01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.05.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-05-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070515018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907051501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907051501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-05
- Tag1907-05-15
- Monat1907-05
- Jahr1907
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N.) * Ter Berliner Oberbürgermeister Kirschner hat sich bereit erklärt, bei dem gegenwärtigen Streik im Berliner Baugewerbe zu vermitteln. * Im Stadthaus zu Offenbach a. M. wurde ein Vombenattentat verübt. (S. Dtschs. R.) * Der Prozeß des früheren Reichskommissars Carl Peters gegen die „Münchner Post" ist vom 23. Mai auf den 20. Juni verschoben worden. (S. Ttschs. R.) * Justizrat Dr. Junck in Leipzig hat sein Amt als Stadtverordneten-Vor st eher und sein Mandat als Stadtverordneter nieder gelegt. (S. Lpzg. Ang.) * Die Taufe Les Prinzen von Asturien ist auf Sonnabend mittag festgesetzt worden. * Die marokkanische Flotte bombar diert Fort Marchica. (S. Ausl.) * Gestern abend stießen an dem Straßenübergange bei Gourain court, wie auS Longwy gemeldet wird, eine Lokomotive und ein Straßenbahn- wagen aufeinander. Viele Personen wur den getötet und vier verwundet. ves Zloclrpailamentt errler Zerrionzsbscbnill. Bei der Generaldebatte der dritten Etatsberatung ist die Frage erörtert worden: Was hat das Blockparla ment bis jetzt geleistet? Es ist die wichtigste Frage der innerdeutschen Politik. Denn von ihrer Beantwortung, von den praktischen Folgen aus der Stellung zu ihr, hängt die zukünftige Gestaltung unteres politischen ParteiwesenS, unserer Parteiverhältnisse ab. Es ist aber auch eine der schwierigsten Fragen. Denn je nach der Parteirichtung, nach den speziellen Wünschen und Hoffnungen, ja nach den individuellen Ausfassungen wird die Antwort anders aus- sallen. Auch wir können nichts anderes tun, als aus zeichnen, was wir sehen. Doch soll wenigstens versucht werden, daneben den abweichenden Anschauungen gerecht zu werden, in dem Bewußtsein, daß hier viel Unwägbares ge schätzt werden muß. Eins ist jedenfalls erreicht worden: Der Rcichshaus- baltsetat ist, mit Hilfe des Notgesctzes, erledigt worden, und dergestalt, daß man ihn von nationalen Gesichts punkten aus gutheißen darf. Tas klingt dürftig, ist aber viel. Denn es ist zu bedenken, daß gerade bei den Etats gesetzen der vorige Reichstag versagte, und daß in dieser kurzen Tagung mit der Beratung von vorn angefangen werden mußte. Der Etat ist das Fundamentalgesetz jedes konstitutionellen Regimes und seine Erledigung die erste und wichtigste Funktion der gesetzgebenden Körperschaften. Taß es gelungen ist, den Etat diesmal nicht nur ver fassungsmäßig korrekt fertigzustellen, sondern ihn auch in allen Hauptpunkten mit den nötigen nationalen Garantien auszustatten, daß die Forderungen für Südwestasrika, für ein selbständiges Reichskolonialamt, für Heer und Flotte bewilligt werden konnten, entsprechend den Plänen der verantwortlichen Beamten und den Wünschen der natio nalen Volksmassen, ist das Verdienst des Reichstages. Das soll nicht bestritten und nicht verkleinert werden. Man braucht nur an die trüben Dezembertagc des verflossenen Jahres zu denken, um das Erre.chte richtig zu schätzen. Es ist auch nicht wahr, daß etwa das Parlament nur als Produkt der Wahlen funktioniert habe. Es hat vieler Kämpfe, noch mehr hinter als vor den Kulissen, vieler Selbstüberwindung im Parlament selbst bedurft, bis das Ergebnis erzielt werden konnte. Und man muß dem Ab geordneten Bassermann recht geben, wenn er sagt: „Tat sächlich hat der Block, von einigen Geschäftsordnungs fragen abgesehen, vortrefflich funktioniert." Dies glatte Funktionieren war in diesem krisenreichen Frühjahr be sonders wertvoll. Denn es ist sicher überaus eindrucksvoll gewesen, in welcher selbstverständlichen und einmütigen Weise die Parlamentsmajorität hinter der Regierung in ihrem Kampf um die deutsche Machtstellung gestanden hat. Nicht so, als ob alles vortrefflich gesunden worden wäre, was die Regierung getan hat, aber in der Bereitschaft, die Konsequenzen mutig und opferfreudig zu tragen. Auf das würdige Benehmen der deutschen Volksvertretung in allen diesen Dingen bat das Volk Grund, stolz zu sein. In nationalen Fragen hat das Blockparlamcnt die Er wartungen aller guten Deutschen erfüllt. Nun aber kommt die heikle Frage: Was sonst? Hier beginnen die Schnür- rigkeiten der Beantwortung. Vorerst zugegeben, daß der Reichstag sich in einer üblen Lage befand. Der Etat nahm unendlich viel Arbeit in Anspruch, und der Arbeitsfähigkeit einzelner Parlamentarier ist in diesen Wochen Ungeheuer- liches zugemutet worden, wovor Berliner Maurer mit ihrem achtstündigen Acbeitsideal längst die Flucht ergriffen gehabt hätten. Indessen darf dieses Zugeständnis doch nicht darüber täuschen, daß von den vielen und hohen Erwartungen auf die Wirksamkeit des neuen Parlaments recht wenige er füllt worden sind. Und zur gesetzmäßigen Vollendung ist fast gar nichts gediehen. Die drei Veamtengesctze, die Noi- standszulagen, das kümmerliche Handelsabkommen mit den Vereinigten Staaten, damit läßt sich wirklich nicht viel Staat machen. Und wir sind allerdings auch der Meinung, daß eine gewisse Enttäuschung und Ernüchterung hierüber bei den Wählern der Blockmajorität, zum wenigsten bei den Liberalen, die Folge sein wird. Wir möchten diese Gefühle nicht noch weiter zum Wachsen treiben und haben gerade deswegen die positiven Leistungen des Blockes gegen jede Unterschätzung verteidigt. Aber wir können ihnen doch auch nicht jede Berechtigung absprechen, finden sie vielmehr lehr begreiflich. Immerhin aber wollen wir nach Möglichkeit das Verständnis für die Situation und für die Sterilität des Parlaments auf den außeretalsmäßigen Gebieten zu fördern suchen. Ein Fehler liegt bei den Wählern selbst: die Erwartungen waren zu hoch gespannt. Man legte den Auflösungsvorgängen tiefere Gründe unter, als leider vor handen waren. Man glaubte an den großen Mut der Kon sequenz, als der Ruf erscholl: Gegen Not und Schwarz. Man glaubte an den Beginn des großen Säuberungs prozesses, einer großen, freiheitlichen Aera. Aus den offi ziellen Kundgebungen war das nicht wörtlich herauszulesen. Aber es wurde doch auch nicht gerade bestritten. Und man glaubt gern, was mau wünscht. Nun wohl, das war eine Täuschung. Man lernte, seine Wünsche zu reduzieren, ließ sich in Erkenntnis der Zwangslage, wenn auch mit einiger Wehmut, auf die Vernunstehe mit der Rechten em und machte die Blockpolitik mit. Aber man wollte doch auch ein Heiratsgni bei dieser kiebclosen Paarung haben und erhielt nur Versprechungen. Ter Kanzler bekannte seine Sehnsucht nach einem agrarischen Leichenstein, dachte auch an allerlei liberale Zugeständnisse, aus denen aber nichts wurde. Es begann vielmehr ein auffälliges Drängen auf Schluß der Tagung. Und wenn dem Parlament e n Vorwurf zu mache, ist, so möchten wir ihn darin suchen, diesem Drängen zu willig nachgegeben zu haben, ohne auch nur auf die Durch- führung eines der liberalen Gedanken zu bestehen. Hier spielen freilich mancherlei andere, auch persönliche Momente mit. Ter Kanzler weiß sehr genau, daß die erste ehrlich liberale Reform auch cüe erste ernsthafte Belastungsprobe des Blockes ist. Und er wollte seinen Nothelfer, den Block, dieser Gefahr vor Erledigung des Etats nicht aussetzen. Aber für die Liberalen war der Block doch nur unter der Voraussetzung liberaler Zugeständnisse akzeptabel gewesen. Also mußten sie gerade auf diese Probe drängen, um sich zu vergewissern, daß ihre Voraussetzungen richtig, daß sie nicht die Dupcs bei dem Geschäft waren. Trotz dem übten sie sich in Bescheidenheit und machten dem scho nungsbedürftigen Kanzler das Leben nicht schwer. Nebenbei: wenn offiziös immer wieder versichert wird, der Kanzler sei kerngesund, arbeits'ähig und widerstanskräilig, so ist das doch nicht immer politisch klug. Fürst Bülow hat das Parla ment auch sonst nicht mit seinen Besuchen verwöhnt. In dieser Tagung aber ist er so selten dagewesen, hat so kon sequent, und sogar leider bei der dritten Beratung seines eigenen Etats gefehlt, daß eine indere Entschuldigung als Unpäßlichkeit nicht stichhaltig wäre, vielmehe nur als Unhöf lichkeit gedeutet werden könnte. Dieses ganz allgemeine Ge fühl der Unsicherheit wegen der Stetigkeit in der Leitung der Neichsgeschäftc hat viel mit dazu beigctragen, die Klärung zu verzögern. Und cs ist nur eine Pflicht der Wahrhaftig keit, zu bekennen: Der Liberalismus weiß heute noch nicht, wie er sich verheiratet hat, als er die Blockpartie machte. Was soll werden? Wozu muß man raten? Trotz alledem müssen die Liberalen vorläufig in Block bleiben. Sie haben einmal noch keine Beweise, daß sie etwa an der Nase herum geführt werden sollen. Man läßt sic ein bißchen ungebührlich warten. Dann bat der Block ganz unzweifelhaft auf die An sichten unserer Negierungs- und Verwaltungskreise überaus tolerierend, aus die äußerste bürgerliche Linke sehr wohl- tätig moderierend gewirkt. Ter Zusammenschluß zu einer bürgerlichen Linken ist sehr glücklich vorbereitet worden. Daß die Rechte sich gemausert hätte, kann man zwar nicht sagen, ist aber auch nicht nötig. Mit welchen Gefühlen die Konser vativen die von der Regierung versprochenen liberalen Kon zessionen billigen, soll uns gleich sein. Sehr heilsam hat sich auch die Neugestaltung der parlamentarischen Verhältnisse für die Sozialdemokratie erwiesen die einiges von ihrer Un- leidlichkeit abzulegen beginnt. Aber das wichtigste Argument ist das letzte. Tas Zentrum arbeitet mit allen Mitteln an der Wiederherstellung seiner Macht. Es hat sich bei der Bewilli gung der sudwestafrikamschen Kredite der Stimme enthalte-, cs hat bei der dritten Beratung deS Etats geschwiegen, es har Roeren abgehalstert, den wilden Erzberger gezähmt und seinem Avplaneur Frhrn. v. Hertling die Führung über lassen. Wer Augen hat zu sehen, wird erkennen, wo hinaus das soll. Und dem Zentrum sein Streben nach der alten Macht durch leichtfertige Sprengung des Blockes zu erleichtern, liegt eigentlich kein Anlaß vor. Denn wenn jetzt auch leider noch keine liberale Politik im Reiche gemacht wird, so würde sie durch ein Zentrumsregiment sicher nicht liberaler' werden. Und man sollte auch meinen, daß das Schwergewicht der Gruppierung die Regierung zuguterletzt doch noch zu der An erkennung zwingt, daß der gegen das Zentrum gerichteten Wahlparole auch eine gegen diese Partei gerichtete kulturelle Politik entsprechen muß, wenn man sich nicht eine rein ge- schäftspoliti'che Ausnützung tiennncrlicher Volksregungen vorwerfen lassen will. Also vorläufig heißt es: Abwarten und im Block bleiben. Im Herbst aber wird sofort auf die Honorierung der Rechnungen gedrängt werden müssen, die der Negierung in Gestalt der liberalen Resolutionen über reicht worden sind. V- Jm Anschluß an diese Ausführungen geben wir noch folgende Einzelheiten über die durch den Reichstag in der Zeit vom 19. Februar bis zum 14. Mai geleistete Arbeit. Es haben 53 Plenarsitzungen in 1RH Wochen stattgesunden, von denen 9'.a Wochen der Arbeit gewidmet waren. Von den dem Reichstag vorgelegten 28 Regierungs vorlagen wurden definitiv erledigt: 1> der ReichZhauskaltsetat für 1907, 21 5 Ergänzungsetats für 1907, u. a. Kaffer Wilhelm- Kanalerweiterung, Farmercntschädignngen, Teuerungszu lagen, Verminderung der Schutztruppen, 3) 2 Nachtragsctats für 1906 <29 Millionen Mark für Südwestafrika) und 1. Rate <8900 000 -L) für die Eisenbahn von Kubnb-Feldschubborn. 4) Entwurf betreffend deu Hinterbliebcnen-VersicherwüzS» fvndS, 5> Entwurf Wer die Vornahme einer Berufs- und Be triebszählung am 12. Juni d. I. 6j Kontingenticrungsoorlage für Brennereien, 7) Entwurf für den Gebührentarif des Kaiser Wilhelm- Kanals, 8) EtatSnotgesetz -für April und Mm, 9> Vertrag über den Beitritt Luxemburgs zur nord deutschen Vrausteuergemeinschaft, 10) Vertrag mit den Niederlanden über die gegenseitige Anerkennung der Aktiengesellschaften, 111 Vertrag mit der Schweiz über die Beglaubigung öffentlicher Urkunden, 12) Bestimmungen des neuen DeltpostvertrageS, 13) Uebercinkunft zwischen Deutschland und Frankreich betreffend den Schutz an Werken der bildenden Kunst, 14) Zusatzübereinkunft zum deutsch-türkischen Handels vertrag, 15) Zusatzvertrag zum deutsch-norwegischen Auslieferungs vertrag, 16) Handelsprovisoriinn zwischen Deutschland und der Union, 17) Entwurf wer Aeuvevungci d.-s Neichsbeamtengesetzes landerweilige Pensiomerungsoorschristen), 18) Entwurf eines Veamtenbinterbliebenengefetzes, 19) Entwurf eines Militärhint-rbliebenengesctzes. Unerledigt geblieben sind und bis zum Herbst verschoben: 1) die Maischbottichsteuernovelle (befindet sich in der Kommission), 2) Entwurf betreffend Herstellung von Zigarren in der Hausarbeit, 3) Entwurf über die Bestrafung der Majestätsbeleidi- gung:n, 4) Untcrsrützungswohnsitzgesetz, 5) Vogclschutznovelle, 6) kleiner Befähigungsnachweis. 7) Vcrsichcrungsoerlraqsentwun 8) Entwurf über die Sicherung der Bauforderungen, 9) Hilfskassengesetz. Ferner: 9 Denkschriften: Tätigkeit der physikalisch, technischen Reichsanstalt, Beichaf,igung von Gefangenen. Verlaus des iüowestasrikanischen Aufstandes, Entwickelung der afrikanischen Schutzgebiete, Entwickelung von Kiautschau, Bericht des Kolonialamres über die Kolonialskandalc, Denk schrift über die Beschwerden der Akwahäuptlinge, Denk schrift über die afrikanischen Eisenbahnen, Kartclldenkschrijt <Teil 3): 3 Verträge; Tipvelskirchvcrtrag. Lenzverträge wegen Togobahnen und südwestairikanischer Bahn, 9 Be kanntmachungen des Bundesrats, 22 Rechnungssachen, 7 Uebcvsichten und Nachweisungen, 26 Wahlprüfungsberichte. Von Anträgen von Mitglieder- sind 142 Initiativ anträge nicht zur Beratung bekommen, doch ist ein Teil von ihnen in Gestalt von Eralsreso.utioncn zur Annahme ge langt. Ferner wurden 14 dringende Anträge aus Einstellung von Strafverfahren gegen Reichstagsmitglieder angenommen. lieber die gestrige, die letzte Sitzung des Reichstages vor rer Vertagung, erhalten wir telegraphisch folgendes Siimmungsbllo: Der Schluß des ersten SessiouSabschniites des neuen Reichstags erfolgte am Dienstag in zwei Sitzungen, die sich nölig machlen, weil der AuSIreferungsvertrag nut Griechenland noch in alten drei Leimigen rurch- zuberalen war, was versasfungsmäß g nur in min- testens zwei getrennten Sitzungen zulässig ist. Dem Ver trag wird von keiner Seile wicersprochcn. Ganz obne Debatte wird taS Handelsabkommen mit ven Ber einigten Staaten in dritter Le'ung erledigt, und ebenso wird mit den drei Beamlengesetzen verfahren. Darauf tritt ras Haus in die Fortsetzung der dritten Beratung deS Etaiü ein. Dec Abg. Bassermaiin llagt beim Tiiel „Auswärtiges Amt" über den mangelhaften Schutz der Deutschen im Ausland, worüber auch der Abg. Müller- Meiningen Klage führt, ohne mehr als allgemeine Ver sicherungen aus dem StaatSickretär deS Auswärtigen Amts herauSholen zu können Hier muß auch daraus aufmerksam ge macht werden,baß tattächüch der bündigenErtlärung deSReichs» lanzlers nicht enisprochen worden ist, wonach verSiaaiSselretär des Auswärtigen Amis sich über die kritisierte Organisation un seres divlomati'chen Dienstes anslassen weide. Eine diese Unter lassungssünde behandelnde otfiziöse Notiz lann doch wirklich nicht als ausreichende Ausklärung jür die angeblich irrtümliche Auffassung dieser Erklärung anerkannt werden. Deshalb ist es auch nicht recht verständlich, wesbalb nickt ans dem Hause trotz der Geschänslage das Ausbleiben der Einlöiung des Kanzlcrwortes konstatiert wordeu ist. Soviel Zeit wäre iitirncrb n ucch übrig geweseu, denn dazu bclurfte es keiner langen Rede. Beim Titel „ReichSamt deS Innern" we>dcn wieder unzählige Spezialwüittche vorg brachi, u. a. wird über KonzeisionSerteilung für Sprengstosfabriken gesprochen, doch ichealt eas Haus ren Rednern nur geringe Ausmerksamkerl. j Das Interesse wird erst wieder wach, als Abg. Krecherr v. Wolfs-Metternich lZentr.) eine lang' Wcinrede lä,'. von der kein Wort zu verstehen ist. Der Redner sprickl >o leisc, baß Gras Siolb«rg verzweiielt lonslatiert, er Ion, nichts hören. Das stört den Redner aber Nickt, der MU lcbbaiien Hand- und Muncbewegungen eine Panlomime cuff- iusühren icheint. Der Bo gang ist liberwält'grud komi ck A-s der ZeittrumSabg orbnele geendet hat, rml das ganze Haus mil EiMckluß des Zentrums „Bravo"!, um darau' in Helles Gelächter auszubrechen. Später polemisieren Müller-Meiningen und der säch sische BundeSraisbevollmächtigte Oberst Frhr. v. Salza gegen einander wegen eines Landwchrmanns, der in Zi-ran am Tage der Kontiolversammlung an einer Glwerkickasis- versammluiig teilgnommen hat trotz ausdrücklichen Verbots. — Reichskanzler- und Kolonialelat werden ganz lurz abgetan. Dagegen wird beim Titel „ReickScisen- bahnaml" eine sehr erregte und sachlich mteressaule Debatte über die Themata: Rcickseisenbahoen, preußisch »Henriche EtsenbLhngemeruschLft,Betr>ebsmitrelgememsckast usw. geiüdrl. Ltvrz, Pichler, Frhr. v. Ga«p, Ullrich sind die Hauptredner. Auch der hessische BuuveSratSbevollniächligte v. Nerdlhardt mischt sich ein, um das Reckt Hessens auf ren Bau eigener Ettenbahnen zu betonen. Doch meint der Abg. Ullrick. Hessen könne wohl Eisenbahnen bauen, aber nur auf eigene Rechnung. Frhr. v. Gamp, der bekannte nobi- lrtierte preußiicke Panikularist erklärte, Hessen lasse sich 2 700 000 jährlich von Preußea schenken. (Allgemeine- Halloh bei den Süddeutschen.) Abg. Ullrich entgegnete sehr richtig, er möchte den Mann kennen lernen, der von Preußen lchon einmal eiwaS geschenkt bekommen habe. In Hessen gehe das Sprichwort: Preußen ist wie da- Meer, was eS hat. gibt es nicht wieder her. Damit sind endlich auch die Spezialdebatten zu Ende, und nun wird der Etttt im einzelnen und im ganzen, ebenso der Etat für die Schutzgebiete angenommen. Gegen ren Etat im ganzen stimmen nur die Sozialdemokraten und die Polen. Die Hauptarbeit ist getan. Der Etat ist im Hafen uud Dernburg >o gut wie Staatssekretär. Fehlt nur noch seine Ernennung im Reichsanzeiger. Die BundesratStr,bünen leeren sich, und das Haus vertagt sich auf 20 Minuten, um den AuslreserungSvertrag mit Griechenland ohne Debatte defi nitiv zu erledigen und sich noch einige Zeit mit Wahl- pristungen zu urtteiha tcn. Bei einigen Wahlen, so bei denen von Schack und Schwabach wird Beweiserhebung beschlossen. Tie anderen werben für gültig erklärt, entsprecht«» den Anträgen der Kommission. Daun endlich ist Schluß, und raS Haus vertagt sich mit den übliche« Formalitäten bis zum Herbst. PrasidentGrasv. Stolberg, dessen Amtsführung übrigens auch rn formaler Beziehung alle Erwartungen übertroffen bat, bat die Genugtuung, daß ihm vom Abg. Bassermann der wohlverdiente Dank bes ganzen Hauses sür leine liebens würdige und unparteiische Geschäftsführung ausgesprochen wird, und erwidert diesen Dank in wenigen Worten uud mit dem Wunsche: „Aus Wiedersehen im Herbst in Frftche und Gelundheit!" Das Haus leert sich schnell, um in den gewohnten Sommerschlaf zu verfallen. Italien; Sorgen. (Von unserem römischen ^.-Korrespondenten.) Auch Italien läßt sich sein 269 000 Mann starkes Heer und das, was zu seiner Funktionssähigkeit erforderlich ist, ein großes Stück Geld kosten: 225Vs Millionen Mark oder th8 .)( pro Kopf der Bevölkerung jährlich. Der italienische Steuerzahler, der einer der allerbravsten, wenngleich auch einer der allergeplagtesten dieser Welt ist, nimmt im all gemeinen daran keinen Anstand, und die ordentlichen Etats des Kriegsministcriums passieren das Parlament in der Regel ziemlich sanft. Dafür aber fällt es ihm immer sehr stark aus die Nerven, wenn außerordentliche Gaben von ihm gefordert werden. So neuerdings, als einerseits durch die Agitationen der subalternen Offiziere und der Unteroffiziere wegen Besserung ihrer Karriere und wirtschaftlichen Ver- hältnisse, sowie anderseits durch die Anforderungen der Re- gierung sür Neuausrüstung der Ariillerie, Verteidigungs werke usw. eine Extraausgabe von im ganzen etwa 250 Mil lionen Lire mehr oder minder nack>drücklich angeregt wurde. Tie ganze Fülle von Mißtrauen, die die an vielen Orten offensichtlich unbefriedigenden militärischen Verhälowisse, die disziplinwidrigen Agitationen von Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften, die kompetente Kritik gegen die leitenden Personen des Generalstabcs und des Kriegsministeriums, die Statistiken über die traurigen und immer trauriger werdenden Ergebnisse der Rekrutierung, die Studien über die argen Differenzen zwischen der Vollkommenheit der ita lienischen und der heutzutage bestmöglichen Ausrüstung, so wie endlich und vor allem die Angriffe der linksstehenden und nach der evidenten Nützlichkeit der Marineuntersuchung auch der konservativen Politiker gegen die ohne zulängliche Kontrolle und scheinbar wenig rationaler Weise Hunderte von Millionen verwirtschaftende Heeresverwaltung — die Fülle von Mißtrauen, die all daS gezeitigt hatte, entlud sich. Trotz allen Sträubens hatte sich die Negierung dazu ver stehen müssen, daß eine ständige Kommission von 12 Tepu> tierten die Beratung, Unterstützung und Kontrolle des Kriegsministers übernahm. Und nun, als diese Kommission in Ansehung deS beantragten TezennatS von 200 Millionen von denen etwa 100 der Artillerie zugedacht sind, eine ebenso skeptische wie minutiöse Austragung deS Ministers über die bisherige Verwendung der Fonds sür die Artillerie vor genommen uud keineswegs genügende Antworten erhalten hatte, mußte die Regierung selbst eine Untersuchung über die Heeresverwaltung und alle Heereseinrichtungcn be antragen, um die aufgeregten Gemüter halbwegs zu be schwichtigen. Freilich, nicht dies allein ist der Zweck der Untersuchung. Die Regierung kann um daS Anerkenntnis der von ihr und ihren Vorgängern begangenen schwer wiegenden Fehler nicht herum, ist aber auS eigener Kraft nicht imstande, den Fehlern auch nur auf den Grund zu oehen. ge'chweige sie praktisch auszubeben. Ferner kann die Regierung aus der Untersuchung vielseitig positiv nützliche Einsichten und Anregungen gewärtigen, und für Verwaltung und Organifation des Heerwesens kann ein befreiender und
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