3. Aufl. / bearb. von Walther Ruge. Mit 153 Abbildungen nach photographischen Aufnahmen und vier Gemälden von Hans Busse, einer Skizze und einer farbigen Karte
Abb. 1V9. Die Tyssacr Wände. Aufnahme von A. Heinicke in Freiberg. (Zu Seite IM.) drungener Regen, Schnee, Frost und Wiederauftauen des Eises in den Klüften arbeiten beständig an der Erweiterung der Spalten; auch eingedrungene Baum wurzeln können dazu beitragen; aber dieser Zerstörungsprozeß geht sehr langsam vor sich. Vor allem aber fällt ins Gewicht, daß das tonige Bindemittel, das den Sand der alten Meerablagerung zu festen Steinbänken verkittet hat, sehr leicht durch Wasser aufgeweicht und daß damit das Gefüge gelockert wird. Dagegen widersteht das kieselig tonige Bindemittel, wie es in den meisten fein körnigen Sandsteinen vorhanden ist, weit besser der Zerstörung. Wie stark diese Auflockerung und Auflösung des Gesteins gewesen ist, sieht man an allen den unzähligen senkrechten Wänden. Wenn nicht am Fuß derselben ein Rinnsal oder gelegentlich ein Bächlein entlang fließt und den herabgefallenen Sand mitnimmt und fortspült, findet man überall an den Felsenwänden einen Schuttkegel von Sand und Blöcken mit einer bedeutenden Böschung aufgehäuft, die namentlich an den alleinstehenden Steinmassen auffällt und eine typische Erscheinung aller „Steine" bildet. Die Verwitterung greift vor allem die Schichtenfugen und die Klüfte an. An kahlen Felstürmen verwittern die Gipfel dermaßen zu rundlichen Köpfen, daß man ihnen Namen gegeben hat, wie Mehlsäcke und die Hafersäcke am „Brand". Derartig abgeschliffene Formen finden sich auch in den Schramm steinen und am Großen Zschand (Abb. 114—116). Wenn aber vollends die oberen Bänke aus besonders weichem Gestein bestehen und sich daher völlig in Schutt und Sand auflösen, der auf den unteren festeren Schichten zum Teil liegen bleibt, dann entstehen großartige Felsterrassen wie am Teichstein in der Nähe des Zeughauses oder an den Wänden nordöstlich vom Prebischtor. Hier er scheinen die Steilwände der unteren Bänke schon fast ganz in dem Schuttkegel begraben. Nur wo das Gestein der Verwitterung trotzt, zeigen auch die Felsplatten und Felstürme wunderlich eckige oder höckerige Oberflächen (Abb. 117), auf denen der Fuß nur schwierig einen festen Stand gewinnen kann; oder es 110