Nr. S. 1V. Jahrgang Beilage zum General-Anzeiger. Juli 1S3L. Me unsere Alinen ihre Feten begruben. Wie alles in -er Welt -em steten Wandel unterworfen ist, so ists auch die Art, wie man die Toten zur letzten Ruhe bringt. Noch vor 100 Jahren waren die Begräbnisse auf den Dörfern unserer Heimat vielfach anders als heute. Die religiösen Zeremonien zwar sind im großen Ganzen dieselben geblieben, aber die anderen Umstände einer Bestattung haben sich geändert. Befassen sich heute, von Ausnahmefällen abgesehen, berufsmäßig Gesellschaften und Bestattungsunternehmen mit der Ueberführung von Verstorbenen zu ihrer letzten Ruhestätte, so war das früher ein letzter Liebesdienst, den die Nach barn und Freunde des Verstorbenen diesen erwiesen. Heute ist die Herstellung der Gräbern meist Sache der Friedhofsverwal tungen, früher, in Kötzschenbroda bis zum Jahre 1846, war es Sitte, daß jede Familie diese letzte Ruhestätte für ihre Angehörigen selbst bereitete, oder sie durch Nachbarn, Freunde oder auch durch bezahlte Tagelöhner ausschau feln ließ. An anderen Orten unserer näheren Umgebung war die Herstellung der Gräber mitunter auch ortsgesetzlich geregelt. So herrschte in Obergorbitz früher der Brauch, daß Lie dem Verstorbenen zunächst wohnenden Nach barn das Grab herstellten. In Hosterwitz wiederum waren alle Ansässigen der Reihe nach dazu verpflichtet. Allerhand Unzuträglichkeiten, Lie aus diesem Jahrhunderte alten Gebrauche erwuchsen, veranlaßten itt Kötzschenbroda schließlich die Kirchenbehörde, zur Bestattung der Leichen feftbesoldete Per sonen, Totenbettmeister anzustellen, denen auch Lie Herstellung -er Gräber oblag. Die ersten in Kötzschenbroda angestellten und am 8. Juni 1846 eidlich verpflichteten Totenbettmeister waren Gottfried Mäser und Friedrich Richter. Und wie die Herstellung der Gräber ehemals der Familie oder den Nach barn oblag, so auch die Ueberführung des Toten zum Friedhöfe. Innerhalb des Kirchortes selbst trugen Freunde und Nachbarn den Sarg vom Trauer hause zum Gottesacker. Bon den anderen Orten des Kirchspieles aus wäre bas zu anstrengend gewesen und man fuhr die Verstorbenen auf landwirt schaftlichen Wagen nach ihrer letzten Stätte. Noch aus -e« Jahre 1864 wird berichtet, daß man in Naundorf, Aitzschewig und Lindenau die Leichen auf