natürlich nur mit der Hand, und dann aufgehängt. In einer halben Stunde bereits kann man die völlig getrocknete Wäsche wieder abnehmen. Die Luft ist nämlich derartig trocken und die Sonne so intensiv, -aß jede deutsche Haus frau ihre Helle Freude an diesem rapiden Trockenprozeß hätte. Früher ver suchte die Waschfrau ihre eigne Waschmethode auch bei mir einzuführen, fehr zum Nachteil meiner armen Wäsche. Sie klopfte, wie es die Hiesigen zu tun pflegen, jedes nasse Wäschestück so lange auf einen Stein, bis angeblich der Schmutz draußen, in Wirklichkeit aber die Wäsche kaputt war. Dann spießte sie zum Trocknen alles säuberlich auf große Kakteen oder legte es ausgebreitet auf Sträucher. Diese Methode habe ich ihr natürlich bald abgewöhnt. Es ist überhaupt interessant, wozu alles man hier Kakteen verwenden kann. Unsre Gartenmauer z. B. aus adovis (lies Dreck) ist oben mit kleinen Kakteen bepflanzt, ein sehr wirksamer Schutz gegen Einbrecher, denn die Nadeln sind spitz und stark, und man kann sie nur mit größter Mühe und unter starken Schmerzen wieder aus dem Fleisch herausziehen. Ferner kann man sie als Grammophonnadeln und Zahnstocher verwenden. Weniger nutz bringend dagegen wirken sie, wenn man zufällig mit dem Auto darüber fährt. Sie sind nämlich imstande, einen dicken Gummireifen zu durchbohren. Zwischen 11 und 12 Uhr klingelt es draußen so anhaltend, daß wir schließ lich das Gartentor offen stehen lassen. Es sind die Wasserholer. Da wir in einem Vorort von La Paz, etwa 20 Minuten vom Zentrum entfernt wohnen, ist unser Grundstück das einzige weit und breit mit Wasserleitung. Also kommen sämtliche Indianer und Cholas des Umkreises mit ihren Blechge fäßen zu uns, um den umständlichen Weg nach dem Flusse zu sparen. Wir haben es ihnen aus nachbarlichen Gefühlen heraus erlaubt, und nun bringen sie uns ab und zu als Belohnung ein paar Früchte und Gemüse, helfen uns wohl auch mal bei einer Arbeit. Unser nächster Nachbar ist ein waschechter Indio, -. h. gewaschen hat er sich sicher in seinem ganzen Leben noch nicht. Er trägt Hosen aus handgewebtem Sackstoff, Sandalen und auf dem Kopf eine gestrickte Zipfelmütze mit Ohrenklappen, darüber einen schwarzen Filzhut, wenn er ausgeht. Manchmal finden wir ihn abends völlig betrunken vor seiner Tür liegen. Seine Frau raucht dagegen wie ein Schlot und kommt aller 2 Tage, um unsere Zigarettenstummel zu erbetteln. Dieses Indianers Felder begrenzen an zwei Seiten unser Grundstück, und -a er in der Haupt sache Zwiebeln anbaut, so atmen wir immer recht würzige Düfte. Nach dem Mittagessen ruhe ich ein Stündchen und fahre dann in die Stadt. Die Straßenbahn ist einzigartig. Es sind alte, kleine, schmutzige Karren, quer in -er Mitte -urch eine Holzwand geteilt. Auf der einen Seite befinden sich einfache Holzbänke; dies ist die 2. Klasse, in der Hauptsache sür Indianer und Cholas bestimmt. Die 1. Klasse dagegen hat Bänke mit strohgeflochtenen Sitzen. Aber -er außerordentlich üble Geruch aus der 2. Klasse -ringt natürlich auch bis zu uns. Da unsre Valuta gesunken ist, bezahlen wir anstatt 20 Cents nur 10, die 2. Klasse nur noch 5 Cents. Das ist südamerikanische Logik! Unter Aechzen und Stöhnen windet sich die Bahn die engen und steilen Straßen hinauf. An jeder Haltestelle stößt die Luftbremse ein unbeschreib liches Geräusch aus. Endlich sind wir an der Plaza Murillo angelangt. Das ist ein hübscher busch- und baumbestandener Platz mit Bänken und einem Musikpavillon für die Militärkapelle und bedeutet das Zentrum von La Paz. Hier erwartet mich mein Mann und wir gehen zusammen Kassee trinken, in das Cafe, das natürlich auch an der Plaza liegt. Es ist ein kahler und kalter, langgestreckter Saal mit einfachen Holzstühlen und -tischen. Aber es gibt wenigstens Musik, und das ist hier oben schon was wert. Der Kuchen dagegen ist jammervoll. Er sieht wie Hundekuchen aus und ist offenbar mit ranzigem Fett gebacken, also durchaus kein Genuß. Nach einem Stündchen gehen wir wieder, weil ich mir einen Hut kaufen will. Nachdem ich etwa 23 Stück auf-