und lud uns edelmütig zum Mitessen ein. Das Fest ram heran, aber das Paket ließ auf sich warten. Na ja, das kann hier vorkommen! Neujahr ging vorüber, immer noch nichts. Jede Woche rannte Herr X. zweimal zur Post, um Nachforschungen anzustellen und Krach zu schlagen. Endlich gab er den Stollen zähneknirschend verloren. Und siehe da, Ende März, kurz vor Ostern? war eines guten Tages die Kiste doch angekommen. Der Stollen selbst war wundervoll verpackt gewesen in einer verlöteten Blechbüchse. Beim Zoll hatte man diese geöffnet, war sich über den Inhalt offenbar nicht klar geworden und hatte das Paket deshalb erst mal ein paar Wochen lang ruhen lasten. Na, nun hatten wir unsern Stollen endlich und freuten uns unsagbar auf den langentbehrten Genuß. Ja, Kuchen! Der war in dem halben Jahr seiner Wanderschaft so steinhart geworden, daß wir ihn beim besten Willen nicht schneiden noch beißen konnten. Mit dem Beil mußten wir schließlich kleine Brocken abhacken. Die wurden dann in Kaffee „geditscht" und schmeckten nun doch noch ausgezeichnet und ganz heimatlich! Die Laekmvwe in Äaeüsen. Es dürfte nicht allzuvielen bekannt sein, daß zu den Brutvögeln unseres Sachsenlandes auch eine Möwe gehört. Denn die Meisten glauben ja, daß Möwen an die See gebunden sind und daher auch nur dort zu brüten ver mögen. Für die Mehrzahl - 'er Bögel trifft dies auch zu, doch gibt es einige wenige Arten unter ihnen, d'.e auch im Binnenlande siedeln. Bei nns sind es die Lachmöwe und die zierlichere der ersteren sonst aber zum Verwechseln ähnliche Zwergmöwe. Während die letztere aber nur ganz spärlich in Ost preußen nistet und im übrigen Deutschland ganz vereinzelt auf dem Durch zuge angetroffen wird, besitzt die Lachmöwe Heimatrechte in sehr vielen deut schen Gauen. In Sachsen bewohnt sie gegenwärtig allerdings nur noch die an ausgedehnten Teichen so reichen ostsächsischen Niederungsgebiete, unterhält hier aber eine Anzahl von Brutkolonien, deren Kopfzahl oft an die Tausend heranreicht. Es ist für den, der eine derartige Kolonie zum ersten Male sieht, ein direkt überwältigender Anblick, wenn stch beim Nahen -es Beobachters die Vögel wie auf ein Kommando in die Lüfte schwingen und einer wirbelnden Schneewolke gleich laut lärmend über dem Brutteich kreuzen. Auch Nordwest sachsen besaß früher einige wenige Brutstätten unseres Bogels, doch ist die Möwe, die in ihrem Wesen einen zigeunerhaften Zug besitzt und oft die Ko lonien wechselt, ans kaum ersichtlichen Ursachen sie plötzlich aufgibt, um ebenso unvermittelt sich anderswo niederzulassen, seit einer Reihe von Jahren hier als Brntvogel verschwunden, wird aber wenigstens noch als regelmäßiger Durchzügler in oft recht großen Flügen beobachtet. — Die Lachmöwe schadet nachweislich der Fischzucht nicht im geringsten, obwohl dies vereinzelt noch behauptet wird, ist ihr vielleicht sogar noch förderlich, da sie durch ihre Erkre- meute die Entwicklung des Kleintierlebens in den von ihr bewohnten Teichen begünstigt und damit reichere Nahrungsgelegenheiten für die Fische schafft. Landwirtschaftlich kommt der Lachmöwe eine besonders große Bedeutung zu, weil sie die Aecker von tierischen Schädlingen säubert und dabei ganz besonders auch den Mäusen nachstellt. In den Gegenden ihres Borkommens kann man es alltäglich sehen, wie dem im Frühjahr pflügenden Bauer oft Hunderte von Möwen folgen. Und dieser schätzt daher auch die dunkelbraunköpfigen, sonst aber in schneeiges Weiß und zartes Blaugrau gekleideten Vögel hoch ein. Frühlingsgrutz. Es steht ein Berg im Feuer, — Im feurigem Morgenbrand, Und auf des Berges Spitze — Ein Tannbaum überm Land. Und auf dem höchsten Wipfel — Steh' ich und schau' vom Baum? O Welt, du schöne Welt, du, — Man steht dich vor Blüten kaum! -Eichendorff. Druck und Verlag: Gebr. Ziegver. Schriftleitung: A. Schruth, Kötzschenbroda.