26 Die 5tadtbibliothek zu Kamenz. Hartmann, 50jährigen Schulrectoren in Tamenz" s000 Taler, von dessen Zinsen 8 Taler „zur Erkauffung eines guten Buches" Verwendung finden sollten. — NAt dem Tode Voigts im Jahre 1772 war auch die Blütezeit des Lyceums zu Ende. Wenig fähige Rektores und Lehrer vermochten die gelehrte Anstalt nicht auf der Höhe zu erhalten, welche sie unter Voigt er reicht hatte. Hierzu kam das Neberhandnehmen der Alipp- oder Winkel schulen, welche auf den Fortgang des Lyceums hemmend wirkten. Da dachte die Regierung daran, das Lyceum in eine einfache Schule um zuwandeln. Lange sträubten sich Rat und Bürgerschaft gegen diese Nkaß- regel und es wurde mit allen Nutteln versucht, der Stadt Aamenz die Gelehrtenschule zu erhalten, doch umsonst. Am Anfänge des dritten Dezenniums des sy. Jahrhunderts siel das Lyceum den Zeitverhältnissen zum Opfer. Auch die Bibliothek hatte in diesen Zeiten durch Verwahrlosung viel zu leiden und manches wertvolle Buch ging verloren, da Niemand im Geiste Voigts sich der Bücher annahm. Der Vizekanzler Tietze, welcher wegen Neuordnung der Schulverhältnisse in Ramenz weilte, befahl die Wiederinstandsetzung der Bibliothek, womit vom Rat der Skabinus Heinrich Gottlieb Gräves beauftragt wurde. Dieser legte ein neues Bücher verzeichnis an und glaubte für die Vermehrung dadurch in bester und — billigster Weise zu sorgen, wenn er an die großen Zeitgenossen die Bitte um Neberlassung ihrer Werke richtete. Der einzige, welcher der Bitte Gräves entsprach und seine Werke schickte, war Altmeister Goethe. Der Sendung lag folgendes Schreiben bei: Tw. Wohlgeboren verzeihen, wenn ich Ihr zutrauliches Schreiben vom 8. November erst jetzt erwidere, wo ich den ersten Nionat des Jahres zum Abtrag alter Schulden verwende. Das Gewünschte geht eben auch heute mit der fahrenden Post ab und ich darf Ihr Verlangen nach dem Besitz des Inhalts wohl zu den erfreulichen Belohnungen zählen, die mir für meine vicljährigen Be mühungen geworden sind. Möge das Gesendete immer gerade recht an Ort und Stelle wirken, immer zur rechten Zeit auf die wahrhaft Empfänglichen. Dies ist eigent lich der einzige Segen, den der Schriftsteller seinen vieldeutigen Arbeiten mitgeben darf, wenn er sie versendet. Das Wenige, was Sie von Sinn und Zweck Ihrer Anstalt sagen, giebt mir deshalb die beste Zusicherung, weshalb ich denn auch sehr gern den eröffneten Wunsch erfülle. Alles Wohl und Gedeihen im Einzelnen und Ganzen wünschend, zu geneigten: Andenken mich Ihnen und Ihren werthen Ntitgenossen an gelegentlich empfehlend, ergebenst Weimar, den 8. Januar l82s. I- W. GoetheH. ') lieber diesen Mann, der ein sehr eifriges Mitglied der Gberlausitzischen Gesell schaft der Wissenschaften war, s. Neues Laus. Magazin 24 0818) Nachrichten S. 8H. 2) Akten des Rats Usp. III. 8ecb. III. Koo. III. Nr. p