obwohl e- Spanien so unendlich mehr bot al- de» magere» Kasch«» vo» 1904, der auf der Konferenz noch um eine kleine Zulage vermehrt wurde — seitdem hatten wir begriffen, daß die einst so stolze Großmacht widerstandslos an das Schlepptau der größeren gefesselt sei. Nicht als ob nicht an den Ketten gezerrt würde. Als man am Jahresschluß in Paris die Zeit nicht erwarten konnte zu einer „aktiveren" Marolkopolitik, aber mit Spanten, als die militärischen Maßnahmen so eingerichtet waren, daß Spanien zuerst in die Tür eintreten sollte, da pochte das Herz der einst so tapferen Hidalgos doch hörbar. Es regnete Ministerkrisen: drei in einer Woche! Man kennt auf der pyrenä 'chen Halbinsel die sehnigen Arme der Mauren zu aut seit dem Tage von Alkazar, als in einer Viertelstunde die lusitanische Großmacht Dom Sebastians auf dem Schlacht felde unterging. In der Karwoche ließ man diesesmal Frankreich allein machen und seinen Mauchamp rächen. Aber nun war's wieder nicht recht. Tie Presse begann die Frage zu erörtern, ob Spanien wirklich Seide spinne bei seinem Zusammengehen mit den Westmächten als Westmacht — wie stolz das klingt! Man hätte ein wenig früher nachdenken sollen. Ionien war trotz Untergang der Armada, trotz Verlust der Nieder lande noch immer eine gefürchtete Macht in Europa. Sein unaufhaltsamer Rückgang datiert von dem Augenblick, da Kastilien den Bourbon auf den Thron der großen Habs burger kommen ließ, datiert von den Zeiten der Bourboni» schen Familientraktate. Immer wieder mußte man die sran. zösische Zeche halbpart beschien, hoste man sich Trasalaars um Gallias schöner Augen willen. Man steckte jeden Fußtritt demütig ein. Auch die saftige Ohrfeige, als Napoleon IU. sich erfrechte, den Spaniern zu verbieten, sich nach Lust einen König zu holen und sei's aus dem Pfefferland. Spanien kniff und ließ Deutschland bei Wörth allein, das doch auch um Spaniens Unabhängigkeit sich schlug. Als der Banker Spanien in Kuba brutalisierte, sah man sich verzweifelt nach Hilfe um: ob man damals darüber nachgedacht bat, daß alles vielleicht ander? gekommen wäre, wenn man sich 1870 den Dank eines Volkes gesichert hätte, bei dem die Bunbestreu« niemals ein leerer Wahn werden wird? Tie Neue kommt jetzt zu spät. Sie wird auch heute über tönt durch den Lärm des Festtages von Cartagena. Spanien marschiert an Englands und Frankreich Seite. Ob da- Llliuuao heißt oder autanta corckiuls, ist unter Brüdern tzanz eg'l. Spaiuen w>rd im Haag, wir ' n Algeciras Engnmdk uns Frankreichs Gr schäfte mact-en. Es ist unS schon ang«. kündigt, toß es allein mit Nordamerika, seinem jungt«» Was't.ugcguer, Englands Abrüstungsantrag unterstützt. Der Gedai/e einer spanUchen Abrüstung wirkt wahrhaft b freiend für die Welt. Wenn Spanien abrüstet, darf man endlich ruhig schlafen! Lleich-eitig mit Kirig Eduards Ankunft in Cartagena ist König Viktor in Athen einaetroffen. Das ist natürlich ein reincs Spiel des Zufalls. Italien gehört ja ^em Dreibund« an: freilich ist es daneben mit England verbündet. A's Deutschlands Verbündeter muß es gegen die Abrüstung stimmen, als Englands Bundesgenosse dafür. Dieses Dilemma brauch, einen recht, recht tüchtigen Diplomaten Es scheint >hn :n Tittoni zu besitzen. Wir haben ia schon erfahren, daß Furt- Bülow von Italiens Haltung fetzt befriedigt ist, daß Berlin die heillose Entgleisung vergessen und vergeben i)at, die durch die Entsendung des alter FranzosenfreundeS Visconti nach Algeciras verbrochen war. Als jener Gewilter- wirbcl avisprang und eine schwere Störung in der politischen Atmosphäre verkündigte, da hüllten w r uns fester in unseren warmen Mantel und lasen einige Wochen die italienischen Zeitungen nickt mehr. Darüber gingen uns die Nachrichten von dem schrecklichen Ausbruch des Vesuv so verspätet zu, daß ein Beileidstelegramm nicht mehr anging. Diesmal war keines Stuebel Zerstreutheit daran Schuld gewesen. Tie Sonne Tittonis scheint heute wieder warm, und der Mantel des winterlichen Mißvergnügens ist abgelegt. Italien wird im Haag nickt für den Abrüstungsantrag stimmen, sondern ihn motiviert ablehnen, wie ein Parlament, da gerade keine Ministerkrisis brauchen kann. Aber vielleicht wird Griechenland für die Abrüstung stimmen und Europa von der Furcht vor den Helden der thessalischen Schlachtfelder befreien. Auf alle Fälle kann heutzutage die Stellung zum Abrüstungsantrage als ern Schiboleth, als so eine Art politischen Barometers gelten. Es wird ganz interessant werden, wie Griechenland und die anderen Kleinen stimmen. Natürlich wäre es Verleumdung, König Viktors Visite dann mit solchen Betätigungen der nationalen Souveränität in irgend welche Verbindung zu bringen. Die Kleinen das Balkanlandes werden alle ganz unabhängig zu einer solchen Stellungnahme gelangen, die sie — zu rein gar nicht? verpflichtet. * Den Besuch des englischen Königspaares in Cartagena bezeichnen die „Times" als zwar offiziell in der Form, dem Charakter nach aber bandele es sich nur um eine Familien angelegenheit. Die „Times" Unterlasten indessen bei der Besprechung des Besuches nicht, auf die Handelsbeziehungen und auf die ausgedehnte, nack dem Atlantischen Ozcan und nach dem Mittelmeer blickende Seefront Spaniens hinzu weisen, die durchaus kein gleichgültiges Moment sei und ein gutes Einverständnis zwischen den beiden Ländern wünschenswert mache. Dieser Hinweis auf die beherrschende spanische Küste äst bemerkenswert und legt die Frage nabe, ob England während des amerikanisch-spanischen Krieges alles für die Vernichtung der spanischen Seemacht habe ge- sckehen lasten, nur um an dem Wiederaufbau seiner Flotte teilzunehmen, oder ob es die spanischen Hafen als zu seiner Disposition stehend onsieht. Im übrigen konstatiert das Cityblatt: Wenn die Interessen Spaniens und Englands auch augenblicklich nicht solche sind, wie diejenigen, die die Truppen Wellingtons und Spaniens auf der Halbinsel zu- sammensührten, so sind sie dock ko, daß ein Einverständnis gute Dienste leisten kann. Daß daS Blatt diese Angelegen heit nicht unbenutzt läßt, um sich in der französisch-ipanisch- englischen Abmachung zu sonnen, ist selbstverstävlich. — -Pais", daS Organ ver spanischen Republikaner, warnt die Regierung dringend, sich in Cartagena auf keine Ver pflichtungen einzulasten, die Spanien in kriegerische Ver- Wickelungen ziehen könnten. Gerüchte seien verbreitet, daß eine Liga der De st machte gegen Deutschland vorbereitet werde. Ein solches Abenteuer dürfe Spanien keineswegs mitmachen, sondern absolute Neutralität be wahren. veutrcblana un<l Amerilra. Ueber die schon kur» gemeldete Rede deS amerikaniscken Botschafters am deutschen Hose, Charlemeyer Tower, bei einem Festesten ver „Slaalszeitung" in New Dort liegt jetzi ein auSiührticherer Bericht vor. Wir geben aus ihm fol gende Einzelheiten. Der Botschafter führte aus: Es bereitet mir außerordentliche« Bergnüren, Ihnen zu erklären, daß, soweit die internationalen Begebungen zwecken den Bereinigten Staaten und Deutschland in Frage kommen, alles tu bester Ordnung ist. Unter Verkehr war zu keiner Zeit freundschaftlicher als beute. Wir sind nicht nur in vollständiger Harmonie in unseren Ansichten über die großen Zeitfragen, an welch n wir ein allgemeines Interesse haben, wie beispielsweise gleiche Handelsrechte und offene Tür in China, unsere Beziehungen sind glücklicherweise auch von solchem Charakter, daß untere gegenseitige Herzlichkeit niemals die geringfügigste Ursache zur Beeinträchtigung unserer Freundschaft Mit anderen Nationen bilden kann. Unsere wechselseitige» Interessen arbeiten für Frieden in der ganzen Welt. Im Laufe meiner Erfahrungen tn Berlin, welche sich über eine Periode von fast fünf Jahren erstrecken, bade ich andauerndes Wachstum de- guten Willens zu einem besseren Verständnisse zwischen Deutschland und Amerika beobachten können. Was die Unterhandlungen zur Beilegung der Fragen, die den einen oder den anderen Teil beträfen, wesentlich erleichterte, davon batten wir in letzter Zeit be zeichnende Beispiele; verschiedene Ursachen wirkten zu'ammen, um dieses Resultat herbeizujübren, darunter meiner Ansicht nach in erster Reihe der persönliche Einfluß unseres Präsidenten Die wichtigste TranSaltion, welche die amerikanische Regie» iung kürzlich mit Deutschland hatte, betrifft unsere Handelsbeziehungen mit dem Deutschen Reiche und die Schaffung einer Grund lage, auf der wir unseren Handelsverkehr in Zukunft lort- setzen sollen. Die» ist ein ernstes Problem, da» für beide Teile beachtenswerte Gesahren in sich birgt. Da der Kon greß keine Schritte tat, die Neuregelung der Handelsbeziehungen zu Deutschland berdeizusühren, und die Zeitgrenze, welch« Deutschland zur Anknüpfung von Unterhandlungen über diese Frage einräumte, bald erreicht war, lag vor einem Jahre die Befürchtung nahe, daß amerikanische Ware» in Denischland künftig nur nach den Bestimmungen des allgemeinen Zolltarif eingesührt werden könnten und wir aus die früheren Privilegien verzichten müßten. DaS war bei innerem riesigen, immer mehr zunehmenden Export nach Deutschland, der sich jährlich auf 325 bis 350 Millionen Dollars beziffert, von höchster Be- deu'uiig, und im Hintergründe lauerte die Gefahr eine« Zollkrieges. Stu Zollkrieg mit Deutschland wäre eine gefährliche Sache. An diesem kritischen Wende punkte im Anfang deS vorigen Jahres entschloß sich die deutsche Negierung mit jenem liebenswürdigen Entgegenkommen, mit welchem sie alle inter nationalen Erörterungen mit un» behandelt, den Bereinigten Staaten ein wichtige-Zugeständ nis zu machen, um unS mehr Zeit zu geben; die kommerziellen Fragen zu erwägen und ein Mißverständnis zwischen beiden Nationen zu vermeiden. Im Februar 1908 wurde dem Reichstag eine Gesetzesvorlage überreicht, welche bestimmte, daß die Zollsätze de» BertragStaris» auch aus amcrikaai'che Exportartikel für weitere 16 Monate An wendung finken sollten. Die Vorlage wurde angenommen. Unter den Bestimmungen diese» sogenannten Provisorium» vollzieht sich nunmehr unser Handel mit Deutschland. Diele» Provisorium bleibt in Kraft bi» zum 30. Juni, dann er wartet Deutschland Antwort von un», ob wir geneigt sind, neue Bkreinbarunzen zum Au-tausche unserer Handels- erzcugnisse zu treffen. Ter deutsche Vorschlag ist, in einfachste Form gekleidet, etwa folgender: Wir gewähr leisten euch die Privilegien unserer niederen Veriragszvlle für eure Waren, ohne daß wir von euch etwas dafür er hielten. Unsere Waren, die wir nach Amerika schicken, sind den allgemeinen Bestimmungen eures Tarifs unterworfen, eure Zölle sind m manchen Fällen zehnmal höher als die unserigen für dieselben Güter, die ihr nach Deutschland bringt. Die Fortdauer dieses ZustandeS ist unmöglich, ebensowenig können wir euch obne Gegenleistung jene Zugeständnisse machen, die wir den euro- pänchen Nationen auf Grund de- Reziprozitätsprinzip» zu- billigten. Wir sind aber gern bereit, mit euch einen Ver- traz einzugehen, der für un» beide zufriedenstellend ist. E» kommt un» eigentümlich vor, daß, nachdem wir Gegenseitig- keilSoerträge mit anderen Ländern abgeschlossen haben, die Bereiniglen Staaten al» einzige Nation von unS wsitere Zugeständnisse verlangen, ohne selbst irgendwelche Bereit willigkeit zu zeigen oder auch un» Zugeständnisse zu machen. DaS war die Lage, als der Präsident in seiner Weis heit sich dazu entschloß, die Angelegenheit gründlich an Ort und Stelle unterlucken zu lassen. Er sandte letzten Herbst einen Ausschuß für diesen Zweck nach Berlin. Dieser Ausschuß batte kein Reckt, für die Bereinigten Staaten irgendwelche bindenden Abmachungen zu treffen Die Herren wurden mit größter Höflichkeit empfangen. Die Verhandlungen zwischen unserer Abordnung und der Deutschlands dauerten über zwei Monate. Als unsere Bertreter vor kurzem nach Amerika zurückkehrten, konnten sie dem Präsidenten e ne genaue Darlegung des StandpunIteS der deutschen Regierung mit allen Einzelheiten überreichen. Der Bericht der llommijfion befindet sich zurzeit in den Händen des Präsidenten, der seine Ansichten darüber wahrscheinlich bald dem Lande bekannt« geben wird: wir baden allen Grund zu der Annabme, daß er die richtige Methode finden wird, unsere Beziehungen zu Deutschland in ehrenhafter und zufriedenstellender Weise sortsrtzen zu können, obne länger die Gefahr eine- Zollkriege» befürchten zu muffen. Der Reicht»» un» Wohlstand Deutschland» urhmeu wunderbar zu, mit geradezn überrasch«ad«r Schnellt-«
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