DIE TYPISCHEN KONSTRUKTIONSMERKMALE DER LAUSITZER HOLZBAUTEN Die Wand Der Blockbau Der reine Blockbau ist heute vor allem in der Lausitzer Heide und im Spreewald zu finden. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hielt man fast ausnahmslos an der uralten Technik fest, bei der geheilte Halbhölzer mit der glatten Seite nach innen und den Waldkanten nach außen verlegt werden und die übereinanderge blatteten Enden des besseren Verbandes we gen um etwa 20 cm überstehen. Diese Eckaus bildung wird in Süddeutschland mit „Wettkopf“ bezeichnet. Das niedersorbische Wort hierfür heißt „kisina“. Im Spreewald wurden noch vor wenigen Jahren neue Blockhäuser errichtet, während in allen anderen Gegenden der Wandbaustoff Holz fast völlig durch massive Materialien verdrängt wur de. In der Oberlausitz sind seit etwa 1870 keine Holzhäuser mehr gebaut worden. Die Block bautechnik hat sich im Spreewald bis in die Gegenwart lebendig erhalten, weil sie gegen über anderen üblichen Bauweisen folgende Vorzüge aufweist: 1. Ein Blockhaus stellt eine fest zusammenge fügte Kiste dar, die als geschlossenes Ganzes keinen anderen Formenänderungen als Schwund bewegungen unterliegt. Diese starre, geschrotene Kiste wird dann an einigen Punkten auf Find linge gelagert, damit zwischen Grundschwelle (obs. zemnica) und Erdreich eine Lücke ver bleibt, die das Abfaulen der Schwelle verhin dert (Bild 59). Wenn sich die Findlinge mit der Zeit einsenken, wird die ganze Blockhaus kiste gehoben und mit neuen Steinen unter füttert. Diese punktartige Lagerung der hoch liegenden Grundsehwelle hatte nicht nur Schutz gegen die aufsteigende Bodenfeuchtigkeit zu bieten, sondern bewährte sich auch bei den all jährlichen Überschwemmungen. Demgegenüber muß bei einem Fachwerkbau die Grundschwelle in ihrer gesamten Länge satt aufliegen und ist daher viel eher der Fäulnis preisgegeben. Würde man aber eine Fachwerkwand auch nur in Abständen von 4—5 m auflagern, dann wäre mit erheblichen Durchbiegungen und Schäden zu rechnen. 2. Ein Blockhaus mit Strohdach hat nur ein geringes Eigengewicht, das den Untergrund so wenig wie möglich beansprucht. Der Bau von massiven Gebäuden ist auf dem sumpfigen Bo den des Spreewaldes heute noch mit Schwierig keiten verbunden. 3. Die hohe Luftfeuchtigkeit des Spreewaldes erfordert eine hohe Wärmedämmung der Außen wand. Diese wird gegenwärtig nur durch eine Holzwand gewährleistet. Bild 59: Eckauflagerung der Blockwand auf einem Feld- steinfundament in Burg-Kolonie Nr. 155